Veröffentlicht: 16.02.2021
'Grüß Gott'.
Hier sind wir nun... Im Osten Afrikas... An einem der schönsten Strände, die ich je gesehen habe.Vielleicht ist es sogar DER schönste...Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie toll sich der Sand hier anfühlt.
B-u-t-t-e-r-w-e-i-c-h !
Der Beach ist viele Kilometer lang und so grell-weiß, dass es in den Augen blendet. Es sind gefühlt (oder vielleicht sogar wirklich) 48 Grad und ohne die steife Brise, die durch die Palmen weht, wäre es höchstwahrscheinlich Selbstmord, draußen zu hocken.Ich glaube, sogar der Sonne ist das afrikanische Klima zu viel.
Sie versteckt sich gerade nämlich hinter dicken Wolken.
Der indische Ozean hat sich vom Ufer locker 2 Kilometer zurückgezogen, es herrscht Ebbe.
(genau wie in unseren Geldbörsen nach diesem Urlaub)
Ganz weit hinten glitzert das Meer in allen Türkistönen, die es gibt. Es ist unglaublich schön!
Hören Männer, die fleißig an ihren Fischerbooten rumhämmern.
Riechen die frische Seeluft und genießen das süße Nichtstun.
Seit nunmehr 24 Stunden sind wir im Paradies.Wie die Anfahrt hierher war und was wir davor erlebt haben, davon erzähle ich euch jetzt:
Achso... Vorweg eine kurze WARNUNG - Ich bin nämlich realistisch... Und die meisten von euch kennen mich. Ich war noch nie auf diesem Kontinent. Alles ist neu. Und auch wenn ich VERSUCHEN würde, mich kurz zu fassen, ich schaff es vermutlich nicht und werde euch auch mit den trivialsten aller Trivialitäten über viiiele Passagen hinweg beschäftigen. Für alle Lesefaulen also lieber wieder nach oben scrollen und nur Bilder angucken - auch okay.
Allen , die weiterlesen, möchte ich sagen:
Selber Schuld! Aber beschwert euch hinterher nicht. ;)
Endlich weg von dem hysterischen Coronawahn.
Endlich wieder Sonne auf der Haut.
Endlich Salz im Haar und Sand zwischen den Zehen.
Das war quasi unser Mantra die letzten Monate und ich, die Afrika nie besonders auf dem Schirm hatte, wollte plötzlich nirgends anders mehr hin. Vielleicht waren es all die Träume mit Löwen, die ich plötzlich vermehrt hatte oder irgend eine andere Eingebung, aber Tansania war auf einmal unwiderruflich in mein Hirn gebrannt.Die Safari, die ich mir so sehnlichst gewünscht habe, schlug ich mir irgendwann aus dem Kopf.
Solange man als Zahlungsmittel keine Niere akzeptiert, ist das finanziell einfach nicht drin leider.
Aber diese Trauminsel hier wollte ich um jeden Preis sehen. Und auch, wenn es nicht so billig ist, wie man vielleicht denkt, wenn man Afrika im Kopf hat, ist es jeden Cent bzw Schilling wert. Apropos Schilling. Im Grunde sind wir hier schon Millionäre gewesen. Der größte Schein hier ist nämlich ein 10000 Schilling Schein und den bekommt man schon, wenn man nur knapp 4 Euro einwechselt. Ihr könnt euch ja vorstellen, wieviele Hunderttausende wir mit uns rumschleppen.Mann, ihr hättet mal hören müssen, was Passagiere mit anderen Zielen alles dabei haben und im Vorfeld bedenken mussten.
Da ging nämlich schon vorab jemand in der Schlange rum und befragte alle, wo sie hinfliegen würden. Pakistan, Malediven, Korea, Dubai... War alles dabei... Alle brauchten MINDESTENS den Covid Test. Aber viele benötigten zudem noch die schriftliche Bestätigung, dass sie auslandskrankenversichert sind und dass darin auch eine eventuelle Corona Infektion abgedeckt wäre.
Andere mussten zeigen, wo genau sie unterkommen und wieder andere mussten sich eine ganz bestimmte App laden. (Wofür genau - I don't know.) Ich hatte das Gefühl, dass die Leute sich komplett nackig machen mussten.
Wieviel Geld haste dabei. Wieviel Geld hat deine Mutter, deine Oma und was frisst dein Hund zum Frühstück. Wie ist dein Sternzeichen und wirst du deine Organe spenden.
Junge Junge , da gab es soviel Papierkram überall und hektisches Geraschel von allen Seiten, dass ich selbst komplett nervös wurde, obwohl ich null betroffen war.
Denn als wir dran waren, wurden wir nur kurz gefragt.
'Nach SANSIBAR?! Ach dann will ich nix sehen. Für Tansania gibt es keine Vorschriften.'
Wussten wir ja und waren dennoch beruhigt. Außerdem bestätigte es uns nur wieder, dass wir uns genau den richtigen Urlaubsort ausgesucht haben.
2x 6 Stunden Flug lagen also vor uns. Der erste war okay. Der zweite, der über Nacht ging, nur so semi. Muss man ja nicht weiter ausholen jetzt... Jedenfalls denke ich mir jedes Mal, dass ich mal Geld in Business Flüge investieren sollte. Irgendwann... Gleich nach dem roten Ferrari...
Aber ich war auch ziemlich abgelenkt. Die Beseitigung der Müdigkeit und das Akklimatisieren mussten vorerst warten. Dieser Flughafen - sowas hab ich wirklich noch nie gesehen. Wer schonmal in Afrika war, weiß, was ich meinen könnte. Wer da noch nicht war, weiß es vielleicht trotzdem. Ohne jetzt viel ins Detail gehen zu wollen, nur 1 Wort, um ihn zu beschreiben:
URSPRÜNGLICH!
Es wurde bei jedem Fieber gemessen und auch die Selbstauskunft mussten wir in Zuge dessen abgeben. Die dafür zuständige gelangweilte Dame hat, nebenbei bemerkt, nicht ein einziges Mal auf die Temperaturanzeige geschaut und auch auf den Stapel für unsere Anamnese hat keiner nur jemals einen Blick geworfen.
Das nenne ich mal ausgiebige Diagnose.
Sympathisch ;)
Draußen wurden wir sofort wieder erschlagen. Von der Luft. Von der Hitze. Von den Gerüchen. Und der Lautstärke. Überall standen Leute. Taxi Taxi - Rufe... Hochgehaltene Schilder.... Menschen, die dich davon überzeugen wollten, mit ihnen sofort an den Strand zu fahren und so weiter und so fort. Wir wollten erstmal nur aus der Wuselei da raus und kurz durchatmen. Ich frische Luft. Juli ihr Nikotin. Aber am Ende haben wir dann doch einen Typen gefragt, ob er uns für teuer Geld zu unserem Hotel fährt, das zum Glück nicht allzu weit entfernt lag. War schon heftig die kurze Fahrt. Was wir da sahen, kannte ich zum Teil nur aus dem TV.
Armut und Trostlosigkeit waren 2 der präsentesten Worte in meinen Kopf. Als ich das Meer sah, war ich aber schnell abgelenkt ehrlich gesagt. Und dann hielt das Taxi auch schon unvermittelt am Hafen vor einem Haus, das verglichen mit den Gebäuden daneben wirklich gut aussah.
'good hotel. The best here', brummte der Driver noch, als er unsere Rucksäcke aus dem Auto hiefte.
Na.. Okay... . Für irgendwas müssen meine stundenlangen Recherchen ja auch echt gut sein.
An der Rezeption dann war ich etwas enttäuscht. Keine Ahnung, was ich mir vorgestellt habe... Einen roten Teppich wohl nicht. Aber der Manager und auch alle anderen Mitarbeiter waren dermaßen unterkühlt und fast schon unhöflich.
Das zog sich tatsächlich auch bis zum nächsten Tag, Ausnahmen gab es vielleicht 2.
Zum Glück sollte das eh nur ein kurzer Zwischenstopp sein, um das hier abhaken zu können...
Mann, war das aufregend auf Sansibar anzukommen.
Draußen vor dem Hotel war gleich der Hafen.
Wir wollten nur ein bisschen die Umgebung erkunden.
Aber da waren überall Männer, die uns ein Jambo! zuwarfen. Und versuchten, mit uns Kontakt aufzunehmen.
Bei uns ist das in etwa so:
Wir sehen eine Touristenfalle und anstatt ihr aus dem Weg zu gehen, springen wir jauchzend und mit Anlauf in sie hinein.
Nach 30 Stunden Schlafentzug völlig übermüdet und neben uns stehend war dieser kleine Spaziergang für uns wie ein Spießrutenlauf.
Ich wollte mich einfach nur noch irgendwo verstecken.
Wir konnten keinen Meter gehen, ohne von mindestens 127 Typen angequatscht zu werden.
Alle wollten irgendwas.
(Dein Bestes. Dein Geld.)
Und ja, ich wusste es nicht besser (also eigentlich doch) und blieb bei den ersten boys and men brav stehen und heuchelte halbherzig Interesse an ihren Touren, während Juli müde neben mir stand und mich drängte, endlich weiter zu gehen.
Keine Ahnung, wieviele afrikanische Nummern ich nun im Handy habe. Bestimmt brauche ich bald eine neue SIM dafür.
Ich war so froh, als wir wieder im Hotel waren.
Sowieso war das Zimmer größer als unsere Wohnung und das Bett schrie förmlich nach uns.
Aber ihr kennt das vielleicht.
Mittagsschläfchen sind immer sone Sache.
Manchmal wacht man nach ein paar Stunden auf und ist komplett verballert.
Wieviel Uhr ist es? Wo bin ich? Und Welches Jahr haben wir überhaupt? Als hätte man seine eigene Umlaufbahn verlassen.
Genauso fühlten wir uns also am Valentinstag.
Während andere Pärchen knutschend ein Candlelight Dinner durchführten, waren wir auf der Suche nach uns selbst.
Gefunden haben wir uns an diesem Tag nicht mehr.
Dafür aber verrückte Menschen, von denen es mit schwindendem Tageslicht plötzlich immer mehr gab.
Alter - wo kamen die alle her?
Auch die Flut hatte mittlerweile den Hafen erreicht und wo doch eben noch tief unter uns der steinige und vermüllte Meeresboden zu sehen war, wurde die endlos lange Kai-Mauer nun komplett von Wasser umspült.
Auf der standen hunderte Locals und sprangen in teils wilden Formationen ins Hafenbecken. Laut angefeuert von den Danebenstehenden.
Gott, war ich müde.
Diese ganzen Eindrücke muss man erstmal verdauen.
Da mach ich immer einen auf krassen Cosmopoliten,... Aber nee. Dieser Tag war echt....na ja... viel.... Und ich war verdammt froh, als er vorbei war. ;D
Für den nächsten Tag hatten wir nämlich einen Ausflug geplant.
Der Ausflug war alles in allem trotzdem okay.
Muss man nicht haben... Aber man kann halt.
Nach 1 Stunde war es vorbei.
Also wieder zurück zum Hotel.
Und ey.... Stimmt, ich hab noch gar nicht erzählt, wo genau das Taxi uns gestern hinbrachte nach unser gestrigen Ankunft am Airport, oder?!
Also, es ist im Grunde der älteste Teil von Sansibar - City.
Die Hauptstadt von Sansibar.
Genannt Stone Town.
Und auch, wenn wir eigentlich nichts sehnlicher wollten, als Kokosnüsse unter Palmen an einsamen Stränden zu schlürfen, wollten wir uns das hier auch nicht entgehen lassen.
Immerhin ist die Stadt Weltkulturerbestätte der UNESCO und tatsächlich eine DER Sehenswürdigkeiten im Osten Afrikas.
Wusstet ihr eigentlich, dass Freddie Mercury hier geboren wurde?!.. Nun, wir auch nicht. Aber die Menschen hier huldigen ihn sehr.
Stone Town selbst schmiegt sich direkt ans Meer und ist ursprünglich von Arabern erbaut worden. Das erklärt den unglaublichen orientalischen Einfluss bis heute und auch, dass fast alle Einwohner Muslime sind.
Stone Town heißt also 'Steinerne Stadt', weil es überall Steinhäuser gibt. Oder wie sie selbst dazu sagen 'Prachtvolle Bauten'.
Na ja.. Jeder, wie er meint...
Natüüürlich machten wir eine überteuerte Tour mit einem Guide, der uns zu jedem dieser prachtvollen Häusern eine laaaange Geschichte erzählte und sich gefühlt 3 Stunden an jeder einzelnen Holztür aufhielt, um uns zu erzählen, wer oder was sich dahinter befand.
Und natürlich war das interessant.
Und natürlich haben wir jedes einzelne englische Wort verstanden.
Und natürlich hatte er keinen suahelischen Dialekt, der das Schwierigkeitslevel rasant erhöhte.
Und natürlich wollten wir irgendwann nur noch weg.
Na gut.
Ich zumindest.
Juli steht halt drauf, sich bei 65 Grad Außentemperaturen durch enge Gassen scheuchen zu lassen.
Ich für meinen Teil wollte bei dieser Tour eigentlich primär nur den alten Sklavenmarkt sehen.
Denn dafür hat Sansibar traurige Berühmtheit erlangt.
Für seine dunkle Vergangenheit.
Die Insel war sogar das Zentrum des ostafrikanischen Sklavenhandels.
Heftig, dass all das gerade einmal 200 Jahre zurückliegt.
Wir guckten uns dort dann also krasse Statuen an,... hörten tatsächlich interessante, wenn auch grausame Geschichten und kamen irgendwann in Räumlichkeiten, wo auf englisch untertitelt sehr sehr viele Bilder hingen.
Wir hatten BEI ALLEM RESPEKT nicht vor, uns da komplett durchzulesen. Ganz ehrlich, auch wenn es a little bit peinlich ist - dafür reichen unsere Englischkenntnisse auch überhaupt nicht aus.
Unser Guide so:
'I give you 20 minutes'.
Kurzer Blick zu Juli.
ähm nee?!
'Five enough.'
Kopfschütteln.
'okay ten'
'I give you 20'
Ein Blick, der keinen Widerstand duldet.
Und weg war er.
Mist!
Schön, dass wir um unsere eigene Lebenszeit handeln mussten, wie aufm Bazar.
Außerdem wollte der eh nur Pause machen, da waren wir sicher.
Wir mussten also wirklich ziemlich viel Zeit totschlagen da drin und haben uns nicht vorher raus getraut haha.
Wollten ja auch nicht respektlos wirken, wie gesagt.
Draußen telefonierte er fröhlich und pflügte dann wieder durch die engen Straßen mit uns.
Na ja. Oder eher 200 Meter vor uns. Wir im Laufschritt hinter ihm her.
Man hört hier oft Pole Pole, das bedeutet soviel wie langsam langsam. Das hat der Typ leider nicht so verinnerlicht.
Irgendwie beschlich mich zeitweise sogar das selbe Gefühl, das ich hatte, als wir in der grünen Hölle waren.
Der ein oder andere beharrliche Blogverfolger weiß sicher, was ich meine...und ich schwöre euch, auch wenn wir nicht in Thailand waren und auch wenn der kleine Großstadt-Dschungel hier sicher nicht mit dem Regenwald von Koh Chang zu vergleichen ist... Aber ich sag mal so: Wir haben definitiv vorher gefragt, wie lange diese Tour hier geht.
'1 hour. Maybe 90 minutes. But 1 hour, I think.'
Wir waren minimum 3x solange unterwegs und wirklich - bei 26000 Grad und einem Tempo, als würde der Guide sehr sehr dringend aufs Klo müssen, macht das dann nicht mehr so viel Spaß irgendwann.
Ich war froh, als der Marsch vorbei war und wir endlich sitzen konnten.
Nach einer kalten Coke mussten wir nur noch aufs vorab bestellte Taxi warten, das uns zu unserer neuen Unterkunft bringen sollte.
Und es auch tat.
Wir waren locker 80 Minuten unterwegs, aber haben zwischendurch soviel gesehen, dass es schwer war, sich zu langweilen.
Einmal ist vor uns ein Jeep gefahren.
4 Typen saßen hinten auf der Ladefläche.
Als sie uns bemerkten, riefen sie fröhlich Jambo! und warfen uns eine handvoll frisch geernteter Litschies durchs offene Fenster.
Unser Fahrer wurde dafür sogar extra langsamer und fuhr so, dass das möglich war.
In Deutschland undenkbar.
Und Leute.... Als wir schlussendlich hier in unserer neuen Unterkunft ankamen,... Ich weiß nicht, wie ich es in Worten formulieren soll.
Unfassbar krass einfach.
Aber die meisten von euch werden das Video vermutlich eh bei Facebook gesehen haben.
Von allen Hotels, Pensionen, Zimmern, Resorts,... die ich je gebucht habe auf der Welt (und das waren viele) ist das hier mit Abstand das heftigste!!!
Zugegeben, auch das teuerste. Aber jeden einzelnen Cent wert.
Mit dieser Erkenntnis schließe ich das 1. Kapitel Afrika.
Ich bedanke mich für jegliche Form der Aufmerksamkeit und verbleibe mit einem freundlichen 'KWAHERI'
Oder wie wir Berliner sagen: