Veröffentlicht: 14.05.2019
P.Sherman 42, Wallaby Way, Sydney – Das ist das Erste was uns in den Sinn kam, als wir entschieden haben als nächstes nach Sydney zu fliegen. Wem diese Adresse jetzt gar nichts sagt: Keine Sorge, diese Bildungslücke kann durch das Anschauen eines Films geschlossen werden. Denn im Zeichentrickfilm „Findet Nemo“ macht sich der verwirrte Fisch Dory mit Nemos Vater auf den Weg zu dieser Adresse, um Nemo, einen kleinen Clownfisch, aus dem Aquarium eines Zahnarztes zu befreien. Klingt verrückt, ist aber so. Leider mussten wir feststellen, dass diese Adresse nicht in Wirklichkeit existiert, aber mit dem Gedanken an diesen wunderbaren Film und all die lustigen Momente, die die Fische dort in Sydney erleben, stieg die Vorfreude auf Sydney ins Unermessliche. Und diese Vorfreude war absolut berechtigt, denn wir sind uns einig, dass Sydney eine der schönsten Großstädte ist, in denen wir bis jetzt waren! Nicht nur die Gebäude, Lage und Natur, sondern auch das Klima mit ca. 3000 Sonnenstunden im Jahr, ist schwer zu übertreffen. Im ernst, mehr Sonnenstunden gehen nicht, denn sonst wäre ja nie Nacht.
Aber von Vorne: Unsere Ankunft in Sydney nach wenigen Stunden Flug aus Christchurch hätte schon nicht besser sein können. Kurz vor Landung hat unser Pilot noch eine schöne Panoramarunde über die Stadt gedreht und wir hatten das große Glück auf der richtigen Seite zu sitzen und die Stadt aus der Luft zu sehen. Was für ein Anblick: Die riesigen Hochhäuser am Meer, der Hafen, die zerklüftete Küste mit ihren vielen Buchten und mitten drin die berühmte Oper und die Harbour Bridge.
Endlich gelandet und mit unserem Gepäck in einem Stück, machten wir uns auf den Weg zu einem Park neben dem Flughafen, um den Flugzeugen beim landen zuzusehen und die Zeit bis zu unserem Check in im AirBnB totzuschlagen. Und prompt durften wir die unglaubliche Freundlichkeit und Geselligkeit der Australier kennenlernen, denn mit unseren riesigen Rucksäcken outeten wir uns natürlich sofort als Touristen und es verging kaum eine Minute ohne ein nettes Gespräch mit einem echten Aussi, der uns Tipps für Sydney gab oder einfach nur über Rugby, Grillen und Reisen reden wollte. Einer von ihnen fing schon morgens um 9 Uhr im Park an zu grillen, wohl gemerkt mitten in der Woche, und erzählte uns, dass er erstmal seinen Kater vom vergangenen Abend überwinden müsse, bevor er zur Arbeit ginge. Da war uns klar: Diese Australier sind einfach entspannte Typen.
Angekommen in unserer Unterkunft für die nächste Woche, einer kleinen Zweizimmerwohnung in einem Vorort Sydneys, mussten wir dann erstmal tief durchatmen. Denn leider hat unsere Vermieterin oder ihr Reinigungsservice es mit der Sauberkeit nicht ganz so genau genommen und uns eine völlig verdreckte Wohnung überlassen. Da sie allerdings nicht erreichbar war, blieb uns nichts anderes übrig als selbst zu putzen, was immerhin zur Folge hatte, dass es danach so sauber wie möglich war und wir uns wohlfühlen konnten. Die Reinigungsgebühr für die Wohnung hat uns die Vermieterin natürlich zurückerstattet. Eingekauft wurde daraufhin, ganz wie ein deutsches Gewohnheitstier es so liebt, bei Aldi Süd! Ja ihr lest richtig, in Australien gibt es tatsächlich mittlerweile über 1000 Aldi-Filialen und eine befand sich direkt vor unserer Haustür. Das Sortiment ist zwar stark auf den australischen Markt angepasst (das bedeutet z.B. es gibt nur Toast, kein Brot), aber ein paar sehnlichst vermisste Leckereien, wie Mozzarella oder Kinder Bueno, konnten wir uns gönnen.
Aber genug der Anreise, jetzt musste natürlich die Stadt ausgekundschaftet werden. Als erstes fiel uns sofort der extreme Anteil an asiatischen Einwohnern auf. Vor allem die Großstädte wie Sydney oder Melbourne ziehen immer mehr Auswanderer aus China, Vietnam, Japan usw. an, die sich häufig mit eigenen Restaurants oder asiatischen Läden selbstständig machen. Zudem gibt es eigene Stadtteile, in denen hauptsächlich Menschen einer Herkunft leben, wie z.B. Chinatown oder Little Vietnam. Für uns war es natürlich erstmal unerwartet in Australien in der Bahn zu sitzen und nur von Asiaten umgeben zu sein, aber man gewöhnt sich schnell dran. Die Australier scheinen dieser steigenden Einwandererzahl aus Asien mit gemischten Gefühlen, hauptsächlich allerdings offen zu begegnen, denn nicht nur der Umgang miteinander erscheint größtenteils vorurteilsfrei, sondern auch die Beschilderung und Sprachansagen an öffentlichen Plätzen nehmen Rücksicht auf die oftmals wenig Englisch sprechenden Mitbürger. Allerdings kamen wir manchmal an unsere Grenzen, wenn Restaurants ihre Speisekarten nur auf Chinesisch verfügbar hatten, aber so haben wir wenigstens mal neue Gerichte ausprobiert, ohne richtig zu wissen, was wir eigentlich essen. Für Belustigung sorgen auch immer wieder Schilder oder Durchsagen, die asiatische Mitbürger an das „angemessene Benehmen“ erinnern, z.B. dass man nicht auf den Boden spucken soll oder sich nicht auf die Toiletten stellen soll (im Ernst, wir fragen uns was da los ist in Asien?).
Durch die sehr gemischte Bevölkerung bekamen wir auch an Ostern ein ziemliches Kontrastprogramm geboten: Einerseits begegneten uns immer wieder extreme Christen, die uns mit Schildern und Flyern darauf hinwiesen, dass wir in die Hölle kommen, wenn wir nicht glauben (damit zu drohen ergibt allerdings keinen Sinn, denn wenn ich nicht glaube, dann glaube ich auch nicht an die Hölle, oder?). Andererseits feiert der asiatische Teil der Bevölkerung größtenteils gar kein Ostern und öffnet weiter seine Restaurants, Supermärkte und Geschäfte, was dazu führte, dass alle, die an Ostern einkaufen wollten, in die asiatischen Stadtteile pilgerten. Das hat die Christen mit ihren Höllendrohungen wahrscheinlich nicht gefreut.
Da für uns Feiertage im Moment wenig Bedeutung haben so weit weg von der Familie, haben wir die Zeit lieber für Sightseeing genutzt und uns als erstes die Innenstadt und die Wahrzeichen Sydneys angesehen. Natürlich mussten wir uns von der Schönheit der Oper selbst überzeugen und haben sie gleich aus allen Blickwinkeln erkundet und kommen zu dem Ergebnis: Ein wahres Meisterwerk! Allein schon ihre Lage, umgeben von Meer und nur von einer Seite an die Stadt angebunden, ist beeindruckend, aber das Ganze dann auch noch gepaart mit dem Design, das die Oper aussehen lässt wie große Wellen, die brechen, ist einfach genial.
Gegenüber der Oper befindet sich die 1932 eröffnete Harbour Bridge, das ehemalige Wahrzeichen Nummer 1 der Stadt, bevor die Oper im Jahr 1973 eingeweiht wurde. Da man über die Brücke laufen kann und am anderen Ufer dann auf einen kleinen Freizeitpark stößt, haben wir das natürlich sofort gemacht und uns im Freizeitpark nochmal wie Kinder gefühlt.
Die Innenstadt Sydneys hat uns ansonsten vor allem mit ihrem Mix aus modernen Hochhäusern und Kreuzfahrtschiffen auf der einen Seite und alten, stuckbesetzten und aufwändig verzierten Gebäuden auf der anderen Seite beeindruckt. Vor allem die Shopping Center waren auch ohne, dass wir etwas gekauft hätten, einen Besuch wert, denn so schicke Gebäude haben wir noch nie gesehen. Ach und die Straßenmusiker: Es gibt tatsächlich noch so viele unentdeckte Talente auf der Welt und einige davon leben in Sydney!
Zu jedem Sydneyurlaub gehört abgesehen vom Erkunden der Innenstadt auch ein Besuch der gerühmten Strände und so machten wir uns sowohl zum Manly Beach, als auch zum Bondi Beach auf den Weg. Eigentlich können wir nicht so ganz verstehen, warum diese Strände so bekannt sind, denn es sind einfach Stadtstrände umgeben von vielen Häusern und Hotels. Klar, wenn man hier wohnt ist es schön einen Strand direkt vor der Tür zu haben, aber für uns waren das einzig coole eigentlich die kleinen Schwimmbäder direkt am Strand, die mit Meerwasser gefüllt sind, aber ein sicheres Badeerlebnis bieten. Immerhin, sobald man sich etwas von den Stränden wegbewegt und auf den Küstenwegen läuft, bekommt man einen schönen ersten Einblick in Australiens Natur mit ihren ausgewaschenen Klippen am Meer, ihren Korallenriffen, den Sträuchern und verzweigten Bäumen und natürlich den Spinnen. Natalies Kommentar zu den haarigen Achtbeinern: „Wenn irgendjemand in Deutschland noch einmal behauptet, er habe eine große Spinne im Keller gefunden, dann schicke ich ihn persönlich nach Australien. Das ist mal richtige Expositionstherapie.“
Nach einer Woche in Sydney hatten wir dann genug Stadtleben getankt und wollten etwas mehr von der Natur Australiens sehen (die Spinnen könnt ihr aber in Sydney behalten). Direkt hinter Sydney, etwas weiter im Inland, bieten sich hierfür die Blue Mountains perfekt an. Diese Region ist übersäht von Eukalyptuswald, der durch seine ätherischen Öle die Luft im Sonnenlicht blau erscheinen lässt. Unsere Reise mit dem Zug führte uns nach Katoomba, einem kleinen Ort im Herzen der Blue Mountains und der perfekte Ausgangspunkt für ein paar schöne Wanderungen. Direkt bei Katoomba fallen die Berge steil in ein Tal ab und bilden so eine lange Klippe mit einer wunderschönen Weitsicht und neuen Blickwinkeln um jede Ecke. Außerdem hat uns der dichte Wald mit seinem guten Eukalyptusgeruch, die wunderschöne Herbstfärbung im Ort und die Vogelvielfalt verzaubert. Hier gibt es Kakadus und Papageien, wie bei uns Tauben oder Möwen.
Wahrzeichen dieser Region sind allerdings die „Three Sisters“, drei Felstürme, die direkt nebeneinander stehen und in den Canyon hinausragen. Auf unserer Tageswanderung entlang des Canyons kamen wir natürlich auch an diesen vorbei, wobei uns die Menschenmassen eher abgeschreckt haben und wir beschlossen, am nächsten Morgen zum Sonnenaufgang wiederzukommen. Generell haben wir in unserer Zeit festgestellt, dass diese Region ihren ganzen Zauber erst bei Sonnenauf- und Sonnenuntergang entfaltet, wenn die Sonne die Klippen berührt und die Steine in tiefes rot taucht. Abgesehen von der tollen Natur gab es aber noch ein echtes Highlight für uns Schleckermäuler: Wir haben das beste French Toast aller Zeiten in einem kleinen Café gegessen (Das Bild spricht für sich).
Von den Blue Mountains ging es mit Zug und Flugzeug direkt weiter nach Melbourne, denn wir dürfen vorwegnehmen, dass dort unser kleiner Camper schon sehnsüchtig auf uns gewartet hat. Bevor wir ihn allerdings abgeholt haben, haben wir noch ein paar entspannte Tage in einem Apartment im Herzen Melbournes verbracht. Tatsächlich hat die Stadt selbst uns nicht so richtig begeistert, allerdings kann das wohl vor allem unserem mangelnden Interesse zugeschrieben werden. Denn nach Sydney hatten wir genug Stadtleben getankt. Der riesige Victoria Markt mit seinen Souvenirs und die StreetArt hier waren dennoch eine Sightseeing Tour wert, denn in den kleinen und verwinkelten Gassen haben sich jede Menge Künstler verewigt.
Ansonsten sind auch wir manchmal einfach müde und wollen gerne faul sein und so haben wir beschlossen, dass wir die paar Tage in Melbourne doch gut zum Ausruhen nutzen können. Da traf es sich besonders gut, dass das Hochhaus unseres Apartments einen Pool und eine Sauna im 33. Stock besaß, die wir nutzen konnten, und dass unser lieber Vormieter seinen Netflix Account nicht abgemeldet hatte und wir so jede Menge Filme gucken konnten. Natürlich denken die meisten jetzt wahrscheinlich: Was, ihr seid am anderen Ende der Welt und verbringt den Tag mit Gammeln und Fernsehen? Aber wenn man so lange reist wie wir, dann braucht man manchmal einfach einen Tag ohne neue Eindrücke und Planerei. Neue und spannende Erlebnisse haben wir schnell genug wieder gehabt, aber dazu beim nächsten Mal mehr.
Song of Australia: Probier's mal mit Gemütlichkeit – Edgar Ott (Das Dschungelbuch)