Veröffentlicht: 27.06.2024
Tag 65-75.
Rückblick März 2024.
Eva durchforstet die Wilhelmsburger Bibliothek nach Reiseführern für Nordspanien. In einer ruhigen Minute will sie sich mal schlau machen was es denn dort alles zu sehen gibt. Aus der ruhigen Minute wird nichts und die Bücher wandern kurz vor Abreise wieder zurück in die Regale der Bibliothek. So gesehen sind wir völlig unvorbereitet nach Nordspanien gefahren. Was für ein Glück!
Der Parque Natural de Somiedo überrascht uns mit seiner wilden Schönheit. Wir sind völlig geflasht von den grünen, hohen Bergen und tiefen Tälern durch die wir mit dem Bus tuckern. Als wir dann noch an einem Schild für „Achtung! Bären kreuzen die Straße!“ vorbeifahren, schauen wir uns mit großen Augen an. Bären??? 🐻 Wildschweine reichen völlig aus.
Unser Stellplatz in Pola de Somiedo ist wohl ein perfekter Ausgangspunkt um an den Hängen Bären zu beobachten. Chris dreht trotzdem eine Laufrunde, die Tiere sollen ja menschenscheu sein.
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Für den Nachmittag und die Nacht ist Gewitter angesagt und auch die nächsten Tage versprechen leider sehr regenreich zu werden. Eigentlich wollen wir uns noch ein paar lohnenswerte Bergseen anschauen, aber das Wetter gibt uns eher romantische Stunden im Bus vor. Lore macht immer noch einen Schub, eine Phase oder einfach eine schwere Zeit durch, so dass wir uns schwer vorstellen können, die nächsten 3 Tage wieder mit quengelndem Baby auf 4qm zu verbringen.
Wir entschließen uns also kurzfristig wieder an die Küste zu fahren und dort in dem Fischerdörfchen Cudillero ein Apartment zu nehmen.
Cudillero soll eines der schönsten Küstendörfer in ganz Nordspanien sein und das merken wir auch, hauptsächlich aber an den Tourimassen, die den kleinen Ort jeden Tag überschwemmen. Und wir sind wohl gemerkt noch in der Nebensaison UND das Wetter ist schlecht.
Der Ort gefällt uns aber trotzdem sehr gut und man kann ihn innerhalb kürzester Zeit von allen Höhenlagen erkunden.
Unser Apartment ist ein kleines Studio und wir freuen uns, endlich mal ein paar Schritte im Raum gehen zu können und Lore auf dem Boden spielen zu lassen.
Bei der Ankunft entdecken wir also die kleinen Gässchen und den lokalen Käse der Region. Das Örtchen wirkt auf den ersten Blick auf jeden fall sehr idyllisch, aber hinter den farbigen Fassaden stehen viele Häuser leer, sind teilweise nur noch Ruinen und überall hängen „zu Verkaufen“ Plakate an den Wänden. Es scheint als wäre das Fischerdorf wirklich nur eine Touriattraktion. Schade 😔
Der nächste Tag wird wie erwartet nass, aber wir machen trotzdem einen Ausflug zum Capo Vidio. Der Ausblick auf das Meer und die schroffe Küste sind spektakulär. Nach einem kurzen heftigen Regenschauer, machen wir dann doch noch eine Miniwanderung, vorbei an schmalen Küstenwegen und prachtvollen Hortensienbüschen. Was für ein Anblick!
Nachdem wir die Regenfront in unserem kleinen Apartment überstanden haben, geht es wieder zurück in den Bus und in das Gebirge Picos de Europa. Der Campingplatz liegt völlig ab vom Schuss, so dass wir uns vorher mit Lebensmitteln eindecken müssen. Auf dem kleinen Gelände werden wir herzlich empfangen und entdecken noch das 5-Häuser-Kaff Santa Marina de Valdeón. Noch hängen die Regenwolken zwischen den Gipfeln, aber es lässt sich erahnen dass das Gebirge ganz schön hoch ist.
Und tatsächlich. Am nächsten Morgen sind die Wolken weiter gezogen und wir blicken auf blauen Himmel und atemberaubende Berghänge.
Jetzt heißt also: Carpe diem! Nutze den Tag und vor allem nutze die Sonne. Eva wirft sich das Klettersteigset über und kraxelt 3 Stunden an den Felsen entlang. Eine perfekte Mama-Auszeit. Chris erkundet derweil ein lokales Ultralauf-Rennen und spürt schon das Kribbeln in den eigenen Zehen, endlich wieder zwischen den Bergen zu laufen.
Die Sonne prallt mittlerweile ordentlich vom Himmel, dass wir uns nach dem Klettersteig erstmal eine Stärkung gönnen. Dann geht es noch in eine Schlucht, die wohl sehr bekannt ist, denn hier wimmelt es plötzlich von Wanderern. Ansonsten ist nämlich nicht viel los.
Entgegen der Massen wollen wir die Schlucht nicht hin- und wieder zurück laufen und schlagen einen kleinen Pfad am Ende der Schlucht ein. Auch wenn der Pfad auf unserer digitalen Karte sichtbar ist, in echt handelt es sich eher um einen Tierpfad und wir beschließen doch relativ schnell wieder umzukehren. Mit schlafenden Baby in der Trage über Bäche zu springen, ist doch einfach nochmal was anderes.
Uns gefällt es hier richtig gut, auch wenn es am nächsten Tag morgens wieder regnet. Chris kommt endlich zu seinem Traillauf und verschwindet für 4 Stunden in den Bergen. Eva macht mit Lore derweil wieder eine kleine Wanderung und sieht auf jedem Hang einen Bären sitzen. Sind aber doch nur Baumstümpfe. Puhhh!
Wenn der Regen und vor allem auch die Kälte nicht wäre, wären wir sicherlich länger geblieben, aber so beschließen wir doch wieder an die Küste Richtung Bilbao zu fahren. Ein letztes mal, bevor wir Nordspanien verlassen, wollen wir uns nochmal auf die Surfbretter schwingen.
Wir landen also in dem bekannten Surferort San Vicente de Barquera, an der Küste von Oyambre. Dort soll es das ganze Jahr beste Bedingungen fürs Surfen geben.
Das wird am nächsten Tag auch direkt von Eva getestet und auch die Sonne schaut mal wieder vorbei. Das Hochgefühl der letzten Surfstunde in Portugal reißt hier leider aber wieder ab. Die Wellen kommen von allen Seiten, die Strömung treibt einen völlig ab und auch der Surflehrer scheint ein wenig überfordert mit 3 Schülerinnen zu sein. Das war wohl nichts.
Wir stiefeln also wieder zurück zum Campingplatz und schnacken mit unseren Nachbarn die auch aus Norddeutschland kommen. Mit unserem „HH“ Kennzeichen werden wir öfter begrüßt und die Leute freuen sich sichtlich wenn wir ihnen „Moin!“ zu rufen.
Nach der erfolglosen Surfstunde ist die Motivation aber zum Glück gestiegen das ganze noch einmal zu probieren. Eva findet online ein Biosurfcamp, knapp 30km weiter.
Wir reißen die Zelte also abermals wieder ab und fahren in das Städtchen Suances zum Playa de los Locos. Bevor wir in das Camp können, wirft Chris an den Steilküsten mal wieder seine Angel aus und hat auch gleich ein paar kleine Fische am Haken. Immerhin!
Als wir beim Biosurfcamp ankommen, ist der Stellplatz etwas ernüchternd. Wir stehen mehr oder weniger den Nachbarn im Kofferraum und mit der Heckklappe auf der Straße. Der Besitzer ist höflich, aber irgendwie ein komischer Kauz. Wir sind uns unsicher ob wir bleiben wollen, aber es ist schon spät. Netterweise können wir uns mit unseren Nachbarn, die auch ein Baby dabei haben, arrangieren und beschließen doch zu bleiben. Der Preis für den Platz ist trotzdem relativ hoch, aber immerhin gibt es Frühstück. Was soll man sagen. Da hat sich wohl jemand (Eva) von dem Biogefasel blenden lassen. Zwar ist das Gelände ganz schön, aber wir sind schnell genervt von den bellenden Hunden, dem Rasenmäher und dem fehlenden Mobilfunknetz. Ok.
Eine Nacht bleiben wir und nehmen die Surfstunde noch mit, aber dann fahren wir.
Blöd ist nur, dass wir bereits für zwei Nächte bezahlt haben. Also was tun. Da muss eine Notlüge her. Eva faselt dem Besitzer etwas von „emergency“ vor und erklärt dass wir leeeeider morgen wieder abreisen. Der Besitzer nickt mitfühlend, aber das Geld für die zweite Nacht will er trotzdem nicht rausrücken. Alles ganz kompliziert, wieder rückgängig zu machen. Jaja, ist klar. Damit wir mit dem Bio-Hippie keinen Streit anfangen, entscheiden wir doch zu bleiben.
Alles halb so schlimm, wie es sich am nächsten Tag rausstellt. Das Frühstück ist ganz passabel und die Surfstunde bei dem italienischen Kollegen ein voller Erfolg.
Wir genießen noch einen sonnigen Tag am playa und Chris stürzt sich am Nachmittag auch nochmal in die Wellen. 🌊
Wir finden, die Küste haben wir nun voll ausgenutzt. Also darf das Surfbrett jetzt erstmal wieder zurück ins Regal, der Neoprenanzug trocknen und der Bikini in die Schublade wandern. Jetzt heißt es: Pyrenäen wir kommen.
Bei Nieselregen verlassen wir den knauserigen Biocampingplatz und fahren Richtung Frankreich. Kaum sind wir auf der Autobahn und planen den ersten Einkaufsstop, piept das Auto und eine Kontrollleuchte blinkt. Chris hat am Vorabend noch am Auspuff rumgetüftelt. Ohjeh, was hat das zu bedeuten? Mitten auf der Autobahn bleiben wir stehen. Ob wir jetzt noch in die Pyrenäen kommen…
to be continued…🍿