Veröffentlicht: 21.02.2022
Puerto Angel ist genau genommen gar keine Insel.
Wir waren in den vergangenen Wochen auf keiner einzigen Insel.
Aber ich kenne Inseln sehr gut.
Ich weiß also, wie man sich fühlt, wenn man auf einer Insel ist.
Und deshalb der Titel.
Trinkspiel:
Für jedes INSEL trinkt ihr jetzt einen Tequila.
Vamos!
Und wenn ihr dann betrunken genug seid, könnt ihr mal eure Zungen lockern bzw eure Finger entknoten und mir verraten, wieso von allen Leuten, die ich kenne, in den vergangenen 5 Tagen nur ZWEI überhaupt geschrieben haben oder nachgefragt haben, ob ich noch lebe.
Wären wir also hier in Mexiko plötzlich vom Erdboden verschwunden, (wie Tausende andere Menschen Tag für Tag) würde es euch nicht mal auffallen.
DOPPELPUNKTSCHRÄGSTRICH
Und Memo an mich selbst:
Neue Freunde & Familie suchen!
Mal im Ernst, die letzten Tage waren unbeschreiblich.
Handy aus.
Das andere auf Flugmodus.
Social-Media-Detox.
Nur wir 2.
Nur dieser 1 Strand.
Nur diese glühend heiße Sonne, die unbarmherzig meinen adipösen Bauch verbrannt hat.
Ab und zu was essen.
Ab und zu nen Mojito bestellen.
Ab und zu auf der Hängematte chillen, die man direkt auf unserer Terrasse befestigt hat, nachdem wir kurz drum gebeten haben.
Wir hatten einen Blick auf eine malerische Bucht. (ich hab euch im letzten Blog drauf 'vorbereitet')
Mit Open-Air-Küche und so.
DAS allerdings wusste ich noch nicht, als ich es gebucht habe und wir waren ziemlich geflasht darüber.
Unsere Mahlzeiten (für die ausnahmsweise Juli zuständig war) nahmen wir dann nämlich mit traumhafter Aussicht ein.
Keine Ahnung, wann ich mal SO gegessen habe.
Kein Plan, ob ich jemals SO aufgestanden bin und dann diesen Anblick hatte.
Ich weiß wirklich nicht, wann es mal SO fucking krass war, in einer Hängematte zu hängen und dabei dem Ozean so nah sein zu können.
Das war es im Grunde auch, was wir die ganze Zeit im Ohr hatten.
Die Brandung.
Das Rauschen.
Das Klatschen der Wellen auf die Felsen, die diesen einmaligen Strand sozusagen abgrenzten.
Mit den Geräuschen sind wir eingeschlafen.
Und wieder aufgewacht.
Wir mussten nur über eine (recht abenteuerliche) Treppe einen kleinen Hang hinunter und standen mit den Füßen im Sand.
Noch 3 Schritte weiter und wir konnten ins Meer hüpfen.
Keine Straße.
Nur dieser enge, versteckte, verschlungene, unbefestigte Pfad, der zur Unterkunft führte und den man nun wirklich nicht Straße schimpfen kann.
Also keine Autos, keine Roller.
Die einzigen Motorengeräusche waren von Booten, die ab und zu vorbei kamen, um unser Inselparadies zu stören.
Unser Inselparadies, auf einer Insel, die genau genommen ja nicht existiert.
Jaja, schon klar. 😜
Es war trotzdem perfekt.
Und wir kamen nach 2 Wochen endlich richtig an im Urlaub.
Auch unsere Hautfarbe wurde in dieser Zeit noch eine Nuance dunkler.
Und ich, die in den letzten Jahren tatsächlich irgendwie verlernt hat, richtig loszulassen, wurde förmlich gezwungen nichts zu tun.
Es gab dort ja auch einfach nichts.
Ich hab sogar wieder gelesen.
Stephen King war leider schonmal besser, dennoch:
Nachdem ich in den letzten Jahren höchstens mal die Rückseite von Shampoo-Packungen gelesen habe, war das eine wunderbare Abwechslung.
Ansonsten galt auf unserer Insel, die keine is (blabla) nur das bloße Existieren!
Atmen, Nahrungsaufnahme, Schlafen.
Ab und zu eine riesige Spinne killen, die sich getraut hat, unseren 4 Wänden zu nah zu kommen.
Ja, Wände hatten wir.
Zimmerdecken eher nicht so.
Denn nicht nur die Küche war open-air,
nee auch das Bad.
Es gab also viel Viehzeug.
Spinnen, Geckos, Ameisen, hubschraubergroße Käfer.
Eine richtige Konfrontationstherapie für Juli, die noch ein richtiger Outdoor-Bursche wird, wenn das so weiter geht. 😝
Wir teilten uns die Hütte außerdem mit unzähligen Fledermäusen, die draußen rumhingen und von denen sich ab und zu eine in unsere Küche verirrte und die nachts wirklich viele Geräusche machten.
Wie ihr seht - Mexiko ist unglaublich vielfältig! 🇲🇽 💙
Und umso länger wir hier sind, desto öfter fragen wir uns, wieso wir so verdammt lange gebraucht haben, diesen Teil der Erde zu bereisen.
Über uns kreisten den ganzen Tag wunderschöne Adler, einmal sahen wir Kolibris und andere abgefahrene blaue Paradiesvögel mit langen ausladenden Schwänzen. (sagt man so bei Vögeln?)
Die Menschen, die (wie wir) nach Ruhe und Abgeschiedenheit suchten und unsere 'Insel' (Klappe!) mit uns teilten, waren zum Glück von der ruhigen Sorte.
Sehr viele waren es ohnehin nicht.
Man fand immer Sitzgelegenheiten am Beach.
Immer eine freie Hängematte mit Blick aufs Wasser.
(Nicht so toll wie unsere eigene oben auf unserer Terrasse natürlich, aber auch ganz nett.)
Wir haben uns gefühlt wie in einer andern Welt. Ehrlich.
Der Taxifahrer, der uns vom Busterminal in Pochutla hierher gebracht hat, hat uns vorher gesagt, dass der Ort beautiful ist. (beeindruckend, dass er überhaupt ein englisches Wort kannte, oder?) Jedenfalls hatte er nicht zuviel versprochen.
Ist übrigens der selbe Taxifahrer, in dessen Auto Juli und ich unser GESAMTES Gepäck ließen, nachdem wir ihn grad 2 Minuten 'kannten'.
Wir mussten ja zuvor immerhin noch einen Großeinkauf tätigen, um uns selbst versorgen zu können. Ihr wisst ja, auf Inseln gibt es ja sonst nichts. 😜
Also 'Hola Taxi-Driver. Before you drive us to Casa Luna, can you wait till we finish our Einkauf und so?'
Keine Ahnung, wird schon klappen, wa, Flosse?
Rucksäcke in Kofferraum und erstma zur Bank zum Geldwechseln.
Juli so:
'Selbst wenn er jetz wegfahren würde, zum Glück hat er ja nur unsere Klamotten im Auto'
Ich so in Gedanken und die Stirn schweißnass nicht nur von der Hitze:
'Ähm joah, Klamotten, in denen mein gesamtes Bargeld steckt, also so ca 2000 Euro'
Ihr glaubt nicht, wie schnell ich wieder über die Straße bin und den Fahrer gesucht habe, der in meiner Phantasie schon über alle Berge war.
Und nicht nur in meiner Phantasie.
Das Auto stand tatsächlich nicht mehr da, wo es zuvor geparkt hat.
Dann Erleichterung, als der Chico mir von einer anderen Seite aus fröhlich zuwinkte.
Er hatte nur umgeparkt.
Memo an mich selbst:
Ordentlich Trinkgeld geben, weil er uns nicht ausgeraubt hat.
Als wir dann am 'Hotel' ankamen, fiel jedenfalls all der Stress von uns ab.
Den Rest kennt ihr ja nach all meiner Lobhudelei nun allmählich.
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Natüüürlich wären wir nicht wir, wenn nicht doch die ein oder andere unvorhergesehene Sache passiert wäre.
Und davon erzähle ich euch jetzt:
Am 2. Tag dort habe ich mich auf ein Kayak gesetzt und bin losgepaddelt.
Juli mit ihrer Behinderung konnte ja nicht, also machte ich mich alleine auf und davon. 🛶
In Puerto Escondido wäre es wohl nicht wirklich möglich gewesen, da die Brandung zu stark ist und ich vermutlich ertrunken wäre, bevor ich nur das Wort Kayak hätte aussprechen können.
Na ja. Hier war das aber eigentlich keine allzu große Sache.
Geschützt durch die Bucht war das Meer sehr viel ruhiger.
Ja ,die Strömung auch hier nicht ohne.
Und die Wellen am Ufer dennoch stärker als beispielsweise am Mittelmeer.
Aber wie gesagt: Kein Ding!
Also rauf da und losgeschippert.
Klappte toll.
Alles chic beim Rein-und Rauspaddeln.
Ja guuut-
meine Kopfhörer sind kaputt gegangen, da ich auf die geistreiche Idee kam, Musik zu hören aufm Kayak, aber der Rest passte schon....
Bis....na ja...bis ich beim 3. Mal Kayakfahren die Brandung doch ganz schön unterschätzt habe.
Ich ließ mich von der Strömung und den Wellen Richtung Strand treiben.
Man landet ja dann automatisch aufm Sand und kann easy absteigen, auch als so'n Körperklaus, wie ich es bin.
Kayak is gestrandet.
Vivi auch.
Ich stieg also vom Boot, schüttelte grad noch das Wasser ausm Ohr, als eine heftige Welle das Kayak, das eben noch vor mir auf der Sandbank lag, längs und mit Vollkaracho zurückschleuderte und mich umriss.
Mit voller Wucht traf mich dieses gelbe (verdammt schwere) Geschoss also am Knie und Schienbein und ich sah kurz Sterne.
Ich konnte mich nicht mehr halten und mein oller Kadaver knickte sofort ein.
Ich hatte also nicht nur Schmerzen des Todes, sondern hatte auch plötzlich weder Bikini-Oberteil, noch Sonnenbrille an, da die Welle sich beides 'holte'.
Richtig gut. Nicht.
Leute, ik sag's euch - ik bot n Bild für die Götter.
Und in Kombination mit Juli noch mehr.
Hinkebein und Flosse uff Adventure.
Herrlich!
Seit diesem Tag gilt nämlich:
Ich kann nicht mehr richtig gehen und muss sogar aufpassen, wie ich mich im Wasser bewege, denn ich habe aktuell keinen festen Stand.
Und bei euch so? 😑😅
Aber wisst ihr was?
Wisst ihr, dass es rückblickend fast schon perfekt war, dass das passiert is?
Hätte ich nämlich nicht trübsalblasend aufs Wasser schauend am Strand gehockt, statt ungelenk das Paddel durch die Wellen zu manövrieren
-ich hätte doch niemals die Walfontänen gesehen!
Ja, ihr habt richtig gelesen.
Da war ein fucking Wal !!!!!!!!
An unserem Strand.
An unserer Insel. (🤫)
Er war natürlich relativ weit weg.
Und auch wenn ich im Schätzen von Entfernungen ebenso gut bin, wie im Kayakfahren
Ganze 3x sahen wir glasklar seine Fontäne, als er einatmete (oder ausatmete?)
Und 2x seinen Rücken bzw Flosse.
Boah, war das aufregend!!
Ihr seht bzw könnt euch sicher vorstellen, es wird uns sehr schwer fallen, den Pazifik zu verlassen und wenn ihr das hier lest, haben wir das im Grunde schon fast getan.
Im Gepäck haben wir außer stinkenden Socken allerdings auch noch Pläne, die vor unserer Rückkehr nach Deutschland noch ausgeführt werden wollen und mindestens einen Nike-Karton voll mit Vorfreude auf Dinge, die da noch so kommen werden. Deshalb weint das eine und lacht das andere Auge, wie man so doof sagt.
Also
WIR LESEN UNS.
Ich bin ihn selbst (sehr konzentriert zählend) komplett von Anfang bis Ende abgelaufen (bzw abGEHUMPELT), nur um euch diese Daten hier nennen zu können.
PPS: Ein Kellner hat den Hitlergruß gezeigt, als wir ihm sagten, dass wir aus Alemania sind.
PPPS: das Essen im Restaurant war Scheiße.