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São Paulo, Bolivien und die Chile-Detour

Veröffentlicht: 09.02.2017

Der Abschied von den elterlichen Reisekumpanen war aufgrund einer Kette von Missverständnissen furchtbar chaotisch, hektisch und wurde der gemeinsamen Zeit so gar nicht gerecht: an eine ausgedehnten Irrfahrt auf der Suche nach dem Autoverleih reihten sich panische Schweißausbrüchen bei namibianischem Fahrstil und Tempo 180, gekrönt vom allerseits verhassten Flughafengehetze. Einige Tränchen später flog ich dann dem neuen Reiseeabschnitt entgegen - alleine. Das seltsame Loch im Magen ließ sich auch mit einer Tüte Nüsse nicht stopfen und so verbrachte ich ein paar rastlose Stunden im Johannesburger Flughafen, bevor es schließlich boarding time to São Paulo hieß. 


São Paulo ist eine gigantische Stadt, Sebastian ein hervorragender Gastgeber und der Blick von seinem Balkon unschlagbar. Sonntags in dieser Megastadt anzukommen war nach den konfusen Gedankenzirkeln vom Vortag ein wahrer Segen. Nach einer entspannten Fahrradtour durch die angenehm leere Stadt begossen wir meinen ersten Abend auf südamerikanischem Boden mit (im wahrsten Sinne) berauschenden Mojitos und schon hatte ich mich akklimatisiert. Das Magenloch wandelte sich zu einem Kribbeln der Vorfreude auf alles, was da so auf mich zukommen würde.


São Paulo wurde in den nächsten Tagen von mir auf dem Rad, zu Fuß, von oben, von unten, kulturell und kulinarisch erkundet und für gut befunden; warum diese Stadt auf so viel Missfallen stößt, erschließt sich mir nur rudimentär. Der nächste Abschied und der nächste Flug standen viel zu schnell wieder an. Sebastian, es war ein Träumchen!

Die Zeit in Bolivien begann standesgemäß mit einer halsbrecherischen Fahrt vom Flughafen zum Hostel und dem Kauf von 1000g Nüssen (wie sagt man noch gleich 100?). Santa Cruz habe ich größtenteils für ausgiebige Marktbesuche und anschließende Planungsessen mit mir selbst genutzt; in La Paz fand ich dann schließlich auch meine soziale Ader wieder und verbrachte interessante, anstrengende und vor allem sehr lustige Tage mit der lieben Isabel aus Österreich.


Nach einer verstörenden Fahrt im Nachtbus erreichten ich und zum Glück auch die in den Gepäckraum(!) des Busses zugestiegenen Fahrgäste heil und lebendig unser Ziel, die weiße Stadt Sucre. Nur mein Rucksack, der war ziemlich plattgesessen

Sucre ist eine wunderschöne Kolonialstadt in der man unter anderem Schweizermesser und köstliches Obst kaufen kann. Lange hielt es mich dort dennoch nicht, denn die Salzwüste rief immer lauter - also ab nach Uyuni!


Im nächsten Bus lernte ich Ramez, meinen Reisegefährten (und Fotografen ;)) für die nächste Zeit kennen, indem ich ihn davor bewahrte mitten in karger Wüstenlandschaft von unserem eher unbekümmerten bolivianischen Busfahrer zurückgelassen zu werden.


In Uyuni angekommen klapperten wir zusammen zahlreiche Tourveranstalter ab, handelten was das Zeug hielt, verbrannten unsere Nasen in der Höhensonne und landeten schließlich mit einer unglaublich sympathischen Gruppe von Spaniern und Französinnen in einem Jeep. Der brachte uns Tags darauf zu der wahrscheinlich surrealsten Gegend, die ich je zu Gesicht bekommen habe. Das endlose Weiß der Salar de Uyuni brennt in den Augen, lässt Berge erscheinen als würden sie in ihr umhertreiben und Entfernungen unschätzbar werden. 


Die Magie hörte auch in den folgenden Tagen nicht auf; unzählige Flamingos in schwarze Lagunen, roten Lagunen und bunten Lagunen wurden gefolgt vom morgendlichen Frostfüßen beim Besuch riesiger Geysire (bei -10 Grad).


Den darauffolgenden Spontanabstecher nach Chile habe ich auch keine Sekunde bereut. Mit Llamabeschnupperung hoch zu Ross, feuerroten Felsen vor leuchtend türkisem Wasser und einer qualvolle Radtour durch die Hochwüste mit zwei Holländern (never again) wurde San Pedro zu einem wahren Schmankerl.


In Santiago de Chile gab es dann endlich wieder einmal ein Weingut zu besichtigen, die Träubchen haben mir schon ein wenig gefehlt. Viel Zeit blieb mir in dieser lebendigen Stadt leider nicht, der Machu Picchu musste ja vor den großen Regenfällen erreicht werden! Ramez verabschiedet, uber gerufen, ab in den Flieger und zackbumm feddich in Lima!
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