maesas_blog_ecuador
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Solche und andere

Veröffentlicht: 09.06.2017

6. Juni 2017

endlich heute morgen: der sangay ist zu sehen, in voller pracht. sowieso, ein fantastischer start in den tag und es sei gleich zu beginn verraten, der tag blieb so. nur blauer himmel, ohne wolken. so nutzte ich diesen für ein paar fotos vom vivero und von den bepflanzten gebieten und für ein paar stimmungsfotos, später als desktophintergrund oder so.
ganz früh machte ich mich auf den weg hinunter ins dorf tawasap. möglichst alle elektronischen geräte noch laden war mein ziel. unten angekommen sah ich, dass leider das kabel aus dem technikstudio fehlte und ich musste maria fragen, ob sie mir die dinger eins nach dem anderen in der tienda anschloss. der nachtteil war einfach, dass die tienda abgeschlossen war und wenn maria allenfals weg war, so konnte niemand rein. heute aber wars anders. maria fragte, ob ich ihre artesanias ansehen wolle. - natürlich, gerne! - und diese waren in der tienda drin zu finden. ohrschmuck aus pflanzensamen, fussbändelis aus anakondahaut mit so wie kleinen müschelis dran zum tanzen, halsschmuck aus naturmaterialien und kleinen, farbigen perlen. irgendwie hatte ich natürlich das gefühl, was kaufen zu müssen. so habe ich ein paar schöne dinger ausgesucht in der meinung, das würde mich dann so um die 40 $ herum kosten. aber, die haben gesalzene preise hier in der selva: 112 $ hatte ich zu berappen. nun, irgendwie störte mich das nach einigen sekunden nicht mehr. wenn ich dran denke, wie die hier von der hand in den mund leben und ich täglich mit mehreren hundert dollar im rucksack herumwandere. zudem hatte ich vor, am ende dieses aufenthaltes hier dem tzama eine spende für die communidad zu überreichen. das mache ich auch, aber jetzt halt ein bisschen kleiner. einen hunderter nur noch, den rest habe ich mit denm schmckgeld bereits abgegeben. dann bleiben mir immer noch ungefähr dreihundert für den start in die letrzten vier wochen und am bankomaten rauslassen kann ich ja auch noch in quito.
apropos geld: um die mittagszeit herum tauchte ein mann auf, chic angezogen und alles, der sich bei nanki und bei mir als koordinator der COICA vorstellte. das ist die länderübergreifende , latainamerikanische organisation der indigenen. ich war beeindruckt, denn es war keine halbe stunde her, dass ich von dieser organisation in meinem buch über ecuador gelesen hatte. so ein wichtiger mann kam, um mit tzama zu sprechen? hoppla!
tzama und maria waren grad in palora zum einkaufen.
er erzählte mir ein wenig über sein büro in quito, fragte mich dreimal, woher ich komme und ob es da auch indigenas gäbe, ich habe zwar an die appenzeller, muothataler und die oberwalliser gedacht, aber trotzdem nein gesagt. wie kann man so ungebildet sein?
dann hat er gefragt, was für geld wir in der schweiz hätten und er war richtig versessen darauf, welches zu sehen. ich habe ihm eine hunderter und eine zwanzigernote gegeben. er war höchsterfreut, wollte den wert wissen und liess sich, im bürostuhl sitzend, welcher aus reinigungszwecken da stand, mit den nötlis von mir mit seinem handy ablichten.
mann, war der typ geldgeil. er zeigte mir danach noch ein paar fotos. er, in seinem büro in quito. er, vor dem eingang seines bürohauses in quito, beide male mit dem kopfschmuck der shuar. valeria, welche in der zwischenzeit aus dem vivero hierher gekommen war, hatte alles beobachtet, musste sich anhören, wie er gerne ihren facebooknamen gewusst hätte nd fragte ihn grad direkt, ob er geldgeil wäre. sie wollte ihm eins auswischen, offensichtlich. ich glaub, er merkte es icht einmal. der war sowas von sich überzeugt.
dann kam tzama. Und was dann lief, war wirklich sehens- und hörenswert. Und lehrreich. 

tzama hatte sich sauber angezogen wie immer, wenn er in die stadt ging. braune hose, schicke schuhe, rotes hemd und den sombrero auf dem kopf. er kam und die beiden tauschten alte erinnerungen aus. von dort und wie sie sich damals in xy getroffen hätten etc. dann erzählte der orlando, so hiess er, der geldmensch, dass er bei der coico arbeite. und nun begann tzama mit einem viertelstündigen monolog. vieles, was ich schon wusste, musste sich nun orlando anhören und ihn betrafen diese worte nun natürlich. er erzählte ihm, wie er mit seiner gemeinde mit kleinen aktionen direkte und schnelle verbesserungen für die comunidad herbeiführten. ohne viel geld, aber mit grossem willen und mit anstrengung. er erzählte ihm von bereits erreichtem, vivero und pool, und von projekten, museum und fischteiche. er erzählte ihm von grossspurigen projekten der umweltorganisationen, ohne dass was passiert wäre und von angeboten aus der politik, welche er ausgeschlagen hätte. sogar einen ministerposten hätte man ihm angeboten, wenn er bloss in die allianza pais gewechselt hätte. habe er aber nicht. das geld das ihm geboten wurde, hätte er nicht angenommen, denn es sei an bedingungen geknüpft, welche er nicht eingehen könnte. der orlando sagte immer wieder nur "claro" dazwischen, hörte aber sonst etwas verlegen zu. nach zehn minuten machte tzama eine pause, entschuldigte sich kurz, ging ins haus und kam dann in shorts mit langem haar wider raus. "schau, orlando. das bin ich. ich bin ein freier mann. ich kann tun und lassen, was ich will. weisst du, wie viel geld ich grad auf meinem konto habe? null dollar. keinen cent. und wenn morgen die ganze wirtschaft zusammenklappt, so ist mir das egal" er zeigte hinaus in richtung selva. "da draussen haben wir bananen und yucca und alles, was wir brauchen. und mit unseren projekten verbessern wir unsere lebensbedingungen weiter. das macht mich reich. das macht mich glücklich."

der orlando war dann nicht mehr so zum sprechen aufgelegt. eigentlich weiss ich gar nicht, wieso er hier war. (Ich habe danach maria mal bei gelegenheit gefragt. Sie wusste es auch nicht.) jedenfalls gab es danach mittagessen, wunderbar zubereitet, das fleisch etwas gut durch, aber reis mit zwei bananen und salat. auch orlando war eingeladen. das ist so hier. man kann diskutieren, z.t. sogar deutlich, was eher unüblich ist so klar, wie tzama es tat. aber die gastfreundschaft ist heilig.

ich weiss nicht, wie lange der orlando noch da war oder ob er gar die einladung angenommen hatte, im pool zu schwimmen. vielleicht war er dann auch ganz schnell gegangen, denn über die sache von vorher, musste nicht mehr diskutiert werden.

wahnsinn aber. der typ wird im november in bonn an der weltklimakonferenz teilnehmen (und vielleicht im pfälzerwald bei einem ausflug alemannische indigenas treffen). dort wird er in einem fünfsterne hotel übernachten, champus trinken und sich eine begleitung aufs zimmer holen. am nächsten morgen wird er sich mit kollegen besprechen, über die letzte nacht wohl eher, als über das weltklima.



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