laik-a-dream
laik-a-dream
vakantio.de/laik-a-dream

# Tag 51 Port(o) - bitte nachschenken

Veröffentlicht: 20.04.2022

Die 2. Nacht ohne Stellplatz war innerlich entspannter, allerdings muss man festhalten, dass wir in einer Großstadt unweit einer vielbefahrenen Straße standen. Das sind wir nicht mehr gewohnt und können dem Großstadtlärm auch nix mehr abgewinnen. An der Stellplatzauswahl muss noch gefeilt werden.

Die Fahrt nach Porto ist nur 120 km lang, aber durch die Vermeidung von Mautstrecken sehr langsam. Wir lernen aber eine Menge Städte und Dörfer kennen, auf die wir auch hätten verzichten können. Landschaft liegt bestimmt auch in dieser Region, aber abseits der Fahrtstrecke. 

Nach 2,5 Std. kommen wir in den Großraum Porto und der Verkehr nimmt zu. Das Navi arbeitet aber fehlerfrei und leitet uns sicher zum ausgewählten Ziel.

Wir haben uns einen Campingplatz südlich von Porto am Strand ausgesucht. Dort sind einige Plätze vorhanden und der Parque Campismo Salgueros bot den günstigsten Preis, wenn man mind. 2 Nächte bleibt. Das hatten wir sowieso vor und checkten ein.

Vielleicht hätten wir vorher mal ein paar Kritiken lesen  oder die Sanitäreinrichtungen ansehen sollen. 

Der Platz liegt in einer Seitenstraße nur 300 m vom Strand entfernt und somit relativ ruhig - das ist der Pluspunkt.

Die Sanitäreinrichtungen sind eine Katastrophe und verschlagen mir die Sprache. Davon kann ich kein Bild präsentieren. Toiletten und Duschen mit kopfhohen Wänden, also keine abgeschlossenen Kabinen, die Wasserrohre offen an der Wand, alles aus den 70-ger Jahren (geschätzt, vielleicht noch älter). Das muss ich erstmal verdauen.

Der Platzwart weist uns einen Platz zu und stöpselt den Strom an. Bereits nach 2 Minuten ist die Sicherung rausgeflogen - 2 Ampere Stromversorgung reicht vorn und hinten nicht. 

Nach mehreren Anläufen bekommen wir einen anderen Platz mit höherer Stromleistung - dann läuft es problemlos.

Erkenntnis des Tages - wenn man an der Rezeption gefragt wird, wieviel Stromverbrauch man benötigt, lautet die Antwort: mindestens 6 Ampere, besser 10.

Wir satteln die Räder und wollen eine erste Erkundung von Porto machen. Es gibt einen Radweg entlang der Küste und des südlichen Duoro - Ufers bis zur Portwein Meile im Stadtteil Vila Nova de Gaia.

Dazu eine kleine Erklärung: Porto erstreckt sich beidseits des Flusses. Der südliche Teil ist geprägt von Neubauten und dient vielen Menschen als Wohnstadt. Porto selbst und die Altstadt liegen am Nordufer auf hügeligem Terrain. Daher wirkt die Stadt terrassenförmig angelegt. Die alten Häuser und engen Gassen findet man in der Altstadt in Mengen. 

Am südlichen Ufer ist ein Besuchermagnet entstanden. Hier legen die Schiffe der Flusskreuzfahrten an einem neuen Terminal an. Direkt dahinter beginnt die Portwein - Meile und die historischen Kellereien der vielen Traditionsunternehmen. 

Kreuzfahrtterminal und Caves do Porto

Nahezu jeder große Portwein besitzt hier seine Kellerei, die zur Verkostung und Besichtigung einlädt. Das ist natürlich für die Kreuzfahrtgäste und auch alle anderen Porto - Besucher ein willkommenes Highlight. 

Die Portwein - Meile am südlichen Flussufer

Um auf die andere Seite zu gelangen, bietet die Brücke Ponte D. Luiz 1 die passende Querung. Das heben wir uns aber für den 2. Tag auf. Heute sind wir mit dem Rad und fahren bis zur Portwein - Meile.

Dazu gilt es aber zunächst hart gegen den Wind ankämpfen - E-Bike Unterstützung mit Stufe 3 - durchgehend. Und auch damit ist es schwer, der Wind bläst gewaltig. 

... bei strammem Nordwind

Ich freu mich schon auf die Rückfahrt ....

Die Besucher am Ufer sind zahlreich, so dass wir die Räder schieben und uns dem Treiben hingeben. Auch die kleinen Gassen wollen erkundet werden, die Kellereien und Verkaufsstätten laden zur Besichtigung ein.

Das sind mal Fässer
... und die Abfüllungen

Zur ersten Orientierung ist die Radfahrt ganz gut. Aber morgen werden wir definitiv ohne Räder in die Stadt fahren.  Einen kleinen Aperitif nehmen wir noch an einem der zahlreichen Lokalen entlang der Meile. Portwein war ja bislang noch nie so mein Fall - aber in dieser Umgebung kommt man daran nicht vorbei - ... nochmal nachschenken bitte.

Als die Sonne mit ihrer Verabschiedung beginnt, fahren wir zurück und planen den morgigen Tag.

Mittwoch, 20.04.22

Die Buslinie 15 hält direkt vor dem Campingplatz und wir erwischen den 11.30 Uhr Bus in letzter Minute. Der fährt eine halbe Stunde durch die Vororte und rauscht dabei durch enge Gassen, dass mir die Spucke wegbleibt. Da würde ich mit dem Womo nicht durchfahren - der Bus aber schon und zwar in einem ordentlichen Tempo.

Die Endstation liegt am Jardin de Murro, direkt an der Ponte Luiz 1, die wir überqueren müssen. Die Brücke hat zwei Ebenen, die untere Ebene ist derzeit Baustelle und nur für Fußgänger zu benutzen. Die obere Ebene, an der wir gerade stehen, ist seit 2004 in Betrieb und besitzt zwei Spuren für die Straßenbahn und zwei großzügige Fußgängerbereiche rechts und links. Das Problem ist nur, das die Stahlkonstruktion in 60 m Höhe auch Spalte und Lücken aufweist, die den Blick nach unten freigeben. Wenn man mit Höhe ein Problem hat, ist das ein Problem. Die knapp 400 Meter Überquerung sind dann schon eine gewaltige Herausforderung, aber auch ein Highlight mit tollen Ausblicken auf die Stadt und den Fluss.

Mulmiges Gefühl auf der Brücke 60 m über dem Fluss-
Alles fest verstaut? Abenteuerlicher Weg über den Duoro
Malerisch der Flusslauf
Duoro aufwärts ins Landesinnere

Mit festem Boden unter den Füssen geht es dann weiter. Wir haben keinen festen Plan und lassen uns treiben. Das Wetter ist heute gut und die Sonne scheint, so dass man den Tag draußen verbringen muss. Damit fallen Museumsbesuche und irgendwelche Besichtigungen von Kirchen, Bahnhöfen und Kultureinrichtungen aus. Der Flair der Stadt hat uns bereits gefangen und führt uns in Gassen und kleine Ecken, die den Charme der Stadt ausmachen. 

Bereits nach kurzer Zeit steht fest - Porto, bitte nachschenken. 

Das muss man nochmal in Ruhe und mit Zeit machen. Die Gelegenheit bietet sich ab Bremen mit Ryan Air jedenfalls an.

Wir haben uns entschieden, Porto in nur einem Tag zu erleben und dann zu spüren, ob der Funke übergesprungen ist. Dazu von meiner Seite ein klares JA. Das Internet ist voll von Beschreibungen zu einer Tagestour in Porto.  Der folgende Link spricht mir aus dem Herzen:

So erkundet man Porto an nur einem Tag (travelbook.de)

Ein persönlicher Eindruck muss aber nochmal sein, auch wenn er den Gesamteindruck trübt. Wie in jeder Großstadt tritt auch hier die Armut sehr offen zutage. Die Menschen am Rande der Gesellschaft suchen sich ihren Platz und betteln um ein paar Münzen. Das machen auch die zahlreichen Straßenmusiker, Gaukler und Künstler, die ihren Lebensunterhalt so verdienen. Es fällt schon schwer, aber man kann sie nicht alle retten.

Die sehr aufgeweckte und lustige Bedienung bei unserem Mittagssnack erwähnte, dass das Lohnniveau in Portugal man gerade zwischen 3,- und 4,- € pro Stunde liegt. Als gesetzlicher Mindestlohn wohlgemerkt. Mit Blick auf unsere Gesamtrechnung von 40,- € meinte sie, dafür 2 Tage arbeiten zu müssen. Da kommt man schon ins Grübeln und denkt an deutsche Verhältnisse und die immer weitergehenden Forderungen. Gab es da nicht gerade einen Streik des Sicherheitspersonals an Flughäfen? Sehr hohes Niveau....


Die Rückfahrt mit dem Bus Nr. 15 nach Selgueiros war nochmal ein Highlight. Der Bus war brechend voll, weil die ganzen Portugiesen um 19.00 Uhr nach Hause wollten. Damit hat sich für mich schon mal wieder die Ablehnung von öffentlichen Verkehrsmitteln bestätigt, zumal man hier ja gezwungen wird, mit Maske zu fahren. Die Portugiesen kennen auch nur die einfache OP - Maske. FFP 2 trägt hier keiner, nur die Touristen. Trotzdem ist es anstrengend, mit dem Ding länger im Bus zu sitzen. Ich werde also weiterhin Individualverkehr mit Auto oder Fahrrad betreiben und Bus und Bahn meiden, soweit es geht. Daran kann auch keine Förderung der Nutzung durch massive Geldspritzen etwas ändern.

Aber nochmal zur Busfahrt - der fuhr durch noch engere Gassen, als morgens. Und das mit einer Routine, die Respekt zollt. Zeitweise passte nicht mal eine Handbreit zwischen Bus und Hauswand (auf beiden Seiten). Bei geparkten Fahrzeugen ganz zu schweigen. Eine sehr abenteuerliche Busfahrt endete schließlich genau am Campingplatz und beendete einen erlebnisreichen Tag.


Antworten (1)

Brady
Uli, wie recht Du hast. Wenn man Lisboa liebt, heißt das noch lange nicht, dass einen Porto packt…. aber wenn, dann kann man dort locker 3-5 Tage für eine intensivere Erkundung einplanen. Wie immer sehr gute aussagekräftige Fotos 👍🏻 und kurzweilige Lyrics. Die „Auch-wieder-hin-wollen“ Gedanken stellen sich bei uns vermehrt ein …. insbesondere seitdem Ihr aus Portugal 🇵🇹 berichtet😎. Weiterhin gute Fahrt ohne Unfälle, Überfälle oder gesundheitliche Ausfälle. Até logo amigos

Portugal
Reiseberichte Portugal