Veröffentlicht: 09.06.2017
7. Juni 2017
Die zweitletzte nacht verlief wie immer. Früh geschlafen, dann irgendwann nach zwölf aufgewacht und den rest bis nach sieben weitergedöst. Gegen zwei uhr war es im zimmer so hell, dass ich ausserhalb des moskitonetzes auf dem nachbarbett mit allem material rumgegriffelt habe, um den fotoapparat zu holen. Bis der aber schussbereit war, war der mond schon wieder hinter den wolken verschwunden und die aufnahmen waren schwarz.
Nach dem aufstehen nahm ich mit grosser freude meinen koffer und begann, die eine hälfte zu füllen mit allem möglichem zeugs ausser grossen kleidern. Es war nämlich die hälfte, welche man separat abschliessen konnte. Den halb gefüllten koffer trug ich dann nach tawasap und stellte ihn in die tienda. Von valeria sollte ich tzama noch was ausrichten, konnte aber nicht, weil die polizei kam um mit ihm zu sprechen. Es ging um seinen ermordeten sohn, wie mir maria später sagte. Ich machte mich sofort nach dem frühstück im esszimmer in tzamas haus im dorf wieder auf den weg. Erstens um die andere hälfte zu holen und zweitens um valeria zu berichten, dass ich tzama nichts ausrichten konnte. Sie aber war nicht im haus und hörte meine rufe nicht. Also mache ich meine arbeit, sachen packen und in plastiksäcken hinunterzutragen. Einpacken musste ich später, denn die polizisten waren immer noch da und ich wollte da nicht mithören. Drum ging ich ein letztes mal (juhuuuu!!!) ins vivero, hab ein paar plastiksäcke eingesammelt und in den abfall geschmissen und ein beet mit schwarzen säcklein ohne pflanzen drin grob vom unkraut befreit. Danach, tschüss vivero und zur tienda zurück. Tzama hatte sich mit den polizisten in den medien, bzw. Musikraum zurückgezogen, offenbar um einige sachen auf dem pc zu zeigen oder was auch immer. Maria fragte mich, ob ich ihr bei den artesianas helfen wollte. Warum nicht, lieber als im vivero. So haben wir seite an seite gearbeitet und geplaudert und wieder in aller ruhe gearbeitet. Danach sind die polizisten weggefahren, tzama und maria ebenfalls und dir andre maria, die frau von nanki, hat mir zmittag gereicht, fischsuppe mit fisch. Sehr gut, einfach die vielen gräten nicht versehentlich schlucken.
Ich merke, dass ich sehr langweilig schreibe. Hat wohl damit zu tun, dass ich sehr zufrieden bin und jedes kleine bisschen für wichtig halte und erwähne.
Grosse tatsache aber ist, dass ich mein zimmer seeeehr leer habe und alles mehr oder weniger parat ist, damit ich morgen einen schnellen abgang machen kann.
Und bitte nicht falsch verstehen:
Ich bin sehr froh, hier wegzukommen. Ich habe genug, es ist zeit weiterzugehen. Bei allen abenteuern und schönen momenten, war doch viel zeit auch einfach langeweile. Und, mir fehlt mein leben, mindestens meine abgeschiedenheit. Grad jetzt, in diesem moment rennt der kleine camillo wieder ins zimmer. Er stört zwar nicht gross, aber trotzdem. Ich reise ohne kind und er ist nicht mein problem.
Das weg sein von allen medien ist erholsam, aber auch lästig. Ich habe gemerkt, dass ich mein leben zu hause liebe und vermisse. Dass ich auch meine leute vermisse. Nicht bloss andi, die am meisten. Aber auch die ganze verwandtschaft und freunde. Wieder mal bei einem fest ordentlich lachen, wieder mal einen verdammten stress auf einer cachertour mit bruno, wieder mal ein bier trinken mit den kollegen am donnerstagabend, wieder mal einen zmorgen mit den frauen bei uschi oder helen oder bei uns ... solche sachen sind verdammt viel wert. Die vermisse ich elendiglich.
Sogar die arbeit fehlt. Vielleicht ist es weniger die arbeit, als die leute am arbeitsplatz.
Drum ein lachendes auge, dass es weitergeht.
Das andere auge weint. Denn hier habe ich freunde, eine familie sogar gefunden. Ich weiss darum, dass ich eines tages hierher zurückkehre und mir die fertigen projekte anschaue. Und es wird eine freude sein, hier wieder ein paar tage gast zu sein. Ich bin sicher, bis dann laufen bereits die nächsten und übernächsten projekte.
Was ich bus dahin machen werde: spanisch lernen. Ich möchte das besser beherrschen undmit meiner familie und freunden in der selva besser sprechen können.