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Potosí - die Unterbewertete

Veröffentlicht: 11.10.2018

Kurz nach Ankunft in Sucre hatten wir bereits beschlossen, die vor uns liegende Strecke nach Uyuni zu teilen und einen Zwischenstopp in der Minenstadt Potosí einzulegen. Auch entschieden wir uns für eine Reise mit dem öffentlichen Bus, um uns a) wieder jung und b) wie richtige Traveller, die mit Land und Leuten in Kontakt kommen wollen (dann aber in der Regel nur mit anderen Travellern abhängen), zu fühlen. Zum anderen fanden wir es nicht so falsch, schon mal eine Nacht auf 4000 Metern Höhe zu verbringen, um im Notfall wieder den Rückzug nach Sucre antreten zu können.

Die Busfahrt war absolut spektakulär, zuerst lange durch ein Flusstal abwärts und dann, etwa in der Streckenmitte der Anstieg zum Altiplano, wo wir kurzzeitig auch auf einiges über 4000 Metern waren. Der Bus kämpfte sich mühsam die Kehren hinauf, die Aussicht wechselte ständig. Schade nur, dass wir auf der weniger guten Seite des Busses sassen und das obwohl unsere Plätze eigentlich auf derjenigen mit den besseren Panoramen gewesen wären. Dort hatte sich aber ein Herr niedergelassen, der es vorzog die fantastische Szenerie zu verpennen...

Aber auch so war es grossartig und wir erreichten Potosí im Laufe des Nachmittags. Die Hauptattraktion der Stadt ist die Silbermine am resp. im Cerro Rico, welche seit über 300 Jahren ausgebeutet wird. Das gilt offenbar nicht nur für die Mine, sondern auch für die Arbeiter, welche immer noch unter prekärsten Bedingungen unter Tage schuften. Mangelnde Sicherheitseinrichtungen, Asbest, Folgekrankheiten – die Lebenserwartung eines Minenarbeiter in Potosí beträgt angeblich 40 Jahre! Nun bieten diverse Veranstalter Touren in eben diese Minen an, welche zwar sicherlich eindrücklich aber eben auch gefährlich und moralisch höchst fragwürdig sind. Wenn man dann noch Bilder von Touristengruppen sieht, die mit Dynamitstangen in den Händen fürs Gruppenbild posieren... Danke nein. Zudem hat mir die Vorstellung, dass gewisse Abschnitte kriechend passiert werden müssen schon klaustrophobische Gefühle verursacht. Dafür wollten wir ein interessantes Museum besuchen, welches gemäss Tripadvisor eine weitaus bessere Alternative darstellt. Schön wäre allerdings, wenn auf ebendiesem Portal auch genaue Adressangaben gemacht würden, denn kein Taxifahrer hat offenbar je von diesem Museum gehört.

So beliessen wir es bei einem ausgedehnten Bummel durch das koloniale Zentrum und das hat sehr gefallen. Die meisten Touristen lassen gänzlich Potosí links liegen, was wirklich schade ist, denn das Zentrum ist voll von kolonialen Juwelen, die Stadt ist lebendig und äusserst angenehm. Zudem hat Potosí etwas, was Sucre fehlt: eine Fussgängerzone. 

Für einen besseren Überblick und etwas zusätzlichem Höhentraining haben wir auch noch den Glockenturm der Kathedrale bestiegen. Er ist nur etwa 30 Meter hoch, aber wir mussten beim Aufstieg zwei Pausen einlegen. Vor der Höhe und vor allem dem Thema Höhenkrankheit hatte ich im Vorfeld gehörigen Respekt (und habe ihn noch immer). Umso glücklicher sind wir nun nach vier Tagen auf Höhen von 2800 und jetzt 4000 Metern. Es geht uns gut. Das Herantasten über mehrere Tage war vernünftig. Zudem trinken wir jeden Tag viel Wasser und ich 2-3 Tassen Cocatee. Bettina findet den Tee grusig, obwohl er ähnlich wie Grüntee schmeckt und – das kann ich nach vier Tagen Selbstversuch feststellen – weder high noch sonstwie komisch macht. Die Höhe spüren wir aber natürlich trotzdem: trockener Mund, manchmal etwas sturmer Schädel und sobald es bergauf geht wird die Luft knapp. Solange es aber nur das ist, sind wir mehr als zufrieden und zuversichtlich unseren Reiseplan realisieren zu können. 

Der führt nämlich weiter nach Uyuni zur grössten Salzpfanne der Welt und einem der Hauptziele unserer Reise. Nach Sucre (der Schönen) und Potosí (der Unterbewerteten) folgt also als Nächstes die Hässliche. So wird Uyuni nämlich tatsächlich beschrieben. Da sind wir mal gespannt...

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