Veröffentlicht: 30.07.2019
Eine genaue Route hatten wir eigentlich gar nicht im Kopf und demzufolge im Vorfeld auch rein gar nichts richtig geplant. Derart grobfahrlässig und trotzdem hochmotiviert starteten wir bei schönstem Sommerwetter also das Veloabenteuer Mecklenburg-Vorpommern im Hafendorf Müritz bei Rechlin. Neben dem Startpunkt waren lediglich das Ziel – Greifswald – und der Ankunftstag, der 31.7. als Rahmenbedingungen gegeben.
So starteten wir nach einem herzhaften Frühstück im Captain’s Inn mit der südlichen Umrundung der Müritz. Der erste Teil von Rechlin, über Viperrow, nach Röbel auf dem Müritz-Rundweg war dann etwas vom schönsten, was wir mit dem Velo gesehen haben. Man durchquert kleine verträumte Dörfer, fährt vorbei an endlosen, goldenen Weizenfelder und auf Geratewohl auch mal über einen Feldweg, an dessen Rand immer mal wieder eine Dame mit Staffelei sitzt, die die wunderbare Landschaft auf Leinwand festzuhalten versucht. Das Städtchen Röbel ist eine Perle für sich mit historischer Altstadt und wunderbaren Seeanlagen. Auf dem Rundweg entlang der Müritz reihen sich danach herrliche Badebuchten mit schön angelegten Campingplätzen und gemütlichen Gasthöfen. Am Streckenrand locken immer wieder grössere bis ganz kleine Radler-Pit-Stopps, einer schöner als der andere. Allerdings hatte ich den Verdacht, dass sich dieses Angebot wahrscheinlich gegen Ende unserer Tagesetappe, also dann, wenn wir richtig durstig sein würden, deutlich ausdünnen würde, was sich leider bewahrheiten sollte.
Nach einigen Kilometern entlang der Müritz verliessen wir dann den Müritz-Rundweg und wählten auch wegen der schon fortgeschrittenen Stunde eine direkte Wegvariante Richtung Malchow, dem nächsten Etappenziel. Leider ist das Radwegnetz abseits der bekannten Routen (eben Müritz-Rundweg und Fernradweg Berlin-Kopenhagen) noch nicht durchgängig, was auch einige Kilometer auf teils stark befahrenen Hauptstrassen bedeutete. In Malchow erfolgte die nächste Rast und der unterdessen grosse Durst musste gestillt werden. Malchow liegt am Durchgang vom Fleesen- zum Plauensee und ist das Zentrum der dortigen Ferienregion. Wir waren vor 8 Jahren bereits einmal im Frühjahr hier, damals war es kalt und recht ausgestorben. Wie anders sich der Ort nun präsentierte... volle Strassencafés und Biergärten und überall flanierende Menschen, mediterranes Flair in Reinkultur.
Angesichts der Hitze beschlossen wir gleich einen Abstecher zum Plauensee zu machen, wo wir uns dann ein herrlich kühlendes Bad im recht klaren Wasser dieses grossen Gewässers gönnten. In der gesamten Seenplatte gibt es übrigens unzählige Badeplätze, welche praktisch alle frei zugänglich und sehr gepflegt sind. Einmal abgekühlt, beschlossen wir uns noch die gut 30 km bis nach Krakow am See zu geben, was dann eine eher mühsame Angelegenheit wurde. Am besten wäre es, sich ausschliesslich auf die Karte zu verlassen und die dort eingezeichneten Radrouten zu wählen. Die sind zwar zum Teil länger, vermeiden aber Hauptstrassen. Und auch Google Maps ist in der Mecklenburger Seenplatte nicht immer auf der Höhe, so wurden wir verheissungsvoll auf einen Feldweg geleitet, der dann im Nichts endete. Schlussendlich strampelten wird rund 15 km auf einer – glücklicherweise um diese Zeit nur noch schwach frequentierte – Hauptstrasse in gerader Linie durch einen endlosen Wald und die einzige Abwechslung war der Verwesungsgeruch eines Rehkadavers, welches im Strassengraben lag. Und der zunehmende Wind, der wie allgemein üblich natürlich von vorne kam, machte das Unterfangen auch nicht wirklich vergnüglicher.
So kamen wir nach 19.00 Uhr verschwitzt, müde und etwas dehydriert in Krakow am See an und widmeten uns gleich unserem nächsten Problem, der Unterkunft. Online war nämlich im Umkreis von mindestens 15 km gar nichts mehr verfügbar und eine Zusatzetappe war definitiv keine Option mehr. Nachdem wir bei zwei Hotels schon eine Abfuhr erhalten hatten, war uns das Glück am dritten (und letzten) Ort hold. Dies verdankten wir dem Umstand, dass Gäste reserviert hatten und bis 19.00 nicht angereist und auch telefonisch nicht erreichbar waren. Wir haben uns bedankt. Weniger lustig war die Geschichte dann für die Rezeptionistin, als eine halbe Stunde nach unserer feindlichen Übernahme die verschollenen Gäste doch noch auftauchten und Zeter und Mordio veranstalteten....
Das Hotel wird von zwei Litauerinnen geführt oder gepachtet, was sich auch in der Speisekarte manifestierte und die kalte Borschsuppe war nach einem solchen Tag genau das richtige. Glück hatten wir auch diesbezüglich, weil alle anderen Restaurants um 21.00 Uhr bereits die Jalousien herunterliessen. Das Seehotel, ein recht mondänes Plätzchen mit wunderschöner Seeterrasse hatte um 22.00h nicht nur bereits geschlossen, nein da brannte nicht mal mehr Licht und im Ort herrschte schon fast eine gespenstische Atmosphäre. Hauptsaison, alles ausgebucht? Das zuvor in Malchow aufgesaugte mediterrane Feeling war gründlich verpufft. Schlimm war es nicht, wir waren nach über 80km ziemlich müde und freuten uns auf die erste Nacht in einem Hotelbett nach einer Woche Schiffskabine.