Veröffentlicht: 13.07.2022
Da es im Hotel am Grand Canyon heute kein Frühstück gab und ich gestern nicht einkaufen war, gab es heute Kekse mit Kapselkaffee zum Frühstück. Somit hatte ich alle wichtigen Nährstoffe des Menschen abgedeckt und war bereit für den Tag.
Beim Duschen viel mir auf, dass ich mittlerweile auf dieser Reise sämtliche unterschiedliche Möglichkeiten gesehen habe, wie man eine Dusche bedienen kann. Es gibt Duschen mit einem Hebel, es gibt Duschen mit zwei Hebeln, es gibt Duschen mit Knöpfen zum Drehen, es gibt Duschen mit Knöpfen zum Drücken und Ziehen, es gibt Duschen mit runden Hebeln, die gleichzeitig irgendwie Köpfe sind, die man bei einer gewissen Sonneneinstrahlung in einen gewissen Winkel stellen muss, um nicht entweder bei lebendigem Leib verbrannt oder eingefroren zu werden. Ich rechne im weiteren Verlauf fest mit einer Dusche mit Sprachsteuerung.
Heute stand mit 550 Kilometer die bisher längste Tagesetappe auf dem Programm. Vom Grand Canyon zum Monument Valley und dann in die "Stadt" Big Water.
Der erste Abschnitt führte mich durch einen endlosen Wald nochmal entlang des Südrings des Grand Canyon. Immer wieder konnte man diesen durch Lücken in den Bäumen erblicken und ab und zu führten Wege zu mehreren Aussichtspunkten. Ich musste mich zwingen, nicht wieder andauernd anzuhalten und habe das diesmal mit Bravour gemeistert..
Okay, das war ein Lüge, einmal habe ich doch angehalten.
Irgendwann endete der Wald und auf einmal lag vor mir ein Tal durchzogen von Canyons. Es ist krass, wie schnell und deutlich sich hier die Landschaften komplett verändern können.
Nun ging es knappe 200 Kilometer weiter Richtung Monument Valley.
Mir ist aufgefallen, dass ich jetzt schon öfter geschrieben habe "dann ging es dahin 200 km und dann nochmal dahin 150 km". Was so einfach daher gesagt klingt, ist jedes Mal eine enorm lange Strecke durch endlose Landschaften. Die Distanzen sind ein kompletter Kulturschock für einen Europäer wie mich. Wenn man in Deutschland eine Strecke von 500 km an einem Tag fährt, hat man das halbe Land und jede Menge der bekanntesten deutschen Städte durchquert. Auf meinen 550 km heute bin ich durch genau 8 Orte gekommen, der größte davon hat 7.500 Einwohner.
Und auch wenn auf solch langen geraden Strecken nicht so viel geblinkt wird, ist genau das heute Thema bei....
Autofahren in den USA *Intro*
In Deutschland sind die Blinker fast ausnahmslos gelblich, hier in den USA ist das eher die Ausnahme. Meistens sind sie genau in dem gleichen Rot gehalten wie das Rückfahrlicht. Manchmal ist das Rückfahrlicht und der Blinker sogar ein und dieselbe Leuchte. Ich fand das gerade am Anfang sehr verwirrend und für amerikanische Verhältnisse auch etwas enttäuschend. In einem Land, wo die Autos die amerikanische Nationalhymne hupen können und die Unterbodenbeleuchtung bei Nacht noch in 20 Meilen Entfernung gesehen werden kann, hatte ich bei den Blinkern doch etwas spektakuläreres erwartet.
Das war Autofahren in den USA für heute *Outro*
Nach längerer Fahrt durch die "Painted Desert", welche diesen Namen aufgrund ihrer bunten Gesteinsformationen trägt, erreichte ich schließlich das Monument Valley. Falls euch der Name nichts sagt, werden es die Bilder auf jeden Fall. Es ist wahrscheinlich die bekannteste Wild-West-Kulisse der Filmgeschichte. Der Regisseur John Ford drehte hier ab den 30er Jahren allein 10 Western-Filme (meistens mit John Wayne in der Hauptrolle). Das Valley ist durchzogen von mehreren markanten Tafelbergen. Es liegt auf der Grenze zwischen den Bundesstaaten Arizona und Utah, sodass ich letzteren zum ersten Mal auf dieser Reise betrat. Außerdem ist noch erwähnenswert, dass das Monument Valley komplett in der Navajo Nation liegt, dem größten Indianerreservat der USA (so groß wie Bayern). Jetzt aber endlich ein paar Bilder:
Nachdem ich mir im Visitor-Center einen weiteren überteuerten Schlüsselanhänger gekauft hatte, ging es noch 20 km weiter nach Utah hinein, zu dem sogenannten Forrest-Gump-Point. Dort beendete Forrest Gump seinen lang andauernden Lauf quer durch die USA, weil er müde geworden war. Witzigerweise ist die Geschwindigkeitsbegrenzung dort von 65 mph auf 45 mph runtergesetzt worden, weil andauernd lebensmüde Touristen auf der Jagd nach dem perfekten Foto auf die Straße hechten.
Dieser Punkt war gleichzeitig der östlichste Punkt meiner Reise und damit auch derjenige am nächsten an Deutschland. Ich drehte wieder um und fuhr zurück nach Arizona in die Stadt Page. Dort war mein Hotel für heute Nacht, dachte ich zumindest. Stellte sich heraus, dass mein wirkliches Hotel (welches genauso heißt) nicht in Page, Arizona, sondern in dem 20 km weiter entfernten Kaff Big Water, Utah liegt. Also fuhr ich zum zweiten Mal am heutigen Tag nach Utah und erreichte diesmal wirklich mein Hotel, welches das kleinste und abgelegenste bisher ist. Darüber hinaus ist das mit Pokermotiven dekorierte Zimmer in Verbindung mit dem Ausblick aus dem Fenster auf jeden Fall das ausgefallenste und am meisten amerikanische bis dato.
Nun ging es erneut zurück nach Arizona zu der anderen Attraktion des heutigen Tages: Dem Horseshoe Bend. Dabei handelt es sich um einen Canyon, in dem der Colorado River eine Schleife macht. Nach dem Grand Canyon ist es sicher das bekannteste Fotomotiv Arizonas. Der Eintritt kostet 10 $ und das sind stand heute genau 10 €. Es hat also auch Vorteile, dass der Euro auf dem schwächsten Niveau seit 20 Jahren ist: Es erspart mir die Umrechnerei.
Um den Horseshoe Bend zu erreichen, muss man eine 10 minütige flache "Wanderung" bei 37 Grad überstehen, ohne zu kollabieren. Der Ausblick lohnt sich dafür aber auf jeden Fall.
Weder auf den Bildern, noch in echt sieht der Canyon so tief aus. Erst als ich winzige Kanufahrer auf dem Wasser gerade so erkennen konnte, wurde mir bewusst, dass es hier 300 Meter runtergeht.
Auf dem Rückweg zum Hotel strich ich einen weiteren Punkt von meiner "Das musst du in Amerika machen"-Liste, indem ich in einem Walmart einkaufen war.
Dann ging es auf dem Weg zurück zum Hotel zum dritten mal nach Utah. Ich habe damit die Grenze zwischen den Bundesstaaten heute 5 mal überquert. Arizona und Utah liegen zwar in der gleichen Zeitzone, Utah hat allerdings die Sommerzeit, Arizona nicht. Damit bin ich heute auch 5 mal in der Zeit gereist, was mich offiziell als Zeitreisenden qualifiziert.
Das war es für den heutigen Tag, bis morgen.
Leart