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Vietnams Norden - zwei Tage Sa Pa

Veröffentlicht: 05.04.2019

Nach einem letzten Kaffe in Vietnams Hauptstadt geht es für uns mit Sack und Pack per Taxi zum Bahnhof in Hanoi. Wir fahren um 21:45 Uhr mit dem Nachtzug nach Lào Cai. Von dort geht es dann noch ein Stück weiter mit einem Minibus bis nach Sa Pa. Die Stadt mit rund 38.000 Einwohnern liegt im Norden Vietnams auf 1.560m Höhe, rund 376km nördlich von Hanoi. Von hier können zahlreiche Wanderungen bestritten werden und die Gegend lockt mit einer urigen Hügellandschaft und Reisterassen wie aus dem Bilderbuch. Außerdem kann auch der mit 3.173mhöchste Berg Vietnams, der Fansipan, bestiegen werden. In Sa Pa und den umliegenden, noch zum Teil sehr abgeschiedenen Bergdörfern leben viele ethnische Minderheiten, wie etwa die Hmong oder die Red Dao. Der Tourismus gewinnt in der von Landwirtschaft geprägten Region zusehends an Bedeutung und wer glaubt, hier einen Geheimtipp zu haben und auf pure Landidylle zu stoßen, der irrt gewaltig. Verpassen sollte man diese Station auf einer Rundreise in Vietnam dennoch auf keinen Fall.

Für uns drei ist es die erste Nachfahrt mit einem Zug. Wir haben drei Betten in einem Vierer-Abteil gebucht. Unser vietnamesicher Mitfahrer hat bereits sein Bett bezogen und ist ein sehr ruhiger Zeitgenosse. Die Betten sind recht hart, aber für eine Nacht ausreichend. Immerhin haben wir alle ausreichend Platz und können unsere Beine komplett durchstrecken. Der Zug setzt sich pünktlich in Bewegung und fährt langsam durch die Innenstadt von Hanoi und schlängelt sich durch die Häuserschluchten und über Straßenkreuzungen.

Hanois Hauptbahnhof
Der SP1 nach Lào Cai
Vierabteil im Schlafzug


Nachdem wir über die Long Biên Brücke gefahren sind nimmt der Zug langsam Geschwindigkeit auf. Dadurch fangen die Waggons recht ordentlich an von links nach rechts zu schaukeln. So werden wir mehr oder weniger sanft in den Schlaf geschaukelt. Ganz so erholsam, wie in einem richtigen Bett ist der Schlaf den wir hier bekommen nicht. Dafür bekommen wir aber immerhin eine halbe Stunde vor der Ankunft in Lao Cai unseren am Vorabend bestellten Kaffee. So können wir die Müdigkeit wenigstens mit gutem Coffein bekämpfen.Als wir in Lào Cai ankommen ist es gerade 6 Uhr in der Früh. Direkt am Gleis werden wir abgefangen und gefragt, ob wir noch weiter nach Sa Pa möchten und direkt zu einem Minibus gebracht. Das war ja mal einfach und wir fühlen uns nach Peru zurückversetzt, wo wir auch einmal genau so abgefangen wurden, als wir mit den Collectivos zum Eingang des Santa Cruz Trecks gefahren sind. Aus einem offenen Fitnessstudio am Bahnhof dröhnt laute Technomusik und wie wir von unserem Fahrer erfahren läuft die Musik an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr! Da werden wir gleich noch ein wenig wacher. Nach einer einstündigen und sehr kurvenreichen Fahrt mit wenig Beinfreiheit im Minibus werden wir direkt vor unserem Hotel rausgelassen. Zum Glück können wir schon früher einchecken, legen uns erst noch einmal etwas hin und holen den dringend benötigten Schlaf nach.

Nach rund drei Stunden treibt uns der Hunger aus dem Hotel und wir frühstücken eine Pho - der Klassiker. Anschließend erkunden wir ein bisschen die Gegend und laufen über den Markt, an dem mittlerweile aufgrund der fortgeschrittenen Tageszeit jedoch nur noch wenige Stände geöffnet haben. Wir entschließen uns den restlichen Tag einfach auf eigene Faust loszuziehen, mit dem Ziel, die für Sa Pa berühmten Reisterassen zu sehen. So laufen wir erst einmal drauf los und gelangen nach kurzer Zeit zum Platz, wo früher der Chợ tình Market oder auch Liebes- oder Heiratsmarkt genannt, an jedem Samstagabend stattfand. In der Umgebung von Sa Pa gibt es viele Bergdörfer, die über recht große Distanzen voneinander getrennt sind. Als französische Missionare die Gegend christianisierten, wurden die Menschen der umliegenden Dörfer dazu "angehalten" an der sonntäglichen Messe teilzunehmen. Da die meisten einen recht langen Fußmarsch zurück zu legen hatten, reisten viele der mehr oder minder freiwillig Gläubigen bereits am Vortag an und nutzen die Zeit für den Warenaustausch und eben auch, um Singles und solche die es gerne wären kennen zu lernen. Quasi eine riesige off-line Singlebörse. Heute tummeln sich dort vor allem abends viele Händler, den alten Brauch gibt es aber immer noch. Dabei führen die Damen jeweils etwas auf, stellen sich und ihre Reize vor und beantworten Fragen der Interessierten, während die Herren zuschauen. Wir sind leider an einem falschen Wochentag anwesend, aber auch so ist hier abends unheimlich viel los.

Straßenzug von Sa Pa
Einkaufszentrum Sunplaza am Chợ tình Market


Wir laufen nun bergab und verlassen langsam das etwas hektische Sa Pa. Nach einem guten Stück Fußweg stehen wir vor dem Eingang des Dorfes Cat Cat. Dieses ist ein Dorf des Bergvolkes der Hmong. Vielleicht auch vielmehr ein Disneyland für Touristen und Instagrammer, zumindest bekommen wir den Eindruck, dass das Dorf lediglich für Touristen so niedlich-ursprünglich aufgebaut wurde bzw. wird, denn aktuell waren noch einige Baustellen zu sehen. Obwohl wir mehr Schein als Sein vermuten, gefällt uns Cat Cat ausgesprochen gut und vermittelt einen Eindruck, wie die Hmong früher mal gelebt haben. In einem kleinen Theater werden traditionelle Tänze aufgeführt und davor werden in Handarbeit Stoffe gewebt, bearbeitet, gefärbt und zu Kleidung weiterverarbeitet.

Brücke zum Dorf
Handarbeit im Dorf - hier wird ein Muster auf den Stoff gemalt
Touristin im traditionellen Gewand im Dorf Cat Cat - Instagrammern schlägt hier das Herz höher! Die Kleidung kann man übrigens auf dem Weg zum Dorf an zahlreichen Straßenständen erwerben.
Die alten Damen verkaufen traditionelle Handarbeiten am Wegesrand, der blaue Stoff wird mit Indigo eingefärbt. Aus Lauras Sicht ein besonderes Mitbringsel und die Damen bedanken sich mit einem herzlichen, wenn auch zahnlosem Lächeln.


Auf dem Rückweg nach Sa Pa wollen wir noch an einem Aussichtspunkt halten, von wo aus man einen Blick auf die Reisterassen hat. Da wir den ganzen Weg dorthin nicht bergauf laufen wollen, nehmen wir dankend die Dienste von drei Rollerfahrern in Anspruch, die am Ende von Cat Cat nur darauf warten, gut zahlende Touristen zurück in die Stadt zu bringen. Wir zeigen den Jungs wo wir hinwollen und im schlechtem Englisch bekommen wir gesagt: "No Problem!". Als wir jedoch an der alles entscheidenden Kreuzung ankommen (links geht es in die Stadt zurück und rechts zum Aussichtpunkt), verpasst Lauras Rollerfahrer, dass Caro und Markus rechts abgebogen sind und fährt weiter munter links den Berg hinauf Richtung Stadt. Etwa 500m hinter der Kreuzung halten Caro und Markus an, da der Roller auf dem Markus sitzt einen platten Hinterreifen hat. Wir wollen jedoch zuerst wissen, wo Laura denn jetzt ist und warten, ob sie vielleicht nachkommt oder einer der Rollerfahrer seinen Kollegen anruft. Doch sie rühren keinen Finger. Blöd ist außerdem, dass Laura weder Geld noch Handy bei sich hat. Wir entschließen uns erstmal zurück zum Hotel zu fahren und uns dann aufzuteilen: einer bleibt im Hotel, falls Laura wiederkommt und der andere zieht los und schaut, ob sie irgendwo anders vom Rollerfahrer abgesetzt wurde. Also steigt Markus noch zu Caro und dem Fahrer auf den Roller. So haben die beiden direkt ein authentisches asia-feeling bei der allerersten Rollerfahrt erlebt: zu Dritt auf einem Roller!

Währenddessen sitzt Laura hinten auf dem Roller und hat keine Ahnung, wo ihr Fahrer hin möchte. Die Erklärungsversuche, wo er Halten sollte, scheint er nicht zu verstehen. Außer "Take a ride", "No Problem" und den Zahlen bis 100 scheint er kein Englisch zu können. Wie wunderbar! Der Arme Kerl ist auf jeden Fall völlig überfordert, will aber auch nicht einsehen, umzukehren. Mit dem Namen des Hotels kann er auch nichts anfangen und irrt weiter planlos durch Sa Pa in der Hoffnung, dass sie irgendwann zufällig am Hotel vorbeifahren. Nach ca. fünf Minuten geht ihm auf, dass das wohl nicht funktionieren wird und hält an, um einen Vietnamesen zu finden, der Englisch spricht und so vielleicht etwas Klarheit in die Situation bringen kann. Endlich ist ein guter Geist mit Sprachkenntnissen gefunden. Laura erklärt ihm, dass sie weder Geld noch Handy dabei hat und zum Hotel muss, aber der Fahrer das Hotel nicht kennt. Der freundliche des Englischen mächtige Vietnamese leiht Laura sein Handy, so dass sie die Adresse des Hotels ermitteln kann und dem Fahrer zeigen kann. So kommt auch sie nur kurze Zeit nach Caro und Markus heil und unversehrt am Hotel an. Immerhin gab es so eine ausschweifenden Stadtrundfahrt. Das war genug Aufregung für einen Tag, daher gehen wir erstmal einen leckeren vietnamesischen Kaffee trinken. Markus wagt sich an eine weiter vietnamesisch  Spezialität: Iced Coconut Coffee (kalter Kokosnusskaffee). Dieser schmeckt einfach nur lecker. Die Kombination aus Kokos und Kaffee ist wie für einander geschaffen!

Für den nächsten Tag haben wir geplant eine kleine Wanderung durchs Tal zu unternehmen, an dessen Hängen links und rechts die Reisterassen emporragen. Wir versuchen es zunächst auf eigene Faust, kann ja nicht so schwer sein! Da keine Schilder vorhanden sind und so gut wie keine Bürgersteige, sondern nur Straße schaffen wir es nicht so weit. Schon nach einer halben Stunde stehen wir vor einer Schranke und sollen Geld bezahlen, wenn wir weiter wollen. Da wir uns aber nichtmal sicher sind, ob wir hier überhaupt auf dem richtigen Weg sind, drehen wir lieber wieder um und gehen in die Touristeninformation, um nach dem richtigen Weg zu fragen. Der freundliche Mitarbeiter erklärt uns, dass das Tal am einfachsten mit einer geführten Tour erkundet werden kann. Dafür ist es allerdings schon zu spät. Eine zweite, etwas günstigere Möglichkeit ist es, einen privaten Fahrer zu organisieren, der einen von Dorf zu Dorf fährt und anhält wo man möchte. Das klingt doch schonmal vielversprechend und passt auch perfekt in unseren Zeitplan. Der Mitarbeiter bestellt uns einen privaten Fahrer und stimmt mit diesem ab, dass es uns in einem Dorf rauslässt und im nächsten Dorf wieder einsammeln soll. So kommen wir noch in den Genuss einer kleinen Wanderung. In einer schicken Limousine geht es dann los. Schon nach fünf Minuten stehen wir wieder an der Schranke, wir waren also doch richtig gewesen. Diesmal bezahlen wir für den Einlass in das Reistal und fahren eine sehr holprige, schlecht ausgebaute Straße bergab. Immerhin wird hier fleißig gebaut, was den Kompfort des Straßenbelags aber nicht verbessert - im Gegenteil. Da wir dann auch noch ein ganzes Stück weiterfahren bis wir am ersten Dorf angelangen, war die Entscheidung diese Tour nicht zu Fuß zu unternehmen goldrichtig gewesen. Wir hätten für diese Strecke zu Fuß ziemlich lange gebraucht, hätten auf der vielbefahrenen Straße wandern müssen und wären von vorbeifahrenden Autos und Motorrollern zugestaubt worden. So werden wir nach weiteren 15 Minuten Fahrt von unserem Fahrer an der verabredeten Stelle abegsetzt. Von hier aus sollen wir durch die Reisterassen und Dörfer zum vereinbarten Treffpunkt wandern. Den Weg könnten wir nicht verfehlen. Direkt am Auto werden wir von sechs bis acht Damen umringt, die uns allerlei kitschige Souvenirs aufrdängen wollen. Wir lehnen dankend ab, doch die Ladies sind hartnäckig und lassen sich nicht so einfach abschütteln. So "verfolgen" sie uns rund 10min bergab und versuchen uns andauernd in Gespräche zu verwickeln, um vielleicht doch noch ein Geschäft abwickeln zu können.

Unsere hartnäckigen Verfolgerinnen sind sehr fotogen und "crashen" kurzerhand unser Foto
Caro wird verfolgt


Laura wird schließlich doch schwach und kauft einen kleinen Anhänger von einer der Damen. Anstatt nach Abschluss des Geschäfts glücklich umzukehren, probiert sie es noch ein weiteres Mal und fragt uns alle drei noch einmal, ob wir nicht doch noch etwas kaufen wollen. Nein wollen wir nicht, vielen Dank.

Schweinchen auf dem Weg


Als wir im Dorf ankommen, gönnen wir uns ein kleines Mittagessen in einem der vielen Restaurants und laufen anschließend weiter zwischen den Reisterassen hindurch. Viele der Häuser haben kleine Gärten und es blüht und grünt überall. Hier und da liegt ein Wasserbüffel faul im Wasser auf dem Reisfeld und lässt sich die Sonne auf den Pelz scheinen, vereinzelte Hühner und Hunde laufen frei herum. Es könnte so idyllisch sein. Leider hat auch hier das Plastik kein Erbarmen und wir sehen wieder jede Menge Müll, in einem kleinen Bach, am Wegesrand und vereinzelt auf den Feldern rumliegen. Das trübt ein wenig den eigentlich schönen Gesamteindruck.

Wasserbüffel suhlt sich im Wasser
Umweltschutz hat hier noch nicht die höchste Priorität...
Dieses Federvieh hat es nicht so gut erwischt
Dafür gibt es hier wunderschöne Aussichten auf die Hügel und Terassen


Im nächsten Dorf angekommen finden wir Gott sei Dank schnell unseren Fahrer wieder und fahren weiter, vorbei an Hütten, Terassen, Büffeln und Wanderern. Im letzten Dorf angekommen, haben wir nochmal Zeit ein bisschen herumzulaufen. Dieses Dorf wirkt deutlich aufgeräumter und sauberer als die zwei, die wir bisher gesehen haben. Es fehlen aber auch die Touristenmassen. Nach einem kühlen Getränk geht es wieder zurück nach Sa Pa. Die letzte Hürde ist eine Herde Wasserbüffel, welche mitten auf der Straße steht, jedoch gekonnt von unserem Fahrer mit dem Auto weggetrieben wird. Verdrängung lautet hier das Zauberwort.

Wasserbüffel blockieren die Straße auf dem Rückweg nach Sa Pa


In Sa Pa angekommen, gehen wir noch etwas zu Abendessen und sind doch ziemlich überrascht, dass wir hier im Norden von Vietnam auf der Speisekarte Glühwein finden! Dieser wird direkt einmal bestellt und probiert. Er kommt tatsächlich recht nah an  unseren deutschen Glühwein ran!

Erstaunlicherweise gibt es hier Glühwein!


Im Anschluss an das Abendessen geht es zurück ins Hotel. Morgen müssen wir wieder früh aufstehen und den Bus nach Hội An nehmen. Uns stehen angenehme 28 Stunden Reisezeit bevor - mit dreistündigem Aufenthalt in Hanoi, der zum Essen und Kaffee trinken genutzt wird.


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