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Am Baikalsee

Veröffentlicht: 21.09.2016

In Severobaikalsk erblickten wir zum ersten Mal den Baikalsee. Von hier aus wollten wir auf den Frolikha Adventure Coastline Track aufbrechen - einem Wanderweg entlang des wilden Nordufers des Baikalsees. Der Baikalsee ist der grösste, tiefste und älteste See der Erde. Ein Fünftel des weltweiten Trinkwassers soll in diesem See liegen. Jetzt Ende Sommer war er am Ufer gute 14° warm, aber im Winter friert er ganz zu. Der See ist derart gross, dass sogar Gezeiten auftreten.

In der Stadt deckten wir uns mit allerlei Vorräten für gut 10 Tage ein. Im Trekking-Hostel trafen wir zwei gleichgesinnte Deutsche und konnten uns ein Boot zum Startpunkt bei einer Rangerstation teilen. Der Weg ist von einem deutschen Verein sehr gut ausgebaut und gekennzeichnet worden. Er führte stets dem Ufer entlang, mal an Stränden, mal durch Waldstücke oder über Steine. Immer wieder sagten wir uns, dass das unmöglich ein See sein kann und wir am Meer sein müssen. Abend für Abend fanden wir ein wunderschönes Plätzchen zum Baden und Zelten. Auf dem Weg musste ein grösserer Fluss überquert werden, aber dafür hatten wir extra ein kleines Schlauchboot mitgebracht.

Am ersten Tag lief uns ein Hund aus der Rangerstation penetrant nach. So mussten wir uns zwar keine Gedanken um Bären machen, andererseits attackierte der Köter freudig jede Baikalrobbe, die sich ansatzweise zeigte (natürlich erfolglos), sodass die scheuen Tiere sofort untertauchten. Bei einer Flussüberquerung konnten wir ihn glücklicherweise abhängen. Fortan trafen wir 5 Tage lang keine Menschenseele - nur Eichhörnchen, Streifenhörnchen (Chipmunks), Füchse, Nerze und Baikalrobben, die wir auf den Steinen vor dem Ufer immer wieder beobachten konnten. Mit ordentlichem Winterspeck klettern die schwarzen Tierchen scheinbar ungelenk auf die Steine, um sich dann beim kleinsten Mucks wie vom Affen gebissen ins Wasser hinunter zu stürzen.

Neben den Baikalrobben gibt es am See über 1000 endemische Tierarten, also Tiere die nur hier vorkommen. Insbesondere die Insekten-Vielfalt machte uns zu schaffen. Am Seeufer war es recht ruhig, aber im Taiga-Wald hatte es haufenweise Mücken-, Hummeln- und Wespenarten. Neben beissenden Mini-Fliegen sei ein besonderes Exemplar genannt, das einem vor den Augen herumschwirrt um sich dann gezielt hinein zu stürzen, zu Verkleben und eines qualvollen Märtyrertodes zu sterben. Oder aber die thermalwasserliebende Fliege, die nur so gross wie ein Stecknadelkopf ist, aber einem blutende Bisse zufügt.

Am fünften Tag kamen wir bei einer Rangerstation des Nationalparks in der Ayaya-Bucht an. Von dort wanderten wir zum Frolikhasee, wo wir mit Inspektor Andrej eine Fahrt auf einem kleinen Katamaran machen konnten. Wir luden zum Mittagessen und eine halbe Flasche Vodka später (hatten wir zum Glück dabei) fuhren wir mit ihm plötzlich erneut auf einem grossen Katamaran zur See und Andrej - und nur er! - fischte Barsche. Im See gibt es auch Dawatschan. Dieser Fisch kommt nur gerade hier vor und soll sich seit der Eiszeit nicht verändert haben. Er ist geschützt und das Fischen auf dem See verboten, aber für den Eigenbedarf dürfen die Inspektoren Fische fangen. Das Fangen sah geradezu lächerlich einfach aus: Rein-Fisch biss an-raus. Andrej füllte die Fische mit einer Sauce und Zwiebeln und briet sie mit Bratkarftoffeln auf dem Feuer. Wir hatten noch nie so herrlichen Fisch gegessen!

Am achten Tag trafen wir bei unserem Ziel im Kurort Khakussy ein. Dort quartierten wir uns zur Erholung im Hotel ein, das aus verschiedenen Holzhäusern am Strand (mit Küche und Wohnzimmer) bestand. Die heissen Quellen im Ort speisen mehrere ordentlich heisse Thermalpools. Der Ort war so gemütlich, dass wir gleich 3 Tage hierbleiben wollten. Allmählich wurden die Vorräte knapp: Einzige Versorgung im Örtchen bildete eine kleine Bar, wo wir – zusammen mit den Deutschen, die wir am Vortag wieder getroffen hatten – zuerst die Schokolade, dann die Chips, dann das Kartoffelpürree und schliesslich die Kekse aufkauften. Wegen Wellen konnten wir dann nicht übersetzen und bekamen eine Gratisnacht im Hotel geschenkt.

Zurück in Severobaikalsk fuhren wir mit dem Zug weiter nach Irkutsk am Südende des Baikals. Vom einen Seeende zum anderen fährt man unglaubliche 33 Stunden Zug. Irkutsk hat uns sehr gefallen, sodass wir gleich ein wenig da blieben. Es hat noch viele alte Holzhäuser, schöne Parks am Angara-Fluss und ist super gelegen. Von der Stadt machten wir einen Abstecher zum Küstenort Listvyanka am Baikalsee, wo wir eine Tagesetappe auf dem Great Baikal Trail wanderten. Hier war die Küste deutlich steiler und weniger bewaldet – aber ebenso schön. Auf geht’s in die Mongolei!

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