Veröffentlicht: 11.07.2022
Schöne Grüße aus der Wüste!
Hat sich das gereimt? Naja eher so halb, klang weniger gut, als ich es erhofft hatte, aber was solls.
Mein Tag begann allerdings nicht in der Wüste, wäre ja auch komisch wenn ich in Los Angeles eingeschlafen und in der Wüste aufgewacht wäre...
Wie es sich für einen deutschen Touristen gehört, stand ich direkt zum Start um Punkt 7 am Eingang des Frühstücksraums und dennoch war ich nicht der erste. Ausgerechnet eine 8-köpfige Gruppe Österreicher machte mir den Titel als deutschesten Touristen streitig und belegte sämtliche Stationen des Buffets. Dennoch war das Essen wieder sehr lecker und eine gute Grundlage für den Tag. Denn heute stand meine bisher längste Etappe mit dem Auto auf dem Plan: 500 km von Los Angeles nach Lake Havasu City in Arizona.
Auch der frisch getaufte Engelbert konnte es nicht abwarten und ließ schon die Reifen quietschen. Der erste Abschnitt führte mich erneut quer durch Los Angeles. Aufgrund der frühen Uhrzeit konnte ich allerdings diesmal die zum Teil 6-7 spurigen Interstates ohne Zeitverlust bewältigen.
Apropos Spuren von amerikanischen Straßen. Das ist zufällig heute auch relevant bei:
Autofahren in den USA *Intro-Musik*
Heute geht es um das Rechtsfahrgebot, bzw. darum geht es nicht, denn ein solches gibt es in den USA nicht. Man kann auf jeder Spur fahren solange man will und darf auch rechts überholen, bzw. in meinem Fall, rechts überholt werden. Das führt dazu, dass man zum Teil sehr lange Strecken auf seiner Spur bleibt und es insgesamt nach dem Motto "Keep your Lane" deutlich weniger Spurwechsel gibt als in Deutschland. Am Anfang ist es etwas ungewohnt, wenn einen der dritte Pickup-Truck innerhalb von 2 Minuten rechts überholt, man gewöhnt sich aber schnell dran. Nichtsdestotrotz bin ich die meiste Zeit auf der rechten Spur unterwegs. Vereinzelt gibt es allerdings Schilder mit Aufschriften wie "slow traffic to stay right" welche quasi eine Art Rechtsfahrgebot vorschreiben.
Das war Autofahren in den USA für heute *Outro-Musik*
Nachdem ich LA hinter mir gelassen hatte, wurde die Vegetation karger und die Temperaturen heißer. Zunächst kam ich noch durch namhafte Städte wie Palm Springs, Coachella (bekannt für das Festival) oder Indian Wells (bekannt für das Tennisturnier), dann endete jegliche Zivilisation und die Wüste begann. Zunächst noch auf der Interstate, danach auf einer einspurigen sehr einsamen Straße, nur mit einem endlosen Wüstental bis zum Horizont und umgeben von vegetationslosen Bergen. Ohne die anderen Autofahrer hätte ich mich gefühlt wie der einsamste Mensch auf der Welt.
Nach knapp 450 km überquerte ich dann den Colorado River und damit auch die Grenze zwischen Kalifornien und Arizona. Direkt dahinter war der erste größere Ort seit Ewigkeiten und ich nutze die Gelegenheit zum Tanken. Die Tankstellen in Arizona scheinen nicht so anspruchsvoll zu sein, denn zum ersten Mal wurde meine Kreditkarte direkt an der Tanksäule akzeptiert.
Die letzten 50 km ging es entlang des Flusses, welcher quasi eine Art Oase mitten in der Wüste ist.
Schließlich kam ich in Lake Havasu City an. Eine Stadt mitten in der Wüste am namensgebenden Stausee des Colorado River. Und wovon ich während der paar Fotopausen schon einen Vorgeschmack bekam, wurde jetzt noch spürbarer: Die Temperatur. In der Stadt waren es heute bis zu 45 Grad (!). Und glaubt mir, es fühlt sich genauso heiß an, wie es sich anhört. Es ist wie in einer Sauna, bloß mit Klamotten und ohne Aufguss. Man fängt einfach so an zu schwitzen und 100 m fühlen sich an wie 1.000. Der Wind, der einen entgegenkommt, ist vergleichbar mit dem Luftzug, wenn man den Backofen aufmacht. Sowas habe ich noch nie nicht mal ansatzweise erlebt.
Da ich schon um 13 Uhr angekommen bin, musste ich noch zwei Stunden überbrücken, bis mein Zimmer fertig war. Die meiste Zeit davon verbrachte ich im klimatisierten McDonalds. In der verbleibenden Zeit schaute ich mir die sehr außergewöhnliche Hauptattraktion der Stadt an:
Die London Bridge.
Und nein, dabei handelt es sich nicht um eine billige Kopie des Londoner Vorbilds, sondern um die echte London Bridge. Als die Brücke in London statische Probleme verursachte und ein Neubau erforderlich wurde, kaufte im Jahr 1968 der amerikanische Ölindustrielle Robert McCulloch die alte London Bridge, ließ sie Stein für Stein abtragen, nummerieren, verschiffen und in Lake Havasu City wieder aufbauen. Also falls ihr noch kein Geburtstaggeschenk für mich habt, ich finde die Golden Gate Bridge würde sich ganz gut in meinem Garten machen.
Danach kämpfte ich mich durch die Hitze die knapp 400 Meter zurück zum Hotel und konnte endlich mein Zimmer beziehen. Und das stellt bisher alle anderen in den Schatten. Es ist fast schon ein kleines Apartment mit Wohnzimmer und Küchenecke. Dazu total sauber und sehr gut klimatisiert. Das Zimmer ist eigentlich viel zu gut für mich und zu schade für nur eine Nacht, aber ich nehme es natürlich gerne mit.
Und da ich weiß, dass die einige von euch nur darauf warten: Nein, Bügelbrett und Bügeleisen sind sehr überraschend heute nicht mit am Start. Damit fällt die Quote auf 3/5 (60%).
Den Rest des Tages verbringe ich nur noch in dem schön kühlen Zimmer, denn rausgehen muss hier wirklich nicht mehr sein. Lake Havasu City ist ja nur eine Zwischenstation für die lang erwartete Etappe morgen. Ich wünsche euch einen guten Start in die Woche.
Leart