Veröffentlicht: 27.03.2022
Ich bin noch die Antwort schuldig, warum Palmen auch bei Regen schön sind. Beim Anblick denkt man doch unwillkürlich an Sonne, Strand und gutes Wetter. Das ist die Hoffnung, die uns die vielen Palmen hier noch lässt.
Die Wirklichkeit sieht leider anders aus. Es hat die ganze Nacht geregnet, wie aus Eimern. Selbst am Morgen hat es nicht aufgehört und der Platz glich einer großen Pfütze. Man mochte kaum das Wohnmobil verlassen und wir haben aus dem Fenster die armen Hundebesitzer beobachtet, die natürlich auch bei diesem Wetter mit ihrem Tier zum Gassi gehen vor die Tür mussten. Bei der Vorstellung, wie es danach drinnen mit einem durch genässten Hundefell riecht, haben wir aufgehört zu denken.
Um 12.00 Uhr starten wir den Motor und haben einen Plan. Der Nachmittag soll trockene Phasen haben und am morgigen Sonntag soll tatsächlich die Sonne scheinen. Also fahren wir heute in Richtung Tabernas, wo die Westernstädte und Filmstätten zu finden sind und wollen anschließend so weit wie möglich in Richtung Malaga weiterfahren. Die Autobahn wird uns nutzen.
Aber erstmal in Richtung Sergio Leone und Bully Herbig. Bei dem vielen Wasser, was da so runtergekommen ist, fürchte ich die eine oder andere Senke voller Wasser. Das Navi führt uns auch auf einer echten Nebenstraße, die nur wenig Begegnungsverkehr zulässt. Tatsächlich gibt es auch an einigen Stellen große Wasserlachen, die wir aber meisterhaft durchfahren. Nach der abenteuerlichen Wasserfurt vor 3 Tagen bin ich jetzt auch sicher - Laika kann schwimmen.
Auf dem Weg durch die Sierra de Alhamilla gibt es eine Straße zwischen dem Ort Nijar und der N 340 oberhalb der Sierra. Die ist im Shell Atlas mit einer grünen Markierung - besonders sehenswerte Straße - ausgewiesen.
Die AL 5102 soll es sein, sie führt 23 km durch die Berglandschaft. Schon nach 2 km frage ich mich, ob das eine gute Entscheidung war. Sehr enge Straße, immer ansteigend, auf der rechten Seite geht's steil runter, keine Begrenzung durch Leitplanken, kein Bordstein, einfach nur Straße und Schotter am Rand, und die Straßenbreite - hoffentlich kommt keiner von vorn! Das Wohnmobil nimmt schon die ganze Straße ein und ich fahre auch eher mittig als am Rand.
Sagte ich schon - 23 km und ich wünschte mir jeden einzelnen Kilometerstein so schnell wie möglich herbei. Tatsächlich waren wir vollkommen allein unterwegs. Erst am Schluss kamen zwei Autos von vorn.
Ich kann nicht sagen, das ich entspannt diese "besonders sehenswerte Straße" genossen habe. Zumal auch das Wetter und die Sicht nicht die besten Bedingungen erfüllte.
Am Ende trafen wir erleichtert auf die N 340, eine breite Schnellstraße, die uns schnell nach Tabernas und die Filmstätten brachte.
Das allerdings war eine Enttäuschung. Man konnte weder Fort Bravo noch Western Leone besichtigen, nur von weitem ein paar Fotos machen. Dann haben wir uns auch die Show im Mini - Hollywood Oasys für 23,- € geschenkt. Schließlich wollten wir so weit wie möglich der Sonne entgegen.
Auf der Autobahn hinter Almeria dann der nächste Schreck. Entlang der Strecke auf der linken Seite in einer flacheren Landschaft sind nur weiße Flächen zu sehen - das sieht aus wie ... Gewächshäuser. soweit das Auge reicht. Das sind sie also, die spanischen Gemüsefelder ... von der Sonne gereift. Denkste, die sind auch nicht besser als die Holländer.
„El mar del plástico“ – das Meer aus Plastik – wird die Region genannt. Eine schier endlose Ansammlung von Gewächshäusern, die man selbst aus dem All sehen kann, so groß ist ihr Ausmaß.
Nachdenklich rollen wir weiter gen Malaga. Als Ziel haben wir Motril ausgesucht, das liegt direkt unterhalb der Straße, die nach Granada führt und dort wollen wir auch noch hin.
Bei der Ankunft am Camping Playa de Poniente (so heißt auch der Strandabschnitt genau vor der Tür, man hört das Meeresrauschen auf dem Platz und im Womo) scheint sie tatsächlich, die Sonne. Es gibt sie also doch noch.
Am Sonntag scheint sie dann tatsächlich und es ist warm, aber stürmisch. Heute fahre ich Rennrad, das bin ich dem Sonntag morgen schuldig. Ich habe bei Bikemaps eine Strecke gefunden, ca. 45 km ins Hinterland. Wahrscheinlich mit Steigungen und Abfahrten.
So ist es. Aber toll zu fahren, weil Nebenstraßen am Sonntag nur sehr wenig befahren werden. Am Ende lande ich am Meer in Almunecar, einem quirligen Ort mit Promenade und vielen Bars und Cafes.
Zurück muss ich leider 20 km auf der Nationalstraße N 340 gegen den Wind zurücklegen. Nach knapp 3 Stunden stehe ich wieder am Wohnmobil und Simone kann die Vermisstenanzeige stecken lassen.
Ein paar Gedanken zu den Corona Verhaltensweisen in Spanien. Soweit ich weiß, gibt es keine Maskenpflicht mehr. Die hat Spanien als eines der ersten Länder aufgehoben. Lediglich in Innenräumen und öffentlich zugänglichen Bereichen besteht noch eine Pflicht.
Tatsächlich hängen aber überall noch die Hinweisschilder mit der Aufforderung "masque obligato", woran sich viele auch im Freien halten. Es ist auffällig, wieviel Spanier auch beim Spaziergang an der Promenade mit einer Maske unterwegs sind. Selbst am Strand, auf dem Fahrrad, allein im Auto, auf dem Weg zum Klo tragen sie das Ding. Sind sie nun besonders ängstlich oder besonders folgsam? Gibt es hier auch politischen Bedenkenträger und besonders eifrige Virologen?
Jedenfalls fällt es hier auf, dass geschätzt 20 % der Menschen im Freien ob allein oder in der Gruppe mit Maske unterwegs sind.
Ich hab beim Rennrad fahren keine getragen 🚴♂️😎🎭