Wolfgangs Spezialreisen - Georgien2024
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Abenteuer in den Anden

Veröffentlicht: 27.10.2018

Heute morgen konnte ich mit den Leuten, mit denen ich gestern zu Abend aß, zu einer noch etwas höher und Richtung chilenische Grenze gelegenem kuriosen Ort mitfahren: Puente del Inca, eine Naturbrücke, die schon Charles Darwin in seinen Reiseaufzeichnungen beschrieb. 

Diese Naturbrücke ist ein geologisches Phänomen: Ablagerungen von Kalzium- und Eisencarbonat bildeten diese, da hier heißes Thermalwasser aus dem Berg kommt und abkühlt. Der Rio Mendoza hat sich darunter durchgebohrt. Leider ist das Betreten des Naturwunders mittlerweile verboten und es gibt sogar einen eigenenen Ranger, der aufpasst. Da kein Bus in meine Richtung zu sehen war und ich sowieso etwas laufen wollte, marschiere ich auf der aufgelassenen Strecke der legendären Transandenbahn talabwärts. Das Tempo bleibt durch den Abstand der Schwellen gemächlich. Die Landschaft des Tales ist ungewöhnlich und phaszinierend. Kaum Vegetation, dadurch fehlt das Grün, dagegen rote und gelbliche Felsmassive, schneebedeckte Gipfel und darüber kreist lautlos ein Condor. Das Felsmassiv "Penitentes" erinnerte die spanischen Entdecker an eine Reihe von Büßern, bekannt von der Semana Santa in Spanien, daher der Name. Ich überquere eine schmale Eisenbahnbrücke. Zwischen den hölzernen Schwellen der gähnender Abgrund. Weiter unten erst stellte ich fest, dass ich auf der falschen Seite des Flusses rauskomme. Doch es ist keine Brücke in Sicht. Der Rio Mendoza führt  im Moment nicht so viel Wasser, ist aber doch 6 bis 8 Meter breit. Zwischen den Felsbrocken ist die Strömung reißend. Ich muss meine Kameraausrüstung, Handy und Netbook trocken hinüber bringen. Ich erkunde den Flusslauf nach einer gangbaren Stelle. Da kam mir meine Kajak-Flusserfahrung und die Erkenntnisse der technischen Strömungslehre aus meinem Ingenieurstudium zu gute: besser eine Stelle, wo die Strömung gleichmäßig ist und weniger Strudel zu sehen sind. Schuhe aus, Zipperhose abgezippt. Schuhe an den Schnürsenkeln zusammen gebunden und über die Schulter, Fototasche am Körper befestigt. Sehr erfrischend ist es schon, aber ich habe schon kältere Flüsse erlebt. Immerhin ist es Schmelzwasser vom höchsten Berg Amerikas dem 6961m hohen Aconcagua. Schritt für Schritt taste ich mich in dem trüben Wasser voran. Das Wasser reicht bereits über die Knie. Ein zurück gibt es nicht! Vorsichtig weiter. Noch 2 Meter und plötzlich komme etwas ins Straucheln  -  armrudernd gelingt es mir, wieder in die Balance zu kommen und schließlich ist es geschafft! Ich atme auf. Wenn ich abgerutscht wäre, nicht auszudenken, weniger wegen mir - ich schwimme gerne - aber meine Ausrüstung! Der Blog wäre beendet gewesen. Die Füße trockneten durch Wind und Sonne sehr schnell.

Weiter ging es dann notgedrungen ab Los Penitentes mit vollem Gepäck per Anhalter. Ein Bus käme in 4 Stunden, sagten die im Hotel. Hilft nix, Daumen raus! Ich erinnerte mich an meine Trampererfahrung: Sonnenbrille ist schlecht - den Leuten in die Augen schauen. Bei Omnibussen wild winken , aber leider kein Erfolg. Ich zückte bereits meine Reiselektüre und begann zu lesen. LKWs kamen viele, doch ich konnte mir nicht vorstellen, dass die mich mitnehmen. Nach ca. 45 Minuten und 5 Minuten nachdem ich die Sonnenbrille abgenommen hatte, erbarmte sich doch ein LKW-Fahrer. Er hatte etwas weiter vorne ein Pinkelpause eingelegt. Langsam rollt der Koloss auf mich zu, ein freundliches Lächeln. Ein Sattelschlepper aus Argentinien, der Bananen von Chile nach Buenos Aires fährt. Wir unterhalten uns über das Woher und Wohin, über seinen deutschen LKW, Technik, Vorschriften, Wetter, Land und Leute. Neugierig fragt er mich aus und ich antworte bereitwillig, da ich sehr froh bin, mitgenommen zu werden. Ein souveränes Gefühl im Führerstand eines solch großen Trucks. Der Fahrer ist ein gemütlicher, hat viel Erfahrung. Er raucht eine Zigarette, leere Kaffetassen auf dem Armaturenbrett. 2 Mal im Monat macht er die Tour. Dann kommt der Hinweis: da vorne Polizeikontrolle "no hable Espagnol" (jetzt soll ich mal kein Spanisch reden). Die Polizistin fragt nach Ladung und nach dem komischen Passagier. Sie öffnet dann auch die Beifahrertüre: ob alles in Ordnung wäre und ich antworten wie vereinbart mit einem Kauderwelsch. Ob ich nach Mendoza mitfahre, ich nicke. Alles gut gegangen.

Den Tag lasse ich in meiner vorreservierten Caba~na - eine Art Blockhütte gemütlich in Uspallata ausklingen und ein warmer Sturm fegt um diese. Ein schlecht befestigtes Blechdach nervt. Morgen geht es endlich und endgültig nach Chile! Das Busticket habe ich schon.

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