Leart USA 2022
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Tag 10: Über die Route 66 zum Grand Canyon

Veröffentlicht: 12.07.2022

Bevor ich den heutigen Tagesrückblick beginne, muss ich noch einen Fehler aus dem gestrigen Eintrag berichtigen. Nachdem ich in dem viel zu großen Zimmer erst heute morgen den Kleiderschrank zum ersten Mal öffnete, verstecke sich dahinter doch noch ein Bügelbrett und Bügeleisen. Damit ist die Quote stand gestern bei 4/5 (80%). Nun aber zum heutigen Tag.

Nach einem sehr guten Frühstück machte ich mich auf die heute anstehenden 437 km von Lake Havasu City (wo es sich in der Nacht immerhin auf milde 35 Grad "abgekühlt" hat) nach Grand Canyon Village. 

Ihr wisst nun also schon, zu welchem prominenten Ort es mich heute führt, aber einen Moment müsst ihr euch bis dahin noch gedulden. Denn zuvor stand ein anderes Highlight auf dem Programm: Eine lange Fahrt über die berühmte Route 66. Die Route 66 war eine der ersten Fernstraßen, die den Osten mit dem Westen der USA verband. Sie führt von Chicago bis, wie ihr ja hoffentlich bereits wisst, zum Santa Monica Pier in Los Angeles. Die Straße ist heute nicht mehr durchgängig befahrbar, das Teilstück, welches ich heute absolviert habe, gilt allerdings als der schönste und besterhaltenste Abschnitt. Eine Fahrt über diesen Abschnitt ist deutlich langsamer, als die Fahrt über die Interstate, daher trifft man nur sehr wenige Gleichgesinnte, gerade um 9 Uhr morgens. Gleich auf den ersten Kilometern war ich quasi ganz allein. Das Gefühl, wenn man das Auto dort verlässt und um sich rum nur endlose Landschaften sieht, ist wirklich unbeschreiblich.

Mein erstes Ziel war das Städtchen Oatman, welches ich nach knapp einer Stunde Fahrt erreichen sollte. Obwohl ich davon wusste, überraschte es mich doch ein bisschen, als mich die Hauptattraktion, oder besser gesagt die Hauptattraktionen der Stadt bereits eine Meile vor der Stadtgrenze empfingen:

Freilaufende Esel.

Sie versperrten mir mit voller Absicht den Weg und forderten offensichtlich Futter als Wegzoll. Da ich nicht wirklich was dabei hatte, lieferten wir uns ein intensives Blickduell, aus dem ich nach einer gefühlten Ewigkeit als Sieger herausging und die Esel mir endlich Platz machten. Danach ging es weiter nach Oatman. Neben weiteren Eseln, die man sogar problemlos streicheln konnte, hat die Stadt vor allem 100% Wilder Westen Feeling zu bieten. 

Oatman
Ein Saloon darf in keiner guten Western-Stadt fehlen
ia! ia! ia!
Esel geht in seine Wohnung
Baby-Esel mit süßem Stirnaufkleber (Soll nicht gefüttert werden)

Die nächsten Kilometer führte die Straße steil und sehr kurvig eine Bergkette hinauf. Es ist eine Straße, die sich der Natur anpasst und nicht ohne Rücksicht auf Verluste durch diese hindurch gebaut wurde. Von der Spitze des Berges bat sich als Belohnung eine wunderschöne Aussicht.


Ein letzter Esel versucht sein Glück
Souvenir-Shop mitten im nichts

Der nächste Abschnitt war geprägt von Prärie ähnlichen Landstrichen. Noch nie habe ich es so bereut, keinen Cowboyhut griffbereit zu haben, wie in diesem Moment.

Nach knapp 200 unvergesslichen Kilometern erreichte ich die letzte Station auf der Route 66: Das Örtchen Seligman. Dieses gilt als Vorbild für die Stadt Radiator Springs aus dem Film Cars, welcher nach wie vor einer meiner Lieblingsfilme aus der Kindheit ist. Dort wird das traurige Schicksal der Route 66 thematisiert: Als in den 50er und 60er Jahren die ersten Interstates fertiggestellt wurden, starben viele Orte entlang der Route 66 aufgrund ausbleibenden Verkehrs aus. Dieses Schicksal ereilte auch Seligman. Wiederbelebt werden konnte der Ort durch die Gebrüder Juan und Angel Delgadillo, welche einen Großteil zu dem heutigen "Mythos Route 66" beigetragen haben, der heute wieder unzählige Touristen (wie auch mich) auf die Straße führt. Juan führte bis zu seinem Tod 2004 ein kultiges Restaurant. Angel schneidet bis heute Haare in Seligman. Das dachte ich zumindest. Denn als ich heute in dem Salon ankam, stellte sich heraus, dass er ausgerechnet vorgestern nach 70 Jahren als Friseur im Alter von 95 in den Ruhestand gegangen ist. Was für ein krasser Zufall. Ich versuche mir einzureden, dass meine bevorstehende Ankunft nicht der Grund gewesen war. 

Ein bisschen Heimat in Seligman
Angel Delgadillos Salon (bis vorgestern)
Das ist er nicht wirklich, sondern nur ein Pappaufsteller
Nebenan werden im Souvenir-Shop Nummernschilder, Geldscheine, Abzeichen etc. aus aller Welt gesammelt (hier Hannover)
Hab mich zum Kauf eines Schlüsselanhängers überzeugen lassen

Nun endete dieser Abschnitt der Route 66 und ich machte mich auf die verbleibenden 180 km zum Grand Canyon. Die Landschaft veränderte sich erneut und der Wald feierte tatsächlich sein Comeback nach längerer Zeit.

Wald

Dann erreichte ich das Grand Canyon Village, welches direkt am Grand Canyon gelegen ist. Mein Hotel besteht diesmal aus vielen kleinen Bungalows. Das Zimmer ist wieder gut, ich habe sogar ganze zwei Betten für mich alleine. Das große Problem: WLAN gibt es nur im Haupthaus und mobile Daten sind auch nicht vorhanden. Aber dazu gleich noch mehr. Achja und bevor ichs vergesse: Selbst nach langwieriger und intensiver Suche konnte ich diesmal kein Bügelbrett und Bügeleisen ausfindig machen. Neue Quote daher: 4/6 (67%).

in welchem Bett habe ich geschlafen? Stimmt jetzt ab!

Und dann war es endlich soweit: Nach kurzem Fußweg erreichte ich den Südrand des legendären Grand Canyon. Der Anblick ist wirklich atemberaubend und je länger man hinsieht, umso unwirklicher wirkt es. Es ist wie ein Gemälde, bloß im echten Leben und ohne Rahmen. Besonders beeindruckend ist die Tiefe, man kann nur an ein paar wenigen Stellen den Colorado River erkennen, der sich viele Millionen Jahre lang durch die Gesteinsschichten gegraben hat. Aber ich rede schon wieder zu viel, die Bilder sprechen für sich:

Und auch hier gibt es wieder tierische Begleitung: Viele handzahme Eichhörnchen verlangen ähnlich wie ihre Eselkollegen Futter. Ja ich bin wirklich in Arizona und nicht im Serengeti-Park Hodenhagen.

Ein asphaltierter Weg führt entlang des Canyons zu den verschiedenen Aussichtspunkten. Natürlich habe ich wieder einige Kilometer hinter mich gebracht.

Links Weg, rechts Canyon
hinten regnets

Nach diesen wirklich einmaligen Eindrücken, wollte ich ins Haupthaus gehen, um den heutigen Bericht zu schreiben. Das "WLAN" dort ist aber langsamer als das in meiner Schule damals und an Bilder hochladen war nicht mal ansatzweise zu denken. Also befinde ich mich gerade gut 7 km entfernt von meinem Hotel auf einem Parkplatz mit LTE und schreibe gerade nach über 2 langen Stunden in meinem Auto die letzten Worte. Daher verzichte ich auf eine lange Verabschiedung.

Tschüß


Leart

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