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Fish River Canyon & Oranje River

Veröffentlicht: 26.12.2021

Fish River Canyon 

Der Fish River, mit 650 Kilometern der längste Fluss Namibias, schlängelt sich im tiefsten Süden des Landes in regenreicheren Zeiten durch den Fish River Canyon. Diese gigantische Schlucht, teilweise bis zu 27 Kilometern breit und 550 Meter tief, wurde auf einer Länge von 160 Kilometern von den Wassermassen ausgewaschen, bis mit dem Fish River Canyon der zweitgrößte Canyon der Welt entstand. Den riesigen Grand Canyon in den USA kennt man natürlich, aber vom Fish River Canyon hatten wir beide vor unseren Namibia-Reisen noch nichts gehört. Da er tief im Süden liegt, haben wir es bei unserer letzten Reise nicht hingeschafft, deswegen war uns von Anfang an klar: da wollen wir hin!

Der Canyon liegt im grenzüberschreitenden Ai-Ais Richtersveld Transfrontier Park, der sich zu etwa drei Vierteln auf Namibia und einem Viertel auf Südafrika verteilt. Die schönste Aussicht auf den Canyon finden wir etwa zehn Kilometer vom Eingang entfernt an einem View Point mit Infotafeln zu der Entstehung des Canyons. Die Sicht in die tiefe Schlucht hinunter ist atemberaubend. Von links nach rechts, so weit das Auge reicht, blicken wir auf den Canyon. Ähnlich wie auf Safari könnte man ewig den Anblick der Landschaft genießen, so dass wir mehrere Stunden damit verbringen, die verschiedenen Aussichtspunkte anzufahren. Selbst wenn man denkt, schon alles gesehen zu haben, eröffnet sich beim nächsten Mal wieder eine ganz andere Sicht, die erstaunt und den Atem raubt.

Die hartgesottenen Besucher können in den afrikanischen Wintermonaten den Fish River Hiking Trail laufen, etwa 85 Kilometer den Fish River entlang durch den Canyon. Was zuhause aus sicherer Entfernung noch interessant klang, ist plötzlich unvorstellbar. Drei bis fünf Tage in der sengenden Hitze (bis zu 50°C!) durch das sandige Flussbett stapfen, mit schwerem Rucksack und Wasser für die gesamte Zeit, ohne Schatten? Nachts im Zelt oder im Sand schlafen, ohne die Möglichkeit, den Trail abzubrechen, da es nur einen einzigen Abstieg in den Canyon gibt? Sich die paar wenigen Wasserstellen mit Leoparden teilen? Vielleicht doch lieber beim nächsten Mal.

Immerhin werden die Wanderer, die den Trail durchziehen, am Ende mit heißen Quellen im Ai-Ais-Talkessel belohnt. Wir fahren die Distanz ganz faul mit dem Auto und erleben dort angekommen wieder mal einen kompletten Wechsel der Landschaften. Dank des ab und zu Wasser führenden Fish Rivers blühen hier riesige Dattelpalmen, im Flussbett wächst sattgrünes Schilf und über die Berge turnen Horden von Affen. Letztere sind uns leider nicht so wohlgesonnen. Da wir die einzigen Campinggäste auf dem riesigen Platz des staatlichen Camps sind, konzentrieren sich die Bemühungen der Baboons, an Essen zu kommen, ganz auf uns beide. Obwohl wir beim Kochen wirklich vorsichtig sind, bemerken wir nicht, wie sich der Größte der Affen hinter unserem Auto anschleicht. Das war’s dann leider mit unserem Erdnussbutterglas und meinem veganen Käse. Sogar die mit Plastikfolie überzogene Gurke steckt er sich direkt in den Mund und beißt ab. Wenn wir nicht so überrumpelt und geschockt wären, wäre es schon tragisch. 


Kanutour auf dem Oranje River

Der in Lesotho entspringende Oranje River stellt für etwa 500 Kilometer die Grenze zwischen Südafrika und Namibia dar. Dort fließt er durch den Ai-Ais Richtersveld Transfrontier Park bis in den Atlantik. Im Gegensatz zu den meisten anderen Flüssen des Landes führt er tatsächlich immer Wasser, so dass die Region im Gegensatz zu den Wüstenlandschaften Namibias um einiges grüner und tropischer wirkt. Vorbei an weiten Rebflächen führt uns der Weg direkt an den Fluss zum Amanzi Camp. Dort haben wir eine Kanutour gebucht, die uns vier Tage und 63 Kilometer lang auf dem Oranje fernab von Straßen und Dörfern mitten durch den Nationalpark führt.

Im Camp angekommen lernen wir ein paar weitere Reisende kennen, die ebenfalls an der Kanutour teilnehmen. Von zwei älteren Ehepaaren aus Südafrika über eine schweizer Familie mit Kindern bis hin zwei namibischen Pärchen in unserem Alter ist alles vertreten. Die ersten Smalltalks zeigen sofort: wir haben eine super nette und lustige Gruppe erwischt. Nachdem unser Gepäck (Kleidung, Schlafsäcke, Isomatten, Zelt, Wasser) in großen, wasserdichten Eimern verpackt ist, werden die Kanus beladen. Dazu noch eine Kühlbox, prall gefüllt mit Bier und Cider, dann kann nichts mehr schiefgehen. Oder wie unser Guide meint: “Bitte kein Alkohol während dem Fahren. Aber Bier ist okay!” Mit “Laguna Matata” - so heißt unser hübsches, blaues Zweierkanu - paddeln wir gemütlich den Oranje hinunter. Der Fluss hat genug Strömung, dass wir uns auch mal treiben lassen können und uns sportlich nicht gerade verausgaben müssen. Zwischendurch gibt es ein paar wildere Stromschnellen, die Rapids. An diesen Stellen bilden wir mit den acht weiteren Kanus eine Single Line und versuchen etwas planlos, einfach genau so zu paddeln, wie es die Kanus vor uns machen. Außer wenn sie kentern, dann besser nicht. Wir stellen uns gar nicht so blöd an, denn am Ende des Trips ist fast jeder mal ins Wasser gefallen, nur wir nicht. Zur Erfrischung halten wir immer nach den Stromschnellen an und laufen das Stück wieder zurück, um es ohne Boot nochmal selbst zu durchschwimmen. Dieser sogenannte “Nappie Run” wird mit falsch herum angezogener Schwimmweste zurückgelegt, die aussieht, als hätte man eine Windel an. Dadurch wird man noch etwas besser über Wasser gehalten, aber ich glaube, der Hauptgrund ist, dass es einfach witzig aussieht. Die Südafrikaner*innen unserer Gruppe scheinen das jedenfalls alle schon zu kennen und haben einen riesigen Spaß. Wenn es beim Paddeln in der Sonne zu heiß wird, zetteln sie auch gerne Wasserschlachten zur Erfrischung an. Die perfekte Abkühlung in der sengenden Mittagshitze! Unsere Tour verläuft mitten durch den Nationalpark, fernab von Straßen oder Dörfern. Abends halten wir entweder auf der namibischen oder - illegalerweise - auch auf der südafrikanischen Seite des Flusses und schlagen unsere Zelte auf. Da wir etwa 15 Personen sind und drei ortskundige Guides dabei haben, fühlt es sich trotz möglicher wilder Tiere oder Menschen sehr sicher an. Abends wird auf dem Lagerfeuer gekocht, Gin Tonic getrunken und zusammen gelacht und geredet. Nach ein paar Tagen können wir schon die ersten Sätze auf Afrikaans wechseln. Wie im Niederländischen gilt: eigentlich ist alles “lekker”. Lekker Essen, lekker Wasser im Fluss, lekker geschlafen und und und.Während manche nur auf Matratzen im Gras schlafen, lassen wir einfach die Plane unseres Zeltes weg, so dass wir nur im inneren Netzzelt (zum Schutz vor den Moskitos) schlafen. Nachts ist es zwar ziemlich frisch, dafür schläft man wortwörtlich unter dem Sternenhimmel und kann direkt vom Bett aus - naja, eher von der Isomatte - Sternschnuppen beobachten. Wenn wir nicht gerade paddeln oder auf kleinen Sandbänken Pause machen, wandern wir die umliegenden Berge hoch und genießen die unglaubliche Aussicht auf den blau schimmernden Fluss, die umliegenden grünen Bäume und die kargen rotbraunen Felsen. So malerisch, dass es schon wieder surreal anmutet. Schnell werden wir zu einer eingeschworenen Truppe, aus Fremden werden Freunde und Pläne für zukünftige Treffen werden geschmiedet. Nach vier Wochen Campingroadtrip in Zweisamkeit ist es wirklich schön, sich mit anderen Menschen auszutauschen, Gesellschaft zu haben und sich kennenzulernen. Der perfekte Abschluss unserer Namibiareise!
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