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Tag 78: Die hat ja Superkräfte!

Veröffentlicht: 21.09.2016

15.09.2016


Morgens verlassen wir Nelson. Der hässliche Junge aus „Die Simpsons“, nachdem die Stadt offensichtlich benannt ist, meint es auch heute nicht gut mit uns und so ödet die Kleinstadt noch mehr als sonst. Selbst im sonst mehr als überlaufenen „New World“ Supermarkt – übrigens so etwas wie meine Karotte, die es mir ermöglicht, mich von Stadt zu Stadt zu bewegen – ist kaum etwas los. Die Einkaufskette ist deshalb ein Köder und Motivationsgrund für mich, weil die Palette an furchtbar ungesunden, cholesterinhaltigen und fettigen Lebensmitteln zu Billigpreisen einfach erfrischend hoch ist. Während Gudi also regelmäßig versucht, den billigsten der ca. 5$ kostenden Salat Häupel zu finden, decke ich mich mit Schokoladen und riesigen, vergleichsweise sehr preiswerten Pizzaciabattas ein. So hat es sich mittlerweile eingestellt, dass wir an fast jeder der Filialen halten, um eine „Pause“ zu machen. Da ich als Fahrer ja ein Anrecht auf eine solche habe, bleibt Gudi, die schon längst durchschaut hat, dass ich dies nur als Vorwand benutze, um mir noch mehr ungesundes Zeug einzuverleiben, trotzdem nicht viel Möglichkeit, Opposition zu ergreifen.

Nach einem Frühstück, das fünf Donuts und ein riesiges Porridge umfasst, fühle ich mich fit genug, um den nächsten Supermarkt anzusteuern. Davor muss ich allerdings den Queen Charlotte Drive passieren, eine, bei Touristen beliebte, serpentinenreiche Bergstraße mit mehr als prächtigem Ausblick auf die Marlborogh Sounds. Die Fjorde hier, ebenfalls sehr berühmt, sind glücklicherweise sogar von Stränden aus zugänglich, weshalb Gudi einen Platz ausfindig macht, an dem wir sogar übernachten dürfen. Bei traumhaften Wetter und paralysierendem Ausblick ist der Fitnessfreak unter uns, die große, leere und gepflegte Wiesenebene vor sich erblickend, voll motiviert, ihrem Workout nachzugehen.

Ich, der ich doch der wahre Sportler unseres Duos bin, habe zwar absolut keine Lust darauf, mache aber auch ein wenig mit. Es mag wohl an der hohen Intensität und der Tendenz meinerseits, bis über die Schmerzgrenze hinaus zu trainieren, liegen, dass ich nach zehn Minuten absolut fertig bin. Gudi hingegen, eigentlich schon länger als ich am Rasen, hüpft immer noch wie verrückt herum. Einfach nur, um nicht ganz dumm dazustehen, überrede ich sie, ein Partnerworkout zu machen. In meinen vor Erschöpfung getrübten Augen betrachte ich Sit – Ups als passende, da am Boden liegend durchzuführende, Tätigkeit. Was für ein fataler Fehler! Meine Güte, Gudi ist fit, oder bin ich so schlecht in Form? Jedenfalls gelingt es der weiblichen Seite des Fitnesspaars mit einem erfrischenden Lächeln auf den Lippen mehr als nur ästhetisch zu performen. Ich hingegen bin, um ehrlich zu sein, schon nach kurzer Zeit fertig und sehe aus der Entfernung wohl aus wie einer der Seehunde, die am Rücken liegend versuchen aufzukommen, daran aber kläglich scheitern. Nach und nach muss ich meiner Freundin daher Respekt zollen und stelle fest, dass sie hinter den Winterreserven wohl einen gewaltigen Six – Pack versteckt hat.

Meine Güte, vor nicht allzu langer Zeit habe ich noch Berge des Himalayas erklommen, nun bin ich nach wenigen Fitnessübungen streichfähig. Verdammte Meeresluft! Erschöpft und am ganzen Körper aufgeschürft (Gras kann ordentlich beißen) beschließe ich, da sowieso niemand hier ist und mir gerade alles mehr als egal ist, schnell die Hosen fallen zu lassen und mich im Meer abzukühlen. So wate ich ins, unglaublicherweise gar nicht kühle Nass. Nach einiger Zeit, immer noch mehr als bloßgestellt, muss ich einsehen, dass dieser Abschnitt der Küste wohl bestenfalls dem Neusiedlersee gleichkommt. So habe ich wohl fünfzig Meter pudelnackt zurückgelegt, stehe aber noch immer nur bis zu den Knien in Schlamm und ein wenig Salzwasser. Frustriert wate ich also zurück und habe dabei auch noch die Ehre, von ein paar Passanten ziemlich schamlos angestarrt zu werden. Positiv daran ist nur zu vermerken, dass mein Muskeltonus aufgrund der vorhergehenden Schinderei gerade dem eines jungen Gottes entspricht.

Im Camper treffe ich auf Gudi, die das Problem des Waschvorgangs mit Sicherheit besser gelöst hat als ich und statt schmutzigem und abgestandenem Salzwasser einen Kübel mit ein wenig Leitungswasser verwendet. Wie die letzten Menschen waschen wir uns daher in weiterer Folge gegenseitig und die Sehnsucht nach Zivilisation und domestiziertem, urbanem Sein wird bei mir, nach knapp zwei Monaten Campingleben, immer größer.

Gudis glorreiche Gesetze:

Kauf dir doch was du willst, aber ich schreibe alles mit und am Schluss wird abgerechnet.

Geizkragen! Wir haben nun einmal zwischendurch Bilanz gezogen und ich bin drauf und dran, ein Spendenkonto für meine Fresssucht einzurichten. Faszinierend, welche Beträge sich durch sinnloses Dahinfuttern anhäufen können. Gudi war dies von Anfang an bewusst, weshalb sie penibel Buch über unser „gemeinsames“ Geld führt – dieser Punkt geht wohl an sie.

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