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Taiwan – Lost in Translation

Veröffentlicht: 16.05.2017

Nach spätestens einem Tag in Taiwan stand für uns beide fest: Das ist das fortschrittlichste und bestentwickelte Land, das wir je gesehen haben. Alles läuft ruhig und organisiert, ohne dass es programmiert wirkt. Die Leute sind freundlich, ohne auch nur ansatzweise aufdringlich zu sein (wenn man niemanden anspricht kann man auch gut ohne zu reden durch Taiwan reisen). Alles ist sauber, nicht ein Graffiti oder Tags, kein Müll der rumliegt, in den öffentlichen Toiletten könnte man vom Boden essen (wir haben schon an schmutzigeren Tischen gegessen)… Einfach unglaublich. Das Zugsystem ist einmalig und soweit wir das überblicken können immer pünktlich. 10:14 Uhr heißt nicht 10:13 Uhr oder 10:15 und schon gar nicht 10:14 und 30 Sekunden. Es heißt 10:14 Uhr (und ja, liebe Schweizer Leser, das könnt selbst ihr nicht so gut…). Man würde hier gern mal jemanden von den Berliner Verkehrsbetrieben oder der Bahn hinschicken… Ach ja, und Schnellzüge sind auch wirklich Schnellzüge. Die können nicht nur theoretisch über 300 km/h fahren, die machen das auch… Darüber hinaus fühlt man sich sowas von sicher hier, dass man davor schon fast wieder Angst hat… Und der Taiwanese ansich liebt Tee, in allen erdenklichen Formen. Wir haben zwar nicht eine Kneipe oder Bar gefunden, aber es gibt Stadtviertel, wo jedes zweite Haus ein Teeladen ist… Ferner mag er Lotterien. Und um die Steuerhinterziehung zu bekämpfen, hat man sich vor vielen Jahren ein tolles System ausgedacht: Auf jedem Kassenzettel ist eine Losnummer und jeder Kassenzettel nimmt dann an einer monatlichen Lotterie teil. Die Gewinne aus der Lotterie sind beträchtlich und regen somit jeden an, auf seine Quittung zu bestehen. Gar nicht dumm! …somit kann man nicht einmal eine Büroklammer kaufen, ohne dass man dazu den Kassenbon ausgehändigt bekommt. (Ja lieber Herr Alexis Tsipras, das funktioniert wirklich!!) Trotzdem gibt es genug Leute die ihre Kassenzettel nicht behalten…dafür gibt es überall Sammelboxen, die von Freiwilligen ausgezählt werden. Bei Gewinn wird der Erlös für Wohltätige Zwecke gespendet. Wir sind begeistert!

So, nun hören wir mal mit schwärmen auf, denn wo Licht ist, ist auch Schatten. Obwohl hier die Perfektionssonne so hoch steht, dass die Schatten kurz sind….ABER da wäre zu allererst die Schrift, die einen nicht direkt wahnsinnig macht (eigentlich doch!!!), man kann sie nur schlicht und einfach nicht lesen! Viele der Taiwanesen sprechen eigentlich recht gut Englisch, aber an Übersetzungen mangelt es an allen Orten. Das schlägt besonders aufs Gemüt, wenn man Hunger hat und so gar nichts lesen kann! Ahhrr! (Foto einer ganz normalen Karte ist mit veröffentlicht). Wenn man an den unzähligen Straßen-Fressständen so sieht, was alles dargeboten wird, dann möchte man eigentlich gern wenigstens zum Frühstück weder ´ne Schnecke, noch ´nen Tintenfisch, Stinktofu (ich beschreibe hier besser nicht wie das riecht) oder ´ne Schlange essen. Und schon hat man ein Problem und die Moral ist im Keller. (Wir hätten nicht gedacht dass wir uns mal so sehr an Eier zum Frühstück zurücksehnen würden!!) Aus angesprochenen Gründen haben wir uns hier sowieso darauf geeinigt, vegetarisch zu essen. Und wenn man dann mal ein Lokal mit englischer Übersetzung gefunden hat, dann läuft der Bestellvorgang ungefähr so ab: „Ich hätte gern den Gartensalat.“ „Okay“ „Da ist doch kein Fleisch drin, oder?“ „ist mit Fleisch“ „Mmhhh, okay, dann die Gemüsesuppe, die ist ja sicher ohne Fleisch“ „ist mit Fleisch“ „Okay, gibt es irgendetwas ohne Fleisch?“ …lange Pause… „Pommes!“ „Okay, dann die Pommes“ Die Fleischeslust der Taiwanesen ist riesig! Es gab fast nichts ohne…Und aufgrund der zusätzlichen Sprachbarrieren haben wir sicher auch ein bisschen abgenommen. Die Sehnsucht nach Käsestulle und Bismarckbrötchen ist wieder enorm gewachsen! Wir haben aber wieder einige lustige Sachen (auch mit Fleisch) probiert, von denen wir nicht so genau wissen wollten, was das ist, aber im großen und ganzen sind wir mit dem Essen nicht so recht warm geworden. Also…Abzüge in der Gesamtnote!

Wenn man die großen Naturwunder oder architektonische Highlights sucht, dann wird man in Taiwan sicher enttäuscht. Aber es ist toll hier zu sein, und Natur gibt es allemal sehr schöne. Zuerst waren wir im Süden, in Tainan, der alten Hauptstadt. Schöne Stadt mit Museen und lebhaften Märkten. Alte holländische, japanische und chinesische Einflüsse sind zu erkennen. Von hier haben wir dann einen Tagestripp in den Alisan-Nationalpark unternommen. Schon die Fahrt war aufregend. Immer höher in die Berge, vorbei an Teeplantagen. Das hatten wir so auch noch nicht gesehen. Im Park haben wir eine kleine Wanderung durch einen sehr alten Wald unternommen, der aus bis zu 2.500 Jahre alten Zedern und Zypressen bestand. Dazu war es neblig und somit irgendwie mystisch. Von Tainan ging es weiter nach Taichung. Die Stadt war früher Inbegriff von „Made in Taiwan“. Davon ist nicht mehr viel zu sehen, dafür ist gefühlt jedes dritte Haus eine Universität und somit gibt’s viele Junge Leute, einen tollen Nachtmarkt plus ein Museum der schönen Künste. Aber auch diese Stadt erschöpft sich schnell. Von hier haben wir einen ganz netten Ausflug zum Sun Moon Lake unternommen. War nicht schlecht, aber wird jetzt nicht in bleibender Erinnerung bleiben.

Dann gings weiter nach Taipei, wo wir die zweite Hälfte unseres taiwanesischen Kurzaufenthaltes verbringen wollten…hierzu mehr im nächsten Bericht.

Taiwan ist wirklich empfehlenswert und wir hatten einen guten Start in einem tollen Land! Naja…außer eben das Essens-Problem. Also Fazit: „Taiwan mit Bismarckbrötchen“ – das wär perfekt! 😊

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