Veröffentlicht: 06.10.2019
Nachdem wir ziemlich happy am Abend irgendwo auf den Karpaten an der Hochstraße Transalpina in 2000 Meter Höhe eingeschlafen sind und die Nacht ohne erfrieren geschafft hatten, sind wir extra früh für den Sonnenaufgang aufgestanden. Und der hat uns fast aus den Latschen gehauen. Zuerst war es etwas unheimlich, da wir wohl in der Nacht von einem Wolken-Nebel verschluckt wurden.
Aber es wurde sehr schnell hell und die Sonne kämpfte sich Stück für Stück durch den Wolkenschleier durch. Der Anblick war total schön und durch den Sonne Wolken Mix gab es alle paar Minuten etwas anderes zu sehen.
Hier oben fühlten wir uns total gut und irgendwie so allein. Es war ein sehr gelungener Start in Kerrins Geburtstag. Doch wo es am Tag vorher hoch ging musste es jetzt auch wieder runter gehen. Beschwingt aber auch etwas wehmütig ging es ins Tal und somit zurück nach Transsilvanien.
Ein langer Fahrtag stand uns bevor. Wir durchquerten Transsilvanien und kamen am Abend in dem kleinen Örtchen Honigberg an. Hier konnten wir in einem alten Klostergarten übernachten, unter diversen Obstbäumen. Als wir am nächsten Morgen den Torschlüssel in der kleinen Burganlage abgeben wollten lud uns der Burgherr ein, die Anlage noch kostenlos zu besichtigen. Es ist eine Art Kirchenburg, die zur Verteidigung als Festung ausgebaut wurde. Sie ist ringförmig mit einer begehbaren Außenmauer angelegt. In der Mitte befindet sich die Kathedrale.
Bei Regen machten wir uns danach auf, weiter Richtung Osten. In Brasov klapperten wir erstmal den dritten Decathlon in Rumänien ab, auf der Suche nach kleinen Gaskartuschen. Endlich hatten wir mal Glück und unser Kaffee am Morgen war für die nächsten Wochen gesichert. Gar nicht so einfach die Kartuschen hier zu bekommen.
Passendes Regenprogramm für den Tag war das Schloss Bran oder wie sie auch genannt wurde die Törzburg, die uns Touristen als Schloss Dracula verkauft wird. War ganz amüsant sich auf den Gedanken einzulassen, wobei es nur wenig Parallelen zwischen dem eigentlichen Schloss aus Bram Stokers Roman und diesem Schloss geben soll. Aber wie gesagt, die Besichtigung hat Spaß gemacht. Bei der Ankunft erkennt man hoch oben auf einem Felsen bereits das Schloss.
Von Innen sah das Schloss dann doch weniger gruselig aus, fast schon gemütlich. Nur der Blick aus dem Fenster war etwas mystisch mit dem Nebel.
Den Tag ließen wir auf einem süßen Campingplatz mit einem Fernsehabend ausklingen, natürlich mit ...
Ausnahmsweise gab es auf dem Campingplatz mal keine Hauskatze oder auch keinen Haushund, sondern Zorro... Das Hauspony.
In Rumänien gibt es insbesondere in den Bergen noch viele Braunbären, wir haben jedoch noch keinen gesehen, da Olli immer den Tip befolgt, im Wald laut in die Hände zu klatschen ;-) (-; oder vielleicht rochen wir auch nicht gut. Kerrin war schon ganz traurig, daß ihr noch keiner über den Weg gelaufen ist. Aber nach etwas Recherche fanden wir heraus, dass es bei uns in der Nähe ein Bärenreservat namens "LiBEARty" gab, welches wir dann am nächsten Tag besuchten. Dieser wunderbare Ort wurde von einer rumänischen Tierschützerin namens Christina Lapis geschaffen. Sie gründete 1997 die Tierschutzorganisation "Asociatia Milioane de Prieteni (Amp)" die übersetzt Millionen Freunde Verein heißt. Alles begann mit einer Station für Straßenhunde, deren Vermittlung sie heute noch betreibt. Doch immer wieder wurde sie auch auf das grausame Schicksal vieler Bären in Rumänien aufmerksam, die meißt als Attraktion vor Sehenswürdigkeiten ausgestellt wurden und in Käfigen gehalten wurden. Erst 2005 wurde es hier verboten Bären zu fangen und dann zu besitzen. Mit dem EU Beitritt änderten sich dann der Organisation zu Gunsten die Richtlinien zur Haltung von Wildtieren und es war für Christina etwas leichter Bären aus einer Gefangenschaft zu retten. Die Bären kommen aber nicht nur aus Rumänien, sondern auch aus Zikusen und Zoo, in denen sie schlecht gehalten wurden aus der ganzen Welt hierher. Sie bekam für ihr Reservat 69 Hektar Land von der Gemeinde Zarnesti zur Verfügung gestellt. Heute leben dort 103 Bären, die alle eine sehr tragische Geschichte von ihrem Weg ins Reservat zu berichten haben. Max zum Beispiel, um nur eine Geschichte zu erzählen, wurde 10 Jahre (bis 2006) vor einem Schloss in Rumänien im Käfig gehalten und es war Touristen möglich, ein Foto mit ihm zu machen. Damit er nicht aggressiv auf den Kamerablitz reagiert, wurden seine Augen verblitzt und er wurde mit Medikamenten und Alkohol ruhig gestellt. Seine Krallen und Zähne wurden gezogen. Im Reservat wurde er lange aufgepäppelt und konnte sein Leben den Umständen entsprechend im großen Gehege genießen. Viele andere Bären hatten Verletzungen an den Pfoten, da sie immerzu auf den Eisenstäben ihrer Käfige stehen mussten. Ob Hochsommer oder Winter. Im Reservat haben sie darauf geachtet, daß die Umgebung möglichst natürlich ist, auch wenn die meisten geretteten Bären nicht wussten, wir sich ein Rasen anfühlt oder wie man klettert. Besuchszeiten sind nur 3 Stunden am Vormittag, den Rest der Zeit tun sie das, was Bären halt so tun. Man hat die Möglichkeit das Reservat mit einer Bären-Adoption finanziell zu unterstützen.
Die vielen Geschichten der Braunbären haben uns unglaublich gerührt und nachdenklich gemacht. Toll das es Menschen wie Christina gibt. Ein paar Erinnerungsfotos (ohne Blitz) durften wir von den Bären schießen. Sie sind alle so majestätisch und kraftvoll. Manchmal aber auch nur gemütlich. ;-)
Uns stand dann eine längere Fahrt zu dem nächsten Highlight bevor, doch die Fahrt lief nicht ganz reibungslos. Unsere Bremse vorne rechts pfiff schon seit ein paar Kilometern fröhlich vor sich hin und war, als wir sie überprüften auch etwas heiß. Sie schien fest zu sein. Na klar war Samstag Nachmittag und wir waren am Arsch der Heide oder in der Walachei. Zwei mal pausierten wir, bis die Bremse wieder abgekühlt war, aber so konnte es nicht weitergehen. In einem Mini Dorf hatten wir dann aber Glück... Es gab eine geöffnete Werkstatt. Es wirkte ein wenig so, als ob ein paar Privatpersonen dort an ihren Wagen zugange waren. Aber sie waren trotz großer Kommunikationsprobleme sehr hilfsbereit. Der jüngste von ihnen wurde als Englischspezialist vorgeschickt, konnte aber wirklich kein Englisch. Aber die heiße Bremse war ja deutlich genug und sie machten sich an die Fehlersuche. Nach ca einer Stunde (wovon sie die Bremse 20 Minuten abkühlen ließen) hörten wir uns heraus, dass die Dichtung am Bremssattel kaputt sein könnte. Oder auch nicht. Allerdings haben sie die Bremse erstmal wieder gangbar gemacht und uns gesagt, dass wir damit bis nach Deutschland fahren können. Nix Problem... Drum bun (Gute Fahrt). Als er uns den Preis sagte hatte der gute Mann dann Dollarzeichen in den Augen als er meinte... 80 €. EURO??? In einem Land in dem mit Lei bezahlt wird? Ja wirklich 80 €. Als wir behaupteten, wir hätten keine Euro und würden in Lei bezahlen, wusste er anscheinend Gott sei Dank den Umrechnungskurs nicht und sagte äh 300 Lei. Das sind etwas über 60 €. Das ist dann ja in sofern gerecht, dass wir das in Deutschland auch bezahlt hätten und die Rumänen in Deutschland ebenfalls. Zögerlich fuhren wir danach weiter, kontaktieren aber einen Telefonjoker, der sich mit VW auskennt (Danke an dieser Stelle für die schnelle Antwort). Der Tipp an der Stelle war: "lasst den Bremssattel lieber tauschen". Bei der Weiterfahrt hatten wir dann aber keine Probleme mit der Bremse und entschieden uns, zu warten bis wir eine geeignete Werkstatt in einer geeigneten Gegend finden würden. Dem Bus gönnten wir aber mal eine gründliche Wäsche, da die gesamte Bremsanlage durch die vielen Schotterpisten und Sandstraßen auch ordentlich verdreckt war.
Nach der liebevollen Handwäsche sind wir weiter zu den Schlammvulkanen von Berca gefahren, wo wir am späten Nachmittag angekommen sind. Wir waren schon recht gespannt was uns dort erwartet. Laut Reiseführer sind sie ein Naturschauspiel, wogegen wir in verschiedensten Rezessionen gelesen hatten, dass die Schlammvulkane doch eher ernüchternd sein sollen. Aber wie sagt man so schön: "Man soll sich am besten persönlich seine Meinung bilden!"
Gesagt getan!
Für uns sind die Schlammvulkane schon echt ein Hingucker gewesen. Schon allein die Landschaft ist verblüffend. Alles sah aus, wie man es sich auf dem Mond vorstellt. Die Vulkane sind wenige Meter hoch und entstehen durch Gase, die aus 3000 Meter Tiefe durch Ton- und wasserhaltige Schichten aufsteigen. An der Oberfläche trocknet der flüssige Schlamm und bildet so seine typische Vulkan-Form. Da die Gase salz- und schwefelhaltigen sind, ist die gesamte Umgebung vegetationsfeindlich und nur wenige und seltene Pflanzen überleben. Das ganze Gebiet wurde zu einem geologischen und botanischen Schutzgebiet erklärt. Aber jetzt mal das wissenschaftliche beiseite. Wir fanden die Vulkane nicht nur schön anzuschauen sondern auch sehr lustig, denn sie waren dauerhaft am furzen! ;-) Man musste zu jeder Zeit aufpassen, dass sie einen nicht hinterrücks mit Schlamm bespritzen. Schade das es an dieser Stelle keine Geruchsaufnahme geben kann, denn die Vulkane hatten auch so ihre eigene Schwefelnote.
Nach einer unspektakulären Nacht auf dem Parkplatz neben den Vulkanen (ja auch solche Nächte hat man auf Tour) führen wir dann weiter ins Donaudelta. Dieses ist ein Biosphärenreservat, kurz bevor die Donau ins Schwarze Meer mündet. Mit ca. 5800 Quadratkilometern ist es das zweit größte Delta nach dem Wolgadelta in Europa. Von der Fläche stehen 72% unter Naturschutz.
Auf dem Weg dorthin haben wir uns natürlich immer wieder Gedanken um unsere Bremse gemacht. Hält die Dichtung und der Bremssattel bis Deutschland wirklich durch, oder sollten wir doch noch in Rumänien die Teile tauschen? Wie es das Schicksal so wollte, kamen wir in Tulcea, kurz vor unserem Ziel im Donaudelta an einer Bosch-Kfz-Werkstatt vorbei, wo wir gleich einen Pit-stop einlegten. Auf Grund mangelnder Kapazitäten wurden wir jedoch zu den Kollegen auf der anderen Straßenseite verwiesen, mit denen wir das Problem glücklicherweise auf Englisch gut besprechen konnten. Direkt prüften sie die Bremsen des Bullis und zu unserer Überraschung hat man die Dichtung und alles Andere für intakt erklärt. Es sei also nicht notwendig einen neuen Bremssattel zu verbauen. Hmmm. Klang ganz gut. Wir freuten uns. Für das Prüfen der Bremsen wollten sie dann auch nur 50 Lei haben. Umgerechnet 10€. Das klang dann auch nach realistischen Rumänischen Preisen. Und ja....wir werden weiterhin aufmerksam unsere Bremsen im Blick behalten.
Im Donaudelta angekommen, genau genommen in Murighiol, sind wir auf einen kleinen süßen Campingplatz gefahren. Hier standen wir hinten im Garten einer Fischerfamilie. Wir hatten uns diesen Platz ausgesucht, da der Fischer und Platzbetreiber Touren mit seinem eigenen Boot ins Delta anbot und wir so nicht auf eine touristische Buchungagentur zurückgreifen mussten. Das wollten wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Gleich am nächsten Morgen um 7 Uhr sollte es losgehen. Als es dann aber regnete wurde die Tour dann kurzerhand um einen Tag verschoben. Ab Mittag wurde das Wetter besser und wir konnten so noch dies und das erledigen. Dann ging es aber am nächsten Morgen wirklich los. Ab in Dan's (so heißt der Besitzer) Auto und zum Fischerhafen. Wir sind dann ca. 4 Stunden in seinem Fischerboot durchs Delta gefahren. Es war saukalt aber wunderschön.
Es war unglaublich wie wieviele unterschiedliche Vögel dort leben. Wir sahen unter anderem Seeadler, diverse Reiher, Schwäne, Pelikane, Kormorane, Eisvögel und viele mehr. Wahrscheinlich haben wir viele außergewöhnliche Vögel gar nicht wahrgenommen. Wir sind da ja die totalen Ornithologie Banausen, die keine Ahnung haben. ;-)
Trotzdem war es cool sooo viele Vögel dort zu erleben.
Ach ja, im Donaudelta gab es nicht nur Vögel zu bestaunen, sondern auch eine sehr süße aber wahnsinnig anstrengende kleine Mieze. Für alle die den Film "40 erste Dates" kennen, diese Katze übertrifft den 10 Sekunden Dave um Längen. Schmeißt man Sie aus dem Bus, dann dreht sie sich nach zwei Sekunden um und springt wieder rein. Das Spiel konnten wir 100 mal spielen und irgendwann gaben wir es auf.
Nachdem wir noch eine weitere Nacht im Donaudelta verbracht hatten, ging es am nächsten Morgen weiter Richtung Süden. Unser Ziel war das schwarze Meer, nahe der bulgarischen Grenze. Wir steuerten ein kleines Städtchen namens 2 Mai an. Auf dem Weg dorthin durchquerten wir eine wirklich großartige Landschaft, wo wir gerne noch ein paar Stops einlegten.