Reisefischer Kanada
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#47 Richtige Entscheidung

Veröffentlicht: 12.07.2023

Bevor ich den letzten Satz aus dem letzten Blog beende, hier ein kleiner Infoblog.

1. Es tut mir leid, dass dieser Beitrag so spät kommt, ich bin schon lange nicht mehr in der Stadt, von der ich dir heute berichte. Ich hatte einige WLAN-Probleme, sodass ich erst heute dazu komme.

2. Warum auch immer hat Word meine letzten 30 Seiten der Datei gelöscht, sodass ich den Beitrag noch mal verfassen musste. Ein weiterer Grund für die Verspätung.

3. Daher wird der nächste Beitrag wahrscheinlich auch schon in den nächsten Tagen online kommen.

4. Es gibt auch diesmal eine Audioversion des Beitrages, diese ist leider etwas ausgeartet (1:37 h), wenn du trotzdem reinhörst, kannst du mir ja mitteilen, ob dir diese Version des Blogbeitrages gefällt. 😊 Jetzt geht es aber wirklich los...

Link zur Audiodatei: https://tinyurl.com/ympqn2fa

Hope

... Hope, das war unser nächstes Ziel, wo Vedesh und ich ein paar Tage verbringen sollten. Wobei wir etwas außerhalb auf einem kostenlosen (!) Campingplatz waren. Dieser lag wieder direkt an einem See, welcher von Bergen umgeben war. Traumhaftschön mal wieder.

Nachdem wir einen Platzwechsel hatten und anschließend final angekommen sind, hat sich Vedesh erst mal schlafen gelegt, schließlich war er seit fast 24 Stunden wach. Geweckt wurde er dann von der Ordnerin des Campingplatzes, da sie uns mitteilte, dass wir unser Essen wegräumen sollen, da sich ein Bär auf dem Weg zu unserem Campingplatz befindet. Er muss wohl vorher in den Wald gegangen sein, da ich ihn auch bei meinem kleinen „Such-Spaziergang“ nicht gesehen habe. Weiterhin hat uns die Ordnerin mitgeteilt, dass wir ein Feuer machen dürfen. Das war der erste Campingplatz, auf dem dies erlaubt war, da es eigentlich im Sommer in Kanada verboten ist. So kochten wir (bzw. Vedesh), leckeres indisches Essen über dem Feuer.

Am zweiten Tag ging es dann nach Hope. Hope war der Drehort für den Film Rambo und war ausschlaggebend dafür, dass die Filmindustrie nach Kanada kam. Sonst ist diese Filmstätte eher eine Kleinstadt, die dafür aber verhältnismäßig viele Motels hat. Wir sind dann gemeinsam ein wenig durch die Läden geschlendert und dort ist mir dann doch schon was aufgefallen und zwar, dass Vedesh nicht so wirklich Interesse daran hatte. :D Ich mag es, immer durch die Straßen zu gehen und mal dort in den Laden reinzugehen und mal dort. Zum Beispiel habe ich einen Buchladen gefunden, indem jedes Buch maximal zwei Dollar gekostet hat. Aus finanzieller Sicht war es echt gut, dass ich mein Portemonnaie im Auto liegen gelassen hatte. :D Ich konnte jedoch auch nicht so viel Zeit dort verbringen, da, wie gesagt, Vedesh nicht so interessiert war und meistens draußen wartete und dann möchte man ja auch nicht unendlich viel Zeit in den Läden verbringen, wenn jemand draußen warten muss.

Nach einem kurzen Einkauf ging es dann wieder zurück: Feuer machen und kochen. An diesem Abend habe ich Vedesh auch mal in eine kanadische Sache „geschult“. Marshmallow + Kekse + Schokolade = leckere Karies. Vedesh hatte zuvor noch nie ein Marshmallow gegessen und an diesem Abend hat er auch seinen ersten Marshmallow über dem Feuer zubereitet. Als weiteren Abschluss gab es dann noch Schokolade + Banane. Auch super ungesund (aber lecker :D) und dank der Banane fühlt es sich nicht ganz so schlecht an. Witzig war noch, dass Vedesh nicht so wirklich Wildtiererfahrungen hat (er hat in Hope z.B. seine erste Eule gesehen & gehört) und sich daher etwas falsch verhalten würde. Als wir abends über den Campingplatz spazierten (es war bereits dunkel), hörten wir von der rechten Seite ein ziemlich lautes rascheln. Vedesh kam sofort zu mir, flüsterte und sagte: Komm, lass uns zum Auto zurückrennen.

Ich habe ihn dann erst mal erklärt, dass wir genau das Gegenteil machen. Langsam gehen und laut miteinander reden. An unserem Platz wieder angekommen, saßen wir dann noch ein wenig am Feuer. Ich habe Vedesh lieber nicht gesagt, dass die ganze Zeit ein Tier bei uns herumgeschlichen ist, nicht dass er wieder ganz unruhig wird. :D Noch dazu klang es jetzt nicht besonders groß.

Der dritte und somit letzte Tag war recht unspektakulär, da wir nicht wirklich etwas gemacht haben. Zwar waren wir am Vormittag noch eine Runde spazieren, aber den Rest des Tages saßen wir eigentlich nur im Picknick Bereich. Dort haben wir dann auch am Nachmittag ein Bier getrunken, als der Besitzer des Campingplatzes kam, mit dem wir am Vortag schon gesprochen hatten. Er sagte: Jungs, ich verstehe euch nicht. Ihr habt hier solch einen schönen Campingplatz mit solch einer schönen Gegend und ihr sitzt hier und betrinkt euch. Da wir uns ein Bier geteilt haben, haben wir erst mal festgestellt, dass wir uns definitiv nicht betrinken. :D Anschließend erklärte er uns, was es alles für Wanderungen dort in der Umgebung gibt. Ganz in unserer Nähe konnte man auch Gold finden. Der Besitzer des Campingplatzes hat dort sogar vor einigen Jahren einen Stein gefunden, den er dann für 30.000 $ verkaufen konnte. Als ich Vedesh fragte, ob er dort wandern gehen mag, sagte er, dass er ganz zufrieden ist, am Campingplatz zu bleiben und das war so ein fader Beigeschmack.

Ich wurde vor Beginn meines Roadtrips gefragt, ob ich wirklich alleine reisen möchte und ja, der größte Vorteil am gemeinsamen Reisen ist natürlich die Kostenteilung, aber nach dem gemeinsamen Campen mit Vedesh weiß ich nun, dass diese Entscheidung trotzdem die richtige war. Denn diese ständige Kompromissfindung, das ständige Fragen, worauf der andere Lust hat und so weiter, das war doch etwas kräftezehrend, vor allem, wenn man halt etwas andere Prioritäten als der Gegenüber hat. Ich möchte gar nicht so negativ klingen, aber das waren einige Punkte, die mich in meiner Entscheidung deutlich bestärkt hatten. Das gemeinsame kochen, essen und abends am Feuer sitzen, ist natürlich mega und das habe ich auch voll genossen.

Und so saßen wir an unserem letzten Abend zusammen am Feuer, haben uns ein paar Zuckerbomben gegönnt und den Sternenhimmel betrachtet.

Am nächsten Tag hieß es nun getrennte Wege fahren. Vedesh musste zurück nach Vancouver, da er wieder arbeiten musste und ich fuhr weiter nach ...

Kamloops

Das war das erste Mal, dass ich wirklich nicht wusste, ob ich in der Stadt bleibe. Das Problem war, dass ich in Hope (und somit im WLAN-Bereich), keine Zeit für mich hatte und somit auch nicht wirklich meine nächsten Schritte planen konnte.

Nachdem ich in der Stadt angekommen bin, war ich ein wenig im Park unterwegs und suchte den dortigen Infostand auf. Mit ausreichend Wanderkarten ging es dann zu meinem ersten Campingplatz. Es war kein offizieller Stellplatz. Ich bin dafür circa 30 Minuten in irgendeinen Wald gefahren, um dann festzustellen, dass dieser Ort der Horror war. Es waren so unfassbar viele Mücken, das ging gar nicht. Ich konnte mich nicht wirklich draußen aufhalten. Noch dazu war ein Autofenster etwas offen und nach dem ich dieses eine Stunde schloss, war es bereits zu spät. Gefühlt eine ganze Großfamilie an Mücken ist in mein Auto gezogen.

Eigentlich hatte ich gehofft, dass ich unter dem Schlafsack sicher bin. Das Problem war jedoch, dass es so unfassbar heiß an dem Tag und somit auch in meinem Auto war, dass ich absolut nichts brauchte, um mich warmzuhalten. Leider wäre ich somit das perfekte Abendbrot für die Mücken und so schickte ich eine Mücke nach der anderen bis kurz nach Mitternacht in den Tierhimmel. Eine etwas kuriose Situation war noch, dass gegen elf Uhr plötzlich ein Truck kam, wobei ich echt dachte, dass ich mitten im Nirgendwo bin. Noch komischer wurde es, als zwei Quads abgeladen wurden und zwei Personen im dunkel noch tiefer in den Wald fuhren. Ich denke, dass sie illegal jagen und daher in der Nacht unterwegs waren. Jagen war in diesem Gebiet nämlich verboten.

Der nächste Tag startete ebenfalls unfassbar warm, was mich jedoch nicht davon abhielt, eine geplante Wanderung vorzunehmen. Die Berge und die Vegetation waren komplett anders als einige Stunden weiter westlich. Trotz der geringen Höhe der Berge war diese Wanderung trotzdem eine totale Qual, da es unfassbar heiß war. Durch die fehlenden Bäume gab es auch kaum Schatten und so schwitze und schnaufte ich so meine Wege. Alle, die in dieser Zeit eine Sprachnachricht von mir erhalten haben, wissen ja, dass ich gefühlt ein Sauerstoffzelt gebraucht hätte. :D Noch dazu, da ich wohl einen falschen Weg eingeschlagen hatte und meine Orientierung verlor. Das Problem war nämlich, dass die Wanderwege auf meiner Wanderkarte mit Zahlen und im Park mit Namen deklariert waren. So stampfte ich also noch ein paar extra Kilometer, ehe ich völlig fertig am Auto wieder ankam.

Anschließend ging es wieder in die Stadt, denn dort besuchte ich, wie auch am vorherigen Abend, Musik im Park. Hierbei spielen vom 01. Juli bis zum 31. August jeden Abend verschiedene Bands für 1 ½ Stunden. Nachdem ich der dortigen Rockband ein wenig gelauscht hatte, ging es nun los zu meinem neuen Campingplatz. Schließlich hätte ich nicht noch eine Nacht in der Mückenburg verbringen können.

Der zweite Ort war deutlich besser. Viel weniger Mücken und eine deutlich bessere Aussicht. Mit mir war noch ein anderes junges Pärchen an diesem Ort. Dies war übrigens das erste Mal, dass ich ganz offiziell wo übernachtet habe, wo es ausdrücklich verboten wurde (upsi :D). Dieser Parkplatz ist auch während des Tages echt gut besucht, denn auch dort konnte man Gold finden.

Leider ist mir während meines Abendbrotes mein Campingstuhl kaputt gegangen. Das ist ziemlich ärgerlich, jedoch habe ich mein Essen heldenhaft retten können. :D An diesem Abend hatte ich weiterhin noch eine mega coole Begegnung. Gerade als ich fertig mit Zähne putzen war und in mein Auto steigen wollte, hörte ich es hinter mir rascheln und als ich mich umdrehte, lief dort eine Kojote lang. Sie war so gar nicht schreckhaft und kam auch unfassbar nah. Sie hat wohl mein Abwaschwasser gerochen, da sie auch dort etwas herumgeschnüffelt hatte. Ich bin dann aber doch in mein Auto gestiegen, da Kojoten ja normalerweise Rudeltiere sind und auf ein Rudel hätte ich dann doch verzichten können.

Der letzte Tag im Kamloops wurde sehr ruhig gehalten. Das lag daran, dass meine Eier, die ich mir zum Frühstück gegönnt hatte, nicht mehr ganz so gut waren und mein Magen mir das nach 30 Minuten auch mitteilte. Aufgrund der Magenschmerzen habe ich dann beschlossen, den Tag am Strand zu verbringen. Dort habe ich den gelöschten Beitrag verfasst, geschlafen und versucht, mein englisches Buch weiterzulesen.

Zurück am Schlafplatz angekommen, warte ich darauf, dass die ganzen Goldsucher*innen abfahren, doch ein Auto blieb die ganze Zeit dort stehen. Irgendwann dachte ich mir, dass ich mal fragen muss, was sie dort machen. Es stellte sich heraus, dass es Eltern mit ihren Sohn waren, die einfach ein paar Stunden außerhalb von Kamloops entspannen wollten. Ich habe mich dann ein wenig mit dem Sohn unterhalten. Er sagte mir, dass er seinen Bart nun schon fast ein Jahr lang wachsen lässt, als ich ihm sagte, dass ich ihn ebenfalls bald solange wachsen lasse, war er plötzlich „beschämt“, denn seinen aktuellen Bart hatte ich gefühlt nach drei Monaten. :D Als das Gespräch so langsam Richtung Ende verlief und ich kur davor war, schlafen zu gehen (mein Körper war ja durch die Eier etwas geschwächt), kam ein Auto mit einer unfassbar lauten Musik an. Das Auto stand noch nicht mal richtig, da kam der Mann, der nicht mehr ganz Herr seiner Sinne war, aus dem Auto und quatsche uns voll. Die Gruppe hatte sich dann glücklicherweise schnell aufgelöst und ich dachte, das wäre es nun gewesen. Falsch gedacht. Keine zehn Sekunden, nach dem ich meiner Familie eine Sprachnachricht gesendet hatte, in der ich ihnen erklärte, dass dieses Pärchen die ganze Gegend mit ihrer lauten Musik beschallen, klopfte doch der Mann tatsächlich an mein Fenster. Ich wollte natürlich nicht so unhöflich sein und stieg aus. So quatschten wir kurz vor meinem Auto. Da der Mann aber ganze Zeit seiner Frau zurief, dass sie ihn Zigaretten bringen soll, sagte ich ihn, dass wir auch zu seinem Auto gehen können und das war der größte Fehler. Denn dort lernte ich seine Frau kennen und die war mal so was von auf Berührungen aus. Direkt eine dicke Umarmung und dann stand sie immer so nah vor mir, dass gefühlt keine Hand mehr dazwischen gepasst hätte. Auch bei den Versuchen, dezent einen Schritt wegzugehen, folgte sie mir. Das war so unfassbar unangenehm, noch dazu, da auch diese Frau schon gut einem im Tee hatte und ihre Fahne mein Gesicht nur so einhüllte. Die Frau erzählte mir auch Sachen, die man nicht wissen wollte. So erklärte sie mir, dass sie zehn Kinder hat und eigentlich kaum Zeit für Zweisamkeit, deshalb sind sie beide heute hier raus gefahren, um Sex zu haben und ich stand da und dachte mir nur so: Danke für diese Info und dieses Bild im Kopf. Weiterhin hat sie mir bestimmt 15 Minuten erklärt, dass ich bei ihr jederzeit duschen könne und meine Wäschen waschen, wenn ich wollte. Irgendwann habe ich es dann geschafft, mich von der Gruppe zu lösen und in mein Auto zu gehen. Da ich behauptet habe, dass ich schlafen gehe, konnte ich mich draußen leider nicht waschen und Zähne putzen, allerdings hat das Pärchen gesagt, dass sie bald fahren und daher wollte ich diese Zeit „schnell“ im Auto absitzen.

Irgendwann sind dann beide auch in ihr Auto gestiegen, um ..... leider nicht direkt loszufahren. Ich möchte gar nicht ins Detail gehen, aber dank der Frau war ich mir ziemlich sicher, dass wir diese Nacht in einem Umkreis von 10 Kilometer bestimmt keine Wildtiere haben werden. Also so etwas habe ich auch noch nie erlebt. Vor allem, da ich immer noch in meiner eigenen Sauna saß und förmlich zerfloss. Es waren in Kamloops immer so bis zu 35 – 40 °C, mein Auto war dementsprechend noch heißer. Als Beispiel: Als ich abends draußen war, bekam ich Gänsehaut, da mir so kalt war. Das Thermometer zeigte jedoch 33 °C an – da kannst du dir ja vorstellen, wie heiß es in meinem Auto war. Aufgrund der Musiklautstärke und anderen Geräuschen, konnte ich auch mein mit einem Fliegennetz geschütztes Fenster nicht öffnen, beziehungsweise brauchte ich die Beschallung nicht noch lauter.

Nach fast glatten 45 Minuten war es dann aber endlich vorbei und das Pärchen fuhr wieder nach Hause. Endlich konnte ich mich schnell waschen und schlafen gehen.

Am nächsten Morgen habe ich dann noch kurz mit dem jungen Pärchen (welche mit mir am ersten Abend auch schon dort schliefen) gequatscht. Sie sind erst in der Nacht zurückgekommen und daher musste ich ihnen natürlich auch noch erzählen, was sie am Vorabend verpasst hatten. :D

In Kamloops gab es dann noch ein ordentliches Gewitter, welches ich kurz abgewartet hatte. Es kühlte sich dadurch auf angenehme 24 °C ab, ehe es danach wieder auf knapp 40 °C hochging. Warum auch immer ist die Temperatur dann auf dem Weg zu meinem neuen Ort immer weiter in eine Richtung gewandert und zwar nach unten.

Dazu dann aber in einigen Tagen mehr.

Samuel 

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