Veröffentlicht: 27.04.2024
Die Idee mit den Dschungelgeräuschen hat sich bereits gefestigt. In unserer zweiten Nacht hat es bis in den Morgen hinein stark geregnet und ich starte wieder ausgeschlafen in den Tag. Auch wenn wir heute früher aufstehen müssen, um unseren Jungle Run Club weiterzuführen, haben wir bereits zwei neue Mitglieder dazugewonnen und die Strecke verlängert - jetzt kennen wir uns ja aus. Als wir zurückkommen, können wir uns direkt an den Frühstückstisch setzen: Heute gibt es Pancakes mit Papaya, Erdbeeren und Banane. Was ein Start in den Tag!
Danach haben wir etwas Zeit, um unsere Rucksäcke zu packen und unsere Badesachen anzuziehen. Mit Sonnencreme, Handtuch und Insektenspray im Gepäck machen wir einen Spaziergang zur Lagune am Rio Napo. Der Fluss ist schon größer, als der, den wir am ersten Tag hier sehen durften, und mündet später in den Amazonas. Aus einem kleinen Wasserfall staut sich in der Lagune das Wasser und wir verbringen den halben Tag dort: Wir rutschen über die Steine mit der Strömung in die Lagune, wir schwingen uns an einem Seil oder springen von einer 5m hohen Klippe ins Wasser und entspannen einfach. Von einem kleineren 1m hohen Stein versuche ich mich im Backflip und bin nach drei Überwindungen sogar recht erfolgreich: Ich lande zwar noch auf meinen Schienbeinen, aber einen höheren Stein zum Üben finde ich leider nicht. Auf der Ladefläche des Pick-ups geht es danach wieder zurück, wo auch schon das Mittagessen auf uns wartet. Statt Brot zur Suppe wird lokal salziges Popcorn gegessen - einfach fantastisch. Zur nächsten Erbsensuppe zuhause gibt es also Popcorn. Monika und ich helfen heute in der Küche beim Abwasch; wir wurden die letzten Tage so wunderbar und herzlich umsorgt und können so etwas Dankbarkeit zeigen. Außerdem ist die Spüle am Küchenrand, sodass wir währenddessen in den Dschungel schauen können. Bevor wir uns auf den Weg nach Shandia machen, verabschieden wir uns von der Kichua-Familie und genießen die letzten Momente. Nach einer kurzen Pick-up Fahrt schwingen wir uns auf die Mountainbikes und fahren ca. 1h über Schotterwege und asphaltierte Straßen nach Shandia. Am Straßenrand liegen immer wieder größere Mengen Bohnen, zu denen wir später noch mehr lernen. Schon in Quito habe ich größere Rennrad-Gruppen gesehen und behalte auch den Amazonas hierfür mal im Hinterkopf, vielleicht komme ich ja nochmal wieder. Das erste Mal traue ich mich auch, ab und zu die Hände vom Lenker zu nehmen und fühle mich jetzt wirklich wie ein Vogel im Amazonas mit dem Fahrtwind im Gesicht und dem Blick in das scheinbar unendliche Grün. In Shandia angekommen haben wir etwas Freizeit und genießen nach drei Tagen im Dschungel eine warme Dusche und Licht auf den Zimmern. Dann starten wir mit unserem Schokoladen-Workshop, bei dem wir mehr über die traditionelle Herstellung erfahren dürfen und sogar mithelfen. Wir starten mit der Kakaofrucht und probieren die „frischen“ Kakaobohnen, die sozusagen die Kerne der Pflanze sind und von einer Art Fruchtfleisch ummantelt, die sehr ähnlich zu Mango schmeckt. In drei aufeinander folgenden Fermentierprozessen, die insgesamt Wochen dauern, trennen sich die Kakaobohnen hier von dem Fruchtfleisch und werden dann in der Sonne getrocknet. Das aufgefangene Fruchtfleisch wird zum Beispiel für die Herstellung von Kakaobutter verwendet. Die Bohnen, die wir früher also am Straßenrand gesehen haben, sind trocknende Kakaobohnen. Daraufhin werden die Bohnen in einer Pfanne geröstet und jetzt dürfen wir selbst ans Werk, die Bohnen von der Schale zu trennen. Vergleichbar ist das mit dem Schälen von Erdnüssen. Die Schale kann für Kakao-Tee verwendet werden, den ich bereits in Quito gekauft habe und auf den ich weiterhin gespannt bin. Natürlich können wir nicht widerstehen, auch die ein oder andere geröstete und noch lauwarme Kakaobohne zu probieren - Kakaonibs praktisch. Der nächste Schritt ist das Mahlen der Bohnen, was wir mit einer am Tisch befestigten Mühle machen und kräftig drehen, bis alle Kakaobohnen sich als dicke Masse in der Schüssel wiederfinden. Jetzt fügen wir braunen Zucker hinzu, grundsätzlich ist es aber auch möglich, andere Süßungsmittel wie Honig oder weißen Zucker zu verwenden. Nach dem groben Vermischen drehen wir die Masse wieder durch die Mühle. Der dicken Masse wird nun warmes Wasser hinzugefügt und wir Rühren mit Schneebesen eine homogene und flüssige Schokolade an. Da haben wir also schon die 100%-Schokolade und wir dürfen natürlich probieren. Mit etwas mehr Wasser und Milchpulver (Milch hält sich hier leider nicht gut) rühren wir dann 65%-Schokolade an und bekommen neben Löffeln noch Erdbeeren, Kekse und Bananen zum Probieren unseres Werks. Wie aus der flüssigen Schokolade dann Schokoladentafeln werden, lernen wir nicht aufgrund mangelnden Materials nach der Verkostung.
Nach dem Dessert gibt es jetzt Abendessen und wir lassen den Abend mit Spielen und Schokoladen-Martini ausklingen.