Dibbeldabbeldour-Südsee-Teil 2
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07.-12.05.2019 # Samoa, Upolu

Veröffentlicht: 14.05.2019

Bevor wir die Fähre in Mulifanua verlassen, versuche ich vergeblich, wenigstens die Frontscheibe von der salzigen Kruste zu befreien, die sich während der Überfahrt auf dem gesamten Auto gebildet hat. Da hilft wohl nur ein ordentlicher Regenguss, aber danach sieht es momentan nicht aus. Upolu, die kleinere der beiden großen Inseln, empfängt uns mit strahlendem Sonnenschein, ganz so, wie wir es von unserem letzten Aufenthalt in Erinnerung haben.

Die Fahrt in die Hauptstadt Apia dauert normalerweise rund eine Stunde. Durch diverse Baustellen zieht sich das diesmal jedoch etwas mehr in die Länge. Doch wir haben keine Termine, also treibt uns auch nichts. Da unser auserwähltes Domizil ganz in der Nähe des Hotels Amanaki liegt, das wir 2016 bewohnt hatten, können wir sogar auf jegliche Navigationshilfen verzichten. Apia ist recht übersichtlich, so wirklich verfahren kann man sich dort nicht. So checken wir am späten Nachmittag im ‚Tanoa Tusitala‘ ein. Das macht von außen schon einen ziemlich guten Eindruck und auch die großen, sauberen Zimmer versprechen einen angenehmen Aufenthalt. Am meisten freuen wir uns natürlich über die Klimaanalage. Nach einer Woche im tropischen Klima ohne diese Annehmlichkeit müssen unsere Klamotten mal wieder ordentlich entfeuchtet werden.

Für Apia haben wir nur zwei Übernachtungen vorgesehen, um diverse Erledigungen vorzunehmen. Eine davon wiegt knapp 10kg (davon mindestens 2kg Klebeband) und soll mittels Samoan Post den Weg in die Heimat antreten. Wir gehen davon aus, dass wir die Wanderschuhe und warmen Sachen, sowie ein paar andere Kleinigkeiten spätestens ab jetzt nicht mehr brauchen. Also warum dann nicht unser Reisegepäck etwas abspecken. Tina hatte uns auf Grund ihrer Erfahrungen vom Versand mittels DHL abgeraten, da kann es wohl mitunter unerwartete Verzögerungen geben.

Einen blaßgelben Streifen auf der Fahrbahn ignorierend, parken wir wie selbstverständlich direkt vor dem Eingang des Post Office. Da stehen noch andere Fahrzeuge und so machen wir uns keine Gedanken. Bis ein Police Officer kommt und meint, hier wäre Parken nicht erlaubt. Während Maike mit dem Paket schon zum Schalter geht, bin ich drauf und dran, mir einen anderen Stellplatz zu suchen. Da taucht der Officer noch einmal auf und fragt, wie lange ich denn hier stehen will. Ich meine optimistisch ca. drei Minuten. Da er lässt sich doch noch erweichen und meint, ausnahmsweise darf ich hier stehen bleiben. Sehr freundlich. Ich will den Mann nicht enttäuschen, also fix rein zum Schalter um zu sehen, wie lange es noch dauern wird. Als mir Maike den horrenden Preis für das Paket sagt, muss ich mich fast setzen. Mit so viel hätten wir im Leben nicht gerechnet. Kurz überlegen wir, ob es die ganze Sache wert ist und entscheiden uns dann doch für den Versand. Allerdings reichen dafür unsere Barmittel nicht aus, die wir gerade dabei haben. Also hetze ich zur Bank, die glücklicherweise gleich auf der anderen Straßenseite ist und versuche, schnell etwas cash zu holen. Die drei Minuten sind gleich um. Der Automat in der Bank ist kaputt. Macht nichts, um die Ecke sind noch mehr. Von den dreien wähle ich natürlich den Falschen. Ich könnte natürlich stutzig werden, weil da ein Zettel in samoanischer Sprache daneben hängt. Aber in der Eile achtet man wohl nicht auf solche Nebensächlichkeiten. Der Automat meint, ich solle mein Geld nehmen und auf die Quittung warten. Geld kommt keins, dafür nach einer quälend langen Wartezeit der Zettel mit der Bestätigung der Transaktion. Sch…, was nun? Also rein in die Bank und den nächstbesten Angestellten fragen. Der zeigt mir den entscheidenden Satz auf der Quittung. Die Transaktion wurde NICHT durchgeführt, steht da. Wer lesen kann, ist klar im Vorteil. Erleichterung. Der zweite Versuch an einem der beiden anderen, Automaten gelingt schließlich und ich komme leicht außer Atem wieder am Postschalter an. Die drei Minuten sind längst Geschichte. Ein Glück, dass in Samoa die Uhren etwas anders gehen. Der Officer auf der anderen Straßenseite tut überhaupt nicht dergleichen und so kommen wir ungeschoren davon.

Nach der kleinen Aufregung verbringen wir die Zeit in Apia sehr entspannt mit etwas Shopping und Relaxen. Am zweiten Abend gönnen wir uns im ‚Amanaki‘ etwas deutsche Küche, ein Überbleibsel aus der Kolonialzeit. Schnitzel bzw. Kotelett mit Kartoffelbrei, lecker. Zurück im Hotel schauen wir uns noch eine Fia Fia-Show an, bei der die Angestellten, alles Laien, folkloristische Tänze bis hin zum Feuertanz aufführen. Nicht schlecht für Hobbykünstler, obwohl die traditionellen Trommelrhythmen weitestgehend moderner Musik aus der Konserve weichen mussten. Das haben wir schon authentischer erlebt.

Bevor wir am nächsten Tag in Richtung Westküste fahren, suchen wir das Hauptbüro der Samoa Shipping Corporation auf. Das ist nicht so wirklich gut gekennzeichnet, aber wir finden es trotzdem im zweiten Anlauf. An dem Schalter, wo man eigentlich seine Fährtickets buchen kann, fragen wir nach Jasmine Netzler. Wir wollen uns persönlich für ihre professionelle Hilfe bedanken, die den reibungslosen Transfer von und nach Savaii erst möglich gemacht hat. Über Monate hin haben wir einen ausgedehnten eMail-Kontakt gepflegt, bei dem immer wieder ihre Sorge anklang, dass etwas schief gehen könnte. Das hatte schon etwas von persönlicher Betreuung. Als sie schließlich von ihren Kollegen aus dem Back Office nach vorn beordert wird, ohne zu wissen, was man von ihr will, ist die gute Jasmine erst sprachlos und völlig von den Socken, bevor sie vor Rührung den Tränen nahe ist. So etwas hatte sie während ihrer Tätigkeit noch nie erlebt, geschweige denn erwartet. Als kleines Dankeschön überreichen wir ihr eine Tafel Schokolade (Merci gibt es hier leider nicht), die sie später mit ihren Kollegen teilen wird. Noch bevor wir an unserer nächsten Unterkunft ankommen, erreicht uns eine eMail, in der Jasmine uns noch einmal überschwänglich für die gelungene Überraschung dankt und schreibt, dass unser Besuch für sie die Inspiration für eine lange Zeit sein wird. Das war es auf alle Fälle wert.

Mittlerweile hat sich das Wetter merklich verschlechtert. Während unserer Fahrt an die Westküste schüttet es teilweise wie aus Eimern. Hoffentlich bleibt das nicht die ganzen nächsten 4 Tage so, die wir dort verbringen wollen.

Das ‚Return to Paradise‘ in Matautu ist ein wunderschön grün angelegtes, ziemlich weitläufiges Resort und eher auf den australischen oder neuseeländischen Pauschaltouristen ausgerichtet, der sich um nichts kümmern und die Unterkunft nur im Notfall oder für geführte Touren verlassen will. Es wurde nach dem gleichnamigen Film mit Gary Cooper benannt, der in den 1950ern in dieser Bucht gedreht wurde. Abgesehen davon, dass es ein wenig überteuert scheint, ist es doch außerordentlich gut organisiert und der Staff über alle Maßen freundlich und aufmerksam. In der Regel muss man hier nicht fragen, wenn man etwas braucht, sondern wird fast ständig gefragt, ob man etwas braucht. Zum Baden gibt es eine kleine Bucht mit Sandstrand, ansonsten ist die Küste eher schroff und es herrscht ein ständiger Wellengang von enormer Stärke. Die Brandung ist mitunter so laut, dass wir das Donnern sogar bei geschlossenen Fenstern im Zimmer hören. Wir bewohnen diesmal keinen Bungalow, sondern ein Zimmer im Obergeschoss eines Hauses mit 6 Wohneinheiten. Nachbarn bekommen wir erst am letzten Tag, so dass wir ziemlich ungestört den grandiosen Blick auf das Meer genießen können. Wettertechnisch haben wir von strahlendem Sonnenschein bis Wolkenbruch alles dabei. Da ist uns aber relativ egal, weil wir die meiste Zeit alle fünfe gerade sein lassen. Auf Upolu haben wir seinerzeit auch schon fast alles Lohnenswerte gesehen, so dass wir nicht auf Krampf um die Insel düsen müssen. Inzwischen merke ich auch, wie ich immer weiter herunterfahre. Ein angenehmer Nebeneffekt davon ist, dass ich wieder regelmäßig länger als sechs Stunden schlafen kann. Das kann ruhig noch eine Weile anhalten.

Einen Ausflug machen wir aber doch noch. Wir fahren ein wenig die Westküste in Richtung Süden entlang, da unten sind wir bis jetzt noch nicht gewesen. Im Pupu-Pue Nationalpark machen wir am Togitogiga Wasserfall halt. Auch schön dort. Allerdings ist es einer der eher trüben Tage, so dass wir eine Abkühlung nicht unbedingt nötig haben. Dafür kommen wir in den Genuss einer großartigen Garten-Toilette. :-)

Wir fahren noch weiter die Küstenstraße entlang und sehen überall, wie auch schon auf Savaii, Leute beim Rasenmähen. Das scheint hier eine Art Volkssport zu sein. Allerdings wenig verwunderlich, explodiert doch die Flora gefühlt nach jedem Regenguss förmlich. Und die Häuslebesitzer unterscheiden sich da kaum von denen zuhause. Ein gepflegter Golf-Rasen im Vorgarten muss schon sein.

Einer spontanen Idee folgend, biegen wir an einem Schild von der Straße ab, dass den Weg zu einer Höhle anzeigt. Ganz schlechte Idee, wie wir schnell merken. Der Waldweg ist eh ziemlich holprig und scheint kein Ende zu nehmen. Bis er plötzlich in einen See mündet. Also keinen richtigen, sondern in einen, den die Regenfälle der letzten Tage dort hinterlassen haben. Von uns beiden hat keiner Lust zu testen, wie tief er denn ist, zumal er sich bis mindestens hinter die nächste Kurve zieht. Was bleibt, ist die Erkenntnis, das ein holpriger Weg genauso holprig ist, wenn man ihn rückwärts befährt.

Kurz vor dem Saletoga-Resort beginnt es zu regnen. Zeit für einen Lunch also. Als es nicht aufhört zu nieseln, entscheiden wir uns für die Rückfahrt und kommen buchstäblich vom Regen in die Traufe. Eine kleine Sintflut von Tropenschauer bringt unsere Scheibenwischer an den Rand ihrer Leistungsfähigkeit. In einem der Dörfer, die wir passieren, überspült ein überquellender Bach die Straße. Ein paar kleine Jungen, die das kleine Hochwasser neben der Piste als Pool nutzen, stört das überhaupt nicht. Wir aber sind froh, dass wir das ‚Paradise‘ unbeschadet erreichen.

Am Abend spielt die großartige Maeva-Band, bestehend aus Angestellten des Resorts, im Restaurant auf. Die ist überregional bekannt und hat schon diverse Preise gewonnen, wie man der Ankündigung entnehmen konnte. Entsprechend wird der Auftritt vermarktet und zusammen mit einem Diner für teuer Geld an die Kundschaft gebracht. Wir verzichten zunächst und essen lieber in der Strandbar. Als wir später auf dem Weg zum Zimmer das Restaurant passieren, stimmt die Band gerade ‚Hotel California‘ an. Wir bleiben kurz stehen und hören zu. Weil es wirklich klasse gespielt wird, gehe ich spontan vor und werfe etwas Geld in den Sammelhut. Daraufhin werden wir von einheimischen Gästen genötigt, doch Platz zu nehmen und so hören wir uns den Rest des Konzertes auch noch an.

Dann ist schon wieder Sonntag und unser Samoa-Aufenthalt neigt sich unerbittlich seinem Ende zu. Ein Gutes hat es allerdings. Vor ein paar Tagen erhielten wir eine Mail von Fiji Airways, die im sogenannten Bula Bid Plätze für die Business Class versteigern. Mehr aus Spaß als mit der Aussicht auf Erfolg boten wir mit. Mittlerweile kam die Nachricht, dass wir für einen geringen Aufpreis bequemere Sitze und Full Service auf unserem Flug nach Fiji haben werden. Die Vorfreude darauf schmälert den Abschiedsschmerz doch etwas.

Die Abgabe unseres Leihwagens am Flughafen war für zwölf Uhr vereinbart. Wir machen uns um kurz nach 10.00 Uhr auf den Weg und sind, nachdem wir noch einen Tankstop eingelegt haben, schon eine Stunde später am nahezu menschenleeren Flughafen. Natürlich, es ist Sonntag und alle sind wahrscheinlich noch in der Kirche. Wir warten geschlagene zwei Stunden und es ändert sich nichts. Von Avis lässt sich niemand blicken und weil unsere Maschine die erste ist, die heute abfliegt (16.50 Uhr), hat auch keines der kleinen Cafès oder irgendein anderer Laden auf. Bevor uns das Rauchwerk ganz ausgeht, fahren wir noch einmal zum Fährterminal. Dort ist immer ein Büdchen auf und wir werden schnell fündig. Müßig zu erwähnen, dass bei unserer Rückkehr zum Airport alles beim Alten ist. Irgendwann habe ich eine Diskussion mit einem Security-Typen, der meint, dass ich nicht vor der Tür des Avis-Office parken darf. Ich erkläre ihm, dass ich hier überhaupt nicht parken, sondern nur das Auto abgeben will. Als ich keine Anstalten mache wegzufahren, gibt er auf.

Endlich macht der Check-in-Schalter auf und wir können unser Gepäck loswerden. Ein Australier, der sein Auto ebenfalls abgeben will, telefoniert mit irgendjemandem von Avis. Freundlicherweise erklärt er mir, dass man das Fahrzeug einfach auf ein nahegelegenes Parkdeck fahren und den Schlüssel bei der Flughafen-Information abgeben soll. Das hätten sie einem auch gleich bei der Übernahme sagen können. Mittlerweile dämmert mir auch, dass mit 12.00 Uhr eventuell auch Mitternacht gemeint sein konnte. Dann hätten wir unsere Zeit auch sinnvoller verbringen können. Leider klärt sich das vor unserem Abflug nicht mehr auf. Ist inzwischen auch egal. Bye, bye Samoa, schön war es wieder. Jetzt warten 4 Tage Fiji. Auf ein Neues.

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