Veröffentlicht: 22.07.2019
Erholt nach einem guten Nachtschlaf und voller Zuversicht, da die weitere Fortbewegung nun mehrheitlich im eigenen Einflussbereich liegt, machten wir uns frisch und fröhlich zu unserem Velovermieter mit dem klingenden Namen Harry Hurtig auf. Nach Entgegennahme der Untersätze erfuhren wir, dass dort nur Barzahlung möglich sei, was doch eher etwas «unmodern» anmutete. So konnten wir unsere erste Testfahrt sogleich bis ins Stadtzentrum von Waren ausdehnen, wo die Geldbeutel kräftig gefüllt werden konnten, just um sie eine Viertelstunde wieder zu entleeren. Die anschliessende, knapp 30 km lange Fahrt, welche über weite Teile durch den Müritz Nationalpark führte, war landschaftlich sensationell. Goldgelbe Felder, dichte verwunschene Wälder und ausgedehnte Sumpf- und Schilfgebiete wechseln sich ab mit einigen wenigen verschlafenen Dörfern mit den typischen efeubewachsenen Backsteinhäuschen. So trafen wir mit einiger zeitlicher Reserve im Hafendorf Rechlin ein und konnten uns sogleich an die Übernahme unseres Hausbootes, welches für die nächste Woche unser zuhause auf der Mecklenburgischen Seenplatte sein soll, machen. Im Gegensatz zu früheren Hausbootferien, die aber weit über 20 Jahre zurückliegen, gestaltet sich dieser Prozess heutzutage um einiges komplizierter. Nach Registration im Büro mit x Kreditkartenautorisationen für x Kautionen, hatte man sich auf dem auserlesenen Schiff einzufinden. Unser Kahn hört auf den klangvollen Namen «Plötze», wobei wir uns noch immer nicht sicher sind ob das Pl’tze oder Plöööze ausgesprochen wird. Sicher sind wir uns jedoch darin, dass dies ein wirklich blöder Name ist. Nachdem wir dann an Bord alles genau erklärt bekamen, ging es auch schon zum praktischen Teil, einer «Einweisungsfahrt» durch das Hafenbecken. Damit aber noch nicht genug: es folgte auch noch ein theoretischer Teil für alle neuen Mieter (so etwa 40 an der Zahl), in welchem einem die Do’s und Don’ts auf den örtlichen Gewässern näher gebracht wurden. Danach war es dann geschafft und wir konnten in leuchtgelbe Schwimmwesten gepackt (die sind nämlich auf der Müritz und weiter nördlich obligatorisch) unser Abenteuer in Angriff nehmen. Glücklicherweise hatten wir uns bereits im Vorfeld für eine südliche Variante entschieden, welche weit weniger Reglementarien (wie eben obgenannte Schwimmwesten) unterworfen ist. Nach einem ersten Bade in der kleinen Müritz und Erfahrungssammlung im Ankerwerfen, steuerten wir sogleich den Hafen von Rechling an, wo wir nach einem nicht brillanten aber zumindest unbedenklichen Anlegemanöver sicher ankamen. Das Abendessen im «Yachtklub» war dann weniger exklusiv als es der Name erahnen liess, geschmeckt hat es jedoch sehr gut. Und so konnte die erste Nacht im Boot bei spiegelglattem See getrost kommen. Die Bootsferien haben begonnen!