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Camino Inka

Veröffentlicht: 17.05.2024

Endlich geht es los mit dem Inka Trail! Wie viele von Euch wahrscheinlich wissen, habe ich dieses Event schon im Oktober 2022 gebucht. Etwas übertrieben, das braucht Ihr mir nicht sagen, aber seitdem freue ich mich auf den heutigen Tag. Auch wenn er damit startet, dass ich um 4 Uhr mit meinem Rucksack und meiner Duffelbag bereitstehe, um abgeholt zu werden.

Wir fahren also mit dem Touri-Bus nachts durch Cusco und sammeln alle ein: Unsere Gruppe (zu siebt sind wir erstaunlich wenig), einige „Porter“, die das Essen, die Zelte usw. tragen, und fahren dann ca. 1,5h aus der Stadt heraus nach Ollantaytambo, wo wir uns gemeinsam für den Tag stärken.

„Tambo“ steht für Pause und Rast und stellte in der Inka-Zeit einen Ort da, an dem sich die Wege aus dem Dschungel, aus Cusco und den Anden treffen. Hier wird Handel betreiben und verweilt, zum Beten befindet sich ein Tempel auf dem Berg. Ollantaytambo war dabei eins der vier wichtigsten Tambos für die Inka, da der Weg von dort nach Cusco einen ganzen Tagesmarsch bedeutete.

Wir fahren nach dem Frühstück ein Stück weiter, bis wir am Bahnkilometer 82 ankommen - dem Start des Inka Trails. Tatsächlich ist dies der 82. Bahnkilometer des Peru-Rail Zuges, der täglich zwischen Cusco und Aguas Calientes verkehrt. Zeitlich lief heute Morgen alles nach Plan. Leider hat ein Porter unsere Trekkingstöcke in Cusco vergessen, aber die bekommen wir zum Mittagessen. Bis dahin ist der Weg weitestgehend flach. Da also zeitlich heute Morgen alles nach Plan lief, sind wir sogar die Ersten, die das „Heilige Tal“ betreten dürfen!

Fun Fact: Für die Inka war es nie ein „heiliges Tal“. Wie beinahe jede Kultur bedeutet auch für die Inka Wasser = Leben. Der durch das Tal führende Fluss Urubamba war für die Inka also heilig. Und aus der Bezeichnung „das Tal des heiligen Flusses“ wurde das „heilige Tal“ - und so nennen wir es heute noch. Der Name des Flusses ist in Quechua ebenso derselbe wie für die Milchstraße: Willkamayu.

Nach der Passkontrolle führt der Weg noch durch ein kleines Museum über die Flora und Fauna der Anden, die Tools der Inka und wir sehen ein 3D-Relief von der Strecke, die uns die nächsten vier Tage durch die Anden führt.

Jetzt geht es aber endlich los! Das Panorama im heiligen Tal ist einmalig, ich bin hin und weg. Umgeben von riesigen bewachsenen Bergen, Natur wohin das Auge sieht und immer wieder stoppen wir kurz, um die Pflanzen der Anden kennenzulernen und mehr über das Leben der Menschen hier zu erfahren - damals und heute.

Noch vor der Mittagszeit kommen wir an einer wunderschönen archäologischen Stätte und ehemaligen Stadt der Inka an: Llactapata. Da wir doch schon ein paar Höhenmeter gemacht haben, schauen wir auf Llactapata hinunter, sehen die Umrisse der damaligen Häuser und stehen dabei selbst in einer weiteren „kleineren“ Stätte. Hier laufen wir etwas umher und finden uns dann in einem halbkreisförmigen ehemaligen Gebäude wieder: Einem Regenbogentempel. Dies verrät zum Einen die Form als auch der Fakt, dass sich hier sieben Fenster befanden - die Zahl 7 repräsentiert für die Inka nämlich die 7 Farben des Regenbogens. Unser Tourguide Abelardo nimmt uns hier mit auf eine Reise: Wenn zur Zeit der Inka etwas begonnen wurde (wie dieser Trek als Beispiel), dann wurde bei den Göttern um Erlaubnis und Sicherheit gebetet. Auch hier ist wieder eine besondere Zahl gefragt: 3. In der Inka-Trilogie steht dies für den Kondor, den Puma und die Schlange. Für das Ritual nehmen wir uns jeweils drei perfekte Coca-Blätter, Abelardo spricht das Gebet auf und zuletzt atmen wir auf die Coca-Blätter aus und geben so ein Teil unseres Selbst auf die Blätter. Indem wir diese nun energetisch geladenen Blätter unter den großen Fels im Regenbogentempel legen, lassen wir für die Erfüllung unseres Gebets einen Teil unserer Seele dort bei Pachamama, der Mutter Erde, die uns nun auf unserem Weg beschützen wird.

Wir laufen noch eine weitere Stunde bis zum Mittagessen und ich bin überwältigt, was hier für uns zubereitet wird und welch Mühe sich alle geben. Mit 20kg Gepäck auf dem Rücken sind die Porter und Köche die wahren Helden des Inkatrails und empfangen uns zu unserem ersten Checkpoint dabei voller Freude und Herzensgüte. Nach dem guten Essen machen wir noch eine kurze Siesta in der Sonne, bevor wir unsere Trekkingstöcke bekommen und jetzt auch die ersten richtigen Höhenmeter bevorstehen.

Auf dem weiteren Weg kommen wir noch an weiteren kleinen Gemeinden und archäologischen Stätten vorbei: PataLlaqta, Hatunchaca, Wayllabamba und schließlich an unserem Camp für heute Nacht: Ayapata. Für das letzte Stück vor dem Camp trennen wir uns, damit jeder in seinem eigenen Tempo gehen kann. Der letzte Anstieg ist für heute der härteste und doch nur ein Training für den morgigen Tag: 300 Höhenmeter Anstieg. Der Rekord für diese Strecke liegt bei 28 Minuten. Das hätte Abelardo mir nicht erzählen dürfen - er weiß ja nicht, dass ich ein Faible für Herausforderungen habe. Mit meinen am Ende 33 Minuten komme ich trotzdem sehr zufrieden am Camp an und habe den Anstieg und die Aussicht dabei sogar genießen können.

Auch als wir in Ayapata ankommen, ist schon viel vorbereitet. Unsere Zelte, Taschen und für jeden eine Schüssel warmes Wasser stehen bereit. Nach dem Dehnen und Umziehen haben wir noch ein paar Minuten Zeit, bis wir uns zum Tee trinken vor dem Abendessen gemeinsam im Zelt treffen. Dort reden wir über den vergangenen und bevorstehenden Tag und essen danach zusammen zu Abend.

Als wir vom Essen aus dem Zelt treten, bin ich wieder überwältigt beim Anblick in den Himmel. Sternenklare Sicht, einige bekannte Sternkonstellationen und die Milchstraße - hell und deutlich.

Und so geht der Tag zuende: 14km, 24k Schritte, 500 Höhenmeter. Ich schlafe auf 3.300m Höhe in den Anden von Peru und ich kann nicht glauben, dass es morgen so weitergeht. 

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