Veröffentlicht: 28.06.2018
Der heutige Tag sollte gleich mehrere eindrucksvolle Höhepunkte für uns bereit halten. Sowohl fahrerische, als auch landschaftliche, als auch tierische!
Das wussten wir allerdings noch nicht, als wir morgens in Portoscuso starteten um an Sardiniens Westküste Richtung Norden zu fahren. Das heißt, was das Fahrerische anbelangt, hatte ich schon eine gewisse Vorahnung (wovon ich Steffi aber sicherheitshalber mal nichts erzählt habe), denn die Route von Bau Gennamari rüber an den Dünenstrand Piscinas war lediglich als dünnes, gelb gepunktetes, bzw. schraffiertes Strichlein in meine Landkarte eingezeichnet und damit fiel sie unter die Kategorie „Nicht asphaltiert und schwer befahrbar“. Das wird mit der vollbeladenen AfricaTwin plus Sozia sicherlich interessant! 😃👍
Die Straße dorthin wurde tatsächlich immer schmaler und schlechter. Andere Verkehrsteilnehmer: so gut wie gar keine mehr. Und dann ging die Straße irgendwann in Naturbelag über. Als sandige Offroad-Strecke schlängelte sich unser Weg weiter durch die wunderschöne, einsame Landschaft. Jetzt durfte unsere AfricaTwin zeigen, dass sie ihren berühmten Namen mit den Genen aus 30 Jahren weltweiter Motorrad-Abenteuer-Erfahrung zu Recht trägt. Im Gegensatz zu uns schien Waltraud diese Piste allerdings völlig kalt zu lassen. Sie zog ihre Bahn als ob nix wär und zuckte ob der Schlaglöcher, Wellblechpassagen, Sandlöcher und Flussdurchfahrten nicht mal mit der Wimper. Na gut - mag sein, dass eine AfricaTwin über dieses Offroad-Abenteur nur müde lächeln kann, aber Steffi und ich hatten jedenfalls unseren Spaß und wir fühlten uns wie Entdecker einer vergessenen Welt.
Gleich zu Beginn der Piste führte uns der Weg an einem verlassenen Erz-Bergwerk vorbei. Eine Kulisse wie aus einem Indiana Jones-Film! Das Areal steht, so wie ein paar weitere ehemalige Bergwerke auf Sardinien, unter Denkmalschutz. Der fortschreitende Verfall der Gebäude bringt einen besonderen, morbiden Charme mit sich. Toll!
Im weiteren Verlauf näherten wir uns schließlich der Küste und waren mit einem mal völlig geflashed: Vor uns türmten sich unvermittelt die goldgelb leuchtend Dünen der Piscinas auf! Die spärlich mit Wacholdersträuchen und ein paar anderen Büschen bewachsenen Sandberge gehören mit bis zu 40 Metern zu den höchsten Dünen Europas. (Wenn man die Sardinier fragt sind es sogar die allerhöchsten, aber die Aussage muss wohl mit Vorsicht genossen werden.) 😉 Wer sich bis hierher durchgekämpft hat, wird jedenfalls mit einer großartigen Kulisse in einsamer Landschaft belohnt.
An diesem Punkt beginnt die Costa Verde. Knapp 50 km Richtung Norden zieht sich die Region mit ihren traumhaften, ruhigen Stränden. Zunächst weiter auf unserer Offroad-Piste und dann wieder auf befestigten Straßen folgen wir der Küste und sind immer wieder vom traumhaften Panorama begeistert.
Und dann hatte die Costa Verde noch eine ganz besondere Überraschung für uns parat: In einem See entdeckten wir Tiere, die wir hier in freier Natur beim besten Willen nicht erwartet hätten: Flamingos! Dutzende der zart rosafarbenen Vögel standen im Wasser und durchsiebten mit ihren Schnäbeln den Grund nach Fressbarem. Ein erhabener Anblick, den wir sehr genossen. Flamingos sind tatsächlich schon seit menschengedenken auf Sardinien heimisch und werden von den Einwohnern respektvoll das "Rote Volk" genannt.
Um auch das Innere Sardiniens nicht zu kurz kommen zu lassen, sind wir gegen Abend Richtung Áles, weiter nach Lácono und haben erst in Sórgono den Kurvenmarathon in den Bergen beendet. Dort haben wir ein Zimmer in einer Bed&Breakfast-Pension gefunden. Die Gastgeberin war wirklich supernett - fast wie eine echte italienische Mama! Wir durften unser Zimmer erst beziehen, nachdem wir ausgiebig mit ihr Kaffee getrunken haben und einen SmallTalk absolviert haben. Da sie nur italienisch spricht, hat sie sich der App "Google Translator" bedient, was ausgesprochen gut funktioniert hat. Sie drückte auf den Button "italiano", sprach ins Handy und die App übersetzte auf Deutsch und las den Text vor. Andersherum von Deutsch auf Italienisch natürlich genauso. Wir hatten richtig Spaß!
Abends ging es in eine Pizzeria um zu essen und um das Spiel Deutschland gegen Schweden mit dem Ultra-Last-Minute-Treffer von Kroos zu sehen.
Was für ein Tag!