maesas_blog_ecuador
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Aussöhnung mit Quito

Veröffentlicht: 01.07.2017

1. Juli 2017

wer diesen blog immer gelesen hat, der dürfte mitgekriegt haben, dass ich mich vor allem zu beginn in dieser stadt schwer getan habe. es sind viele gründe, warum es so war: 
- das wetter
- die ungenügenden sprachkenntnisse (was mich bis heute stört)
- die ungewissheiten bezüglich der reisen und die unsicherheiten im öv
- der schlechte schlaf zu beginn (evtl. wegen der höhe über meer?)
- das ewige auf und ab in der stadt, "schnuufe wi n'an elefant ufara bärgtour"
- die klare selbstüberschätzung, dass ich mit allem locker fertig werde
- die kälte, vor allem auch nachts, das unerwartete klima
- die wewehchen (lagerungsschwindel, verstopfte nase, durchfall, ...)
hätte mich jemand von der schule angerufen und gesagt, "hey marcel, wir könnten deine hilfe hier brauchen und würden das umstapeln von kartons, kisten, altem plunder im estrich als bildungsurlaub anerkennen." - ich wäre am selben tag zum flughafen gefahren und hätte mir eingeredet, an einem dringenden einsatz teilnehmen zu müssen.
natürlich gab es bei all dem aufgezählten negativen auch dinge, welche mir vorgeführt haben, wie privilegiert ich bin, wie schön es hier ist und vor allem sind es die menschen gewesen, welche einem offen und herzlich begegnet sind. 

Heute, wenn ich zurückschaue, so muss ich sagen, es war alles 100%ig richtig! der plan, die umsetzung, das durchziehen. gut, 99%! das mit dem geklauten portemonnaie ist unnötig gewesen. wie kann man sich sooo doof anstellen?
egal. dabei habe ich gemerkt, dass ich so was sehr schnell abhaken kann, was normalerweise nicht meine stärke ist.

ich möchte nichts missen, was ich erlebt habe. nichts! nicht die trüben momente und schon gar nicht die schönen, lustigen, erfolgreichen, gemeinsamen, fröhlichen, stillen und tiefsinnigen, lehrreichen. ich habe doch einiges mitgekriegt. ich habe, wenn auch das spanisch verbesserungswürdig ist, keine angst, irgenwohin zu reisen, wo nur spanisch gesprochen wird. ich komme durch. lateinameika? gerne wieder. Ecuador? unbedingt! ich werde die shuar von tawasap wiedersehen. das ist versprochen. quito? - oh ja. langsam gefällt mir die stadt. das wetter ist viel besser jetzt. an zwei tagen hintereinander habe ich nun die drei vulkane cayembe, antisan und cotopaxi gesehen. nachts ist es immer noch kalt. ja logisch, du dödel (ich meine mich, der sich in der vorbereitung dessen gar nicht klar war, dass ...), die stadt liegt auf 3000 metern. hallo! kein wunder dass du beim aufstehen deinen atem siehst.

und was mir besonders gefällt: ich bewege mich durch die stadt wie ein einheimischer. im bus, über die strassen, durch die menschenmenge hindurch, im laden. das macht mich stolz, schon immer. war auch in edinburgh so. ich habe mich ausgekannt und durch die strassen bewegt wie ein stadtbewohner.
natürlich sehe ich nicht aus wie ein mestize oder ein indigener oder ein mulatte. aber wie ein quiteno, der einfach europäischer herkunft ist.

es ist die letzte woche und ich spüre, dass ich mit der stadt meinen frieden mache, um eines tages auch mit diesem gefühl zurückzukehren. es ist, wie wenn diese stadt mir am anfang hat klar machen wollen, dass sie nicht so leicht zu erobern ist, dass sie zuerst mal ihre stacheln zeigt. eben gerade nicht "jö, isch daa e schöni stadt. do chönti läbe."
oh nein, zuerst das dunkle gesicht zeigen mit dem ziel, dass der gringo wieder abhaut. 
ich habe durchgehalten und ich bin stolz drauf. und zweifellos hat es mir gut getan.

heute war ich mit dem bus in die stadt gefahren, beim ejido ausgestiegen, habe pokemönlis gesammelt, richtung plaza foch gegangen und unterwegs bei einem ägypter abgesessen und habe dort zmittag gegessen. nach dem essen habe ich ein feines rosarotes getränk aus trauben, brombeeren und milch und danach einen arabischen kaffee getrunken. war auch nicht das wunder, der kaffee. während dem ich dden drink genossen habe, trat ein schuhputzer heran, kam direkt auf mich zu und fragte mich, ob er das getränk da haben dürfe. - No! (der typ hat mich sowas von aufgeregt, denn auch wenn man arm ist, sowas macht man nicht und vor allem hatte er keine zwanzig meter von mir entfernt zuerst noch eine wasserflasche ausgetrunken und dann auf den boden geschmissen. egal, arm oder reich, der ist bei mir durch.) - ob ich ihm geld gebe, für ein brot? - (jetzt habe ich den fehler gemacht und gefragt, was ein brot koste) - 1 $ - ein brot kostet bestimmt nicht einen dollar! - 50 centavos - No! - warum gibst du mir nichts? - du hast die flasche da auf den boden geschmissen. das tut man nicht. und vor allem ... (jetzt fehlte mir das wort für saufrech) - ...

er plapperte weiter. zum glück kam jetzt der besitzersohn raus und wies den typ weg. weiter vorne hat er das spiel mit jemand anderem gemacht. ich habe mir gesagt, dass der nächste unaufdringliche bettler das doppelte bekommt, als was ich normal geben würde. 

danach bin ich über den parque carolina noch schnell zum coiffeur, natürlich zum venezoelaner in der avenuda portugal. da der laden voll war habe ich ihm mit den fingern signalisiert "quando?" - gemeint hatte ich minuten. er zeigte zwei - gemeint hatte er leute. 
schliesslich waren drei dazwischen, aber egal, zeit hatte ich ja und in der stunde konnte sich der akku wieder nachladen.
jedenfalls muss ich einigermassen sauber aussehen, wenn ich in einer woche durch die us-immigration durch muss. nicht dass mich die gesichtserkennung als potentiellen muslim einstuft.
damit kein missverständnis aufkommt: ich habe nichts gegen muslime. aber der trump hat da eine phobie.


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