Veröffentlicht: 29.01.2019
Ein Ziel, dass ich für meinem Blog hatte war, ihn länger zu führen als Wolfi den seinen aus Indien. Das habe ich mit meinem zweiten Eintrag hiermit geschafft. Mit diesem Erfolgserlebnis, schreibt sich der Text viel leichter.
Letzten Sonntag, dem 21.01.2019, sind Sophia und ich um 5:35 in Auckland gelandet. Ich konnte im Flugzeug wieder nicht gut schlafen, was dieses Mal richtig kacke war, da uns durch die 6 Stunden Zeitverschiebung im Vergleich zu Bali quasi die Nacht geklaut wurde.
Naja, erstmal ging es verrädert zur Einreisekontrolle. Da meine Schuhe an den Sohlen dreckig waren, wurde ich vom Zoll abgeführt.
Glücklicherweise nur, um meine nicht ganz sauberen Schuhe zu desinfizieren, um die hiesige Flora und Fauna zu schützen. (Habe Mama beim Wort abgeführt gerade in meinem Kopf entsetzt einatmen hören😄). Die Neuseeländer versuchen ihre Flora und Fauna zu schützen, die einzigartig auf der Welt sind. Deshalb sind möglich Keime von außen eher unbeliebt.
Vom Flughafen ging es für Sophia und mich mit dem Bus zu unserer Wohnung nach Auckland. Dass wir erst im falschen Bus waren, lasse ich mal unerwähnt.
Die Hafenstadt ist zwar nicht die Hauptstadt von Neuseeland, aber mit ca. 1,4 Millionen Einwohnern die bevölkerungsreichste. Es ist keine Metropole, wie man sie sich vorstellt. Zwischen Hochhäusern und Bürogebäuden stehen teilweise alte Häuser mit Backsteinmauern in verschnörkeltem viktorianischen Stil. Diese Kontraste zusammen mit dem angenehmen Klima (viel Wind und viel Sonne), geben der Stadt eine angenehme Atmosphäre. Hier wird man nicht von der Stadt erschlagen, sie zeigt ihre Vorzüge auf angenehme Art und Weise.
Unsere hiesige Mitbewohnerin Ilona, eine Studentin aus Kehl, die ihr Praktikum bei einem Museum in Auckland macht, hat uns an der Bushaltestelle abgeholt und uns den Weg zur Wohnung gezeigt. Diese liegt in einem großen Gebäudekomplex, genannt Empire Apartments.
Zum Glück wussten wir, dass uns nicht höchster Standard erwartet und sind alle nicht empfindlich, sodass die Realität der Wohnung kein großer Schock war.
Die Wohnung ist eine leicht abgrundtief hässliche Bude, mit drei Zimmern, einer Küche, Bad, Klo und einer Art Gemeinschaftsraum. Es war einigermaßen sauber, aber trotzdem leicht heruntergekommen. Die Wände sind mega dünn, der Teppichboden irgendwie eklig, Küchenutensilien hatten wir überhaupt keine und der Endgegner für alle mit gesundem Sauberkeitsverständnis ist die Couch. Wenn ich hier sterbe, ist die der Hauptverdächtige.
Aber in den 2 Monaten, in denen wir in Auckland sind, zählt Lage mehr als Komfort. Und bei dem Wohnungsmarkt eine Bleibe zu finden, von der wir in 5 Minuten bei der Arbeit und in 10 Minuten in der Innenstadt sind, ist halt unschlagbar. Außerdem passt die Sauberkeit im Bad und das Bett, von dem her lässt es sich hier aushalten. Leider haben wir hier kein WLAN, aber eine neuseeländische SIM-Karte und partieller digital detox regelt.
Nach unserer Ankunft in der WG haben wir unsere Rucksäcke abgeworfen, das Jetlag mit zwei Stunden Nickerchen bekämpft und danach den Rest des Tages Sightseeing gemacht. Abends gab es Burger, was mir nach einer Woche asiatisch mal wieder willkommen war.
Am nächsten Morgen startete unser Praktikum. Sophia und ich arbeiten hier beim Immobilienmanagementunternehmen Impression Real Estate. Wenn ihr mal eine Wohnung in Auckland kaufen wollt, wendet euch an die. Wenn ihr fleißige Praktikanten treffen wollt, dann nicht.
Auf das Unternehmen sind wir über Studenten aus dem 16er-Jahrgang gekommen. Daumen hoch an Katha.
Was soll man zur ersten Woche bei Impression sagen? Dort arbeiten etwa 30 Angestellte und es gibt aktuell 6 deutsche Praktikanten. Drei, die direkt nach dem Abi dorthin sind und drei von unserer Hochschule aus Kehl. Die Kehler sind Sophia, Stefan Schaumo Schuhmacher und ich. Stefan haben wir schon bei unserer Ankunft am Flughafen kennengelernt.
Mit ihm bildeten Sophia und ich in der ersten Woche ein Team. Wir durften einfachere Tätigkeiten, die einer allein locker geackt hätte, zu dritt ausführen. Also z.B. Schlüssel sortieren (gibts bei nem Immobilienmanagementunternehmen einige), Botengänge ausführen oder einmal auch nen Schrank ausräumen. Zusammen macht das sogar Spaß. Teilweise. Manchmal. Selten. Einen eigenen PC hat aber leider keiner.
Ich kann auch sagen, dass ich hier den Tiefpunkt meiner beruflichen Laufbahn erlebt habe. Als es mal nichts mehr für mich zu tun gab, durfte ich aus einem Stapel leerer Sichthüllen die kaputten aussortieren. Aber Humor ist, wenn man...
Top ist aber, dass die Arbeitszeit nur von 10 bis 17 Uhr ist.
Falls hier jemand von der Verwaltung der HS Kehl mitliest: Tätigkeiten des gehobenen Dienst sind natürlich auch dabei. Also quasi eigentlich nur.😄
Im Laufe des Februars kommen nochmal drei Praktikanten von unserer Hochschule. Dann wird’s komplett wild, denn auch die haben nicht alle Tassen im Schrank.
Für mich ist es gut, einen Einblick in ein ausländisches Unternehmen zu bekommen und es hilft, mein Englisch aufzupolieren.
Ehrlich gesagt bin ich aber nicht in Neuseeland, um Tätigkeiten des gehobenen Dienstes durchzuführen. Erstens, weil es keine gibt und zweitens will ich mich sprachlich und persönlich weiterentwickeln und möglichst viel vom Land sehen. Meiner Meinung nach wird auch ein späterer Arbeitgeber von dieser Entwicklung profitieren.
Am Montag hatte ich gleich meine erste Fahrt mit einem Firmenauto im Linksverkehr. Easy wars nicht. Habe ein bisschen mit den seitlichen Abständen gestruggelt, da das Lenkrad rechts ist. Zum Glück hat aber alles geklappt und auch hier habe ich uns nicht in den Tod gefahren.
Montagabend haben wir noch die erste Miete gezahlt, die ist wöchentlich zu entrichten. Schon teuer und irgendwie wirkt die ganze Organisation des Hauses komisch bis unseriös. Hier könnte auch ohne weiteres die südkoreanische Mafia einquartiert sein.
Ansonsten gibt es zu den Arbeitstagen wenig Interessantes zu erzählen. Warmes Mittagessen gibts in der Stadt für umgerechnet 5 Euro, das ist schon ok.
Wir (also Stefan, Sophia, Ilona und ich) haben uns außerdem mit nem guten Angebot für die Zeit in Auckland im Fitness angemeldet. Fitness ist zwar nicht so meins, aber Liegestützen mach ich auf unserem Boden in der Wohnung safe nicht und joggen auf Teer tut meinen Knien auf Dauer leider auch nicht gut. Nachdem wir jetzt ein paarmal waren, kann ich sagen, dass Fitness als Ausgleich ganz gut ist.
Ansonsten ist über die Arbeitswoche alles Interessante (und wahrscheinlich auch manches Uninteressante😄) erzählt.
Unser erstes richtiges Wochenende in Auckland war dann lang, da der Montag ein regionaler Feiertag ist. Auckland Anniversary oder so. Ist in Bayern bestimmt auch ein Feiertag.
Von Samstag bis Montag haben uns Larissa und Kathi, die ihr Praktikum in Tauranga absolvieren, besucht. Mit den beiden und Stefan haben wir Auckland erkundet. Vom Sky Tower bei Sonnenuntergang, Mount Eden, Devonport bis hin zum Hafenfest mit abschließendem Feuerwerk. Außerdem hatte Sophia am Samstag Geburtstag, hier nochmal alles Gute. Ich hoffe, dass der Tag schön war.
Am Sonntag haben wir im Auckland Domain Park sogar noch zufällig einen Fan des SV Hausach getroffen. Wahnsinn...
Das hier mal für alle, die mir das mit dem Pulli am Flughafen nicht geglaubt haben.
Da ich durchgeknallte Frauen von zu Hause gewohnt bin (wer das gerade liest und sich angesprochen fühlt, sollte sich Gedanken machen), war es ein richtig cooles und witziges Wochenende. Daumen hoch an die Mädels.:)
Und Daumen runter an Max und Willy, die lieber was anderes in Tauranga gemacht haben.
Allgemein ist Auckland und auch unsere hässliche Bude schon ein bisschen Heimat für mich geworden. Gut, das ist vielleicht übertrieben. Aber Heimweh nach Hausach ist nicht da. No offense, Familie Baumann. Ihr fehlt mir natürlich schon.
In der WG läufts tipptopp. Es gibt halt zwei meinungsstarke Chefs und einen Azubi, der lieber austeilt als einsteckt. Wer das ist, bleibt sein Geheimnis.😄
Nein im Ernst, es harmoniert sehr gut mit Sophia und Ilona.
Gerade ist Montagabend, ich liege im Bett hinter meiner Fakewand und bin ziemlich geschafft vom Wochenende. Ich freue mich aber schon auf das nächste und auf das, an dem wir den Gegenbesuch in Tauranga starten.
Viele Grüße an alle und besonders an meine Schwester, die ab Februar in ihr Referendariat als Lehrerin startet.
Lukas