Veröffentlicht: 21.07.2018
Uns fällt es tatsächlich ein wenig schwer,Galeria, diesen schönen, ruhigen Ort und damit auch das angenehmeHotel zu verlassen. Hier könnte man es auch ein paar Tage längeraushalten. Rund um Galeria lassen sich auf Wanderwegen historischeStätten und Naturschutzgebiete erkunden und es gibt auchMöglichkeiten für jede Menge Wassersportaktivitäten. O.K., wirsind dieses Mal zum Motorradfahren auf der Insel. Also, aufgeht‘s...
Wieder unterwegs
Der Weg führt uns zunächst zurück RichtungPorto auf der atemberaubenden Straße oben an der Steilküsteentlang. Bei Bussaglia biegen wir rechts ab und fahren runter zumMeer. Als wir 2011 auf Korsika waren, sind wir auch schon andiesem wunderschönen Strand (Plage de Caspiu) gewesen und deshalb war es uns besonderswichtig, hier nochmal herzukommen. Auch wenn es in demStrandrestaurant mittlerweile nicht mehr die leckere Riesen-Tomate mit Mozzarella-Einlage und auch nicht mehrdie großartigen frittierten Sardellen gibt, verbringen wir doch sehrgerne dort eine ausgiebige Pause.
Nachdem wir wieder auf demMotorrad sitzen, geht es noch das Stückchen bis Porto und dannweiter die D84 Richtung Corte ins Inselinnere. Die Straße schraubtsich wild gewunden die Spelunca-Schlucht empor. Rote Felsendominieren die beeindruckende Berglandschaft und immer wieder stoppenwir, um an einem der zahlreichen Aussichtspunkte das grandiosePanorama in uns aufzusaugen.
Andere Verkehrsteilnehmer zwingenuns ebenfalls immer wieder zu Stopps: "Schweine!“ Also, ich meinedamit tatsächlich die Borstenviecher. Bevor die Tiere auf denhiesigen Tellern landen, verbringen sie in den EichenwäldernKorsikas ein, wie wir finden, recht angenehmes Leben. Sie laufenhalbwild umher, fressen die leckeren Eicheln und liegen ansonstenausgiebig auf der faulen Haut. Und wenn ein Schwein der Meinung ist,die Mitte der Straße sei ein guter Platz für ein Nickerchen, dannheißt es für uns eben zu bremsen und die Tiere langsam undvorsichtig zu umkurven. Nicht, dass so ein armes Schweinchen nochgeweckt wird! ;-) Brehm‘s Tierleben auf Korsikas Straßen wirddurch Ziegen, Schafe, Rinder und Pferde komplettiert. Nur die von unserhofften Schildkröten haben wir leider bisher noch nicht in freierWildbahn gesehen.
Die D84 bleibt auch im weiteren Verlauf eineTraumstraße. Durch scheinbar endlose Wälder geht es hoch bis zumCol de Vergio, mit 1.478 Meter ist das der höchste Pass der Insel.Im Winter herrscht in den Bergen ringsum reger Wintersport-Betrieb.
Korsika ist die gebirgigste Insel im Mittelmeer. 50 Gipfel sind über2.000 Meter hoch und der Monte Cino ist mit beeindruckenden 2.709Meter der höchste Berg der Insel. „Treppe der Königin“, oder„Scala di Regina“ ist der Name der Granitschlucht, die wiranschließend durchqueren. Unten gurgelt der wilde Fluss und obentanzen wir mit Waltraud begeistert durch das Kurvenlabyrinth weiterRichtung Corte.
Korsika macht es uns übrigens viel schwererals Sardinien, zu akzeptablen Tarifen zu übernachten. Die Preisehier liegen etwa 20 bis 30 Euro pro Nacht höher, als auf derNachbarinsel. Die günstigen Hotels bieten entweder nur einfachstenStandard, oder liegen weit ab vom Schuss. Unser heutiges Hotelvereint gleich beides, ist aber mit 50 Euro für das Doppelzimmer(ohne Frühstück) auch das bisher günstigste für uns auf Korsika.Um in das abgelegene Bergnest Bustanico zu gelangen, waren wir 30Minuten von Corte aus auf Mini-Sträßchen unterwegs. Hätten wirnicht sicher gewusst, dass hier noch eine Unterkunft kommt - niemals wärenwir auf Verdacht hier langgefahren.
In einigen Internet-Bewertungenwurde übrigens ausdrücklich auf eine üble Gefahr hingewiesen, dieGäste hier erwartet. Soviel vorab: JA, wir waren auch betroffen undNEIN, die Warnungen haben uns nicht davon abgehalten, unvorsichtig zu sein!
Zunächst hat alles ganz primabegonnen. Das Zimmer - zwar sehr klein und mit Gemeinschafts-Toilette amGang, aber absolut ausreichend - war schnell bezogen und wir sind nach unten ins Restaurant.Trotz der Familienfeier von Einheimischen, die dort im vollen Gange war,fanden wir noch einen schönen Platz auf der Terrasse. Der Ausblickin die einsame, bewaldete Berglandschaft - wunderschön! DieUntermalung mit schwülstigen französischen Chansons aus derMusikanlage komplettierte das tolle Ambiente. Meine Frage nach einerSpeisekarte wurde knapp mit „Es gibt nur Menü“ beantwortet.O.K., dann ist die Essensfrage also auch ruckzuck geklärt. Als Vorspeise wurde mir hausgemachte Salami und Schinken mit Brot in Aussicht gestellt und dann irgendwas mit Hack(hab ich nicht so genau verstanden). Da als Desert „Fromage Corse“angekündigt wurde (das ist Ziegen- und/oder Schafskäse, den Steffigrundsätzlich nicht ausstehen kann), hat man mir für sie Obstversprochen. In meiner Euphorie habe ich uns dann auch gleich nocheinen ganzen Liter korsischen Rotwein bestellt. Steffi war, zu Recht,skeptisch, ob wir den den Abend über trinken können.
Von derSalami/Schinken-Vorspeise (hier sind uns quasi dieStraßen-Schweine indirekt wieder begegnet) waren wir beidebegeistert. Beides mit dem ganz besonderen typisch korsischen Geschmack undsehr lecker. Das Hauptgericht waren Hackbällchen mit Spaghetti undTomatensoße. Einfach, und auch sehr sehr gut! Mit meinem Käse warich ebenfalls sehr glücklich (es gab Feigenmarmelade und Brot dazu) und Steffi hat einen ganzen Korb voll Obst bekommen (roteÄpfel, grüne Äpfel und Bananen). Es hätte alles so schön werdenkönnen...
Dann kam der Moment, in dem ich den entscheidenden und fatalen Fehler begangen habe. Der Kellner fragte uns, ob wir noch einen Café möchten. Obwohl in einigenRezensionen dieses Hotels vor den massiven Auswirkungen einesgewissen Getränks gewarnt wurde (oder möglicherweise auch genaudeshalb), fragte ich stattdessen ganz allgemein nach einem Digestif.Dieser Wunsch zauberte ein, ich möchte schon fast sagen,diabolisches Grinsen auf das Gesicht des jungen Korsen. Kurz daraufhatten wir, wie befürchtet/erhofft, zwei „Liqueur de Myrte“ aufdem Tisch stehen. Verdammt, schmeckt dieses Gesöff großartig!!!Tiefrot, eisgekühlt und sirupartig im Glas weckt der hochprozentigeLikör aus den heimischen Früchten, der übrigens auch auf Sardinienerzeugt und getrunken wird, schon rein optisch größte Vorfreuden.Der fruchtige, nicht zu süße Geschmack ist einfach nur lecker undverdeckt auf wunderbar angenehme Weise die durchschlagende Wirkungdes Teufelszeugs. Und da der Digestif auch noch aufs Haus ging, warenwir endgültig von der Richtigkeit unseres Tuns überzeugt.Wahrscheinlich waren die anderen Gäste, die in Rezensionen vor dem Likörchen gewarnt hatten, einfach nur furchtbareWeicheier, die nix vertragen!?!
Wir waren noch immer mit unseremLiter Rotwein beschäftigt, als mit einmal zwei weitere GläserMyrte-Schnaps auf unserem Tisch gestellt wurden. Wir hatten dochnichts bestellt? Na scheinbar geht der auch aufs Haus... O.K., dannstoßen wir erst mal mit dem gastlichen Wirt auf die SchönheitKorsikas an und freuen uns, dass es uns heute so gut geht.
Einedritte Runde „Liqueur de Myrte“ und eine geleerte Karaffe Weinspäter, fühlte sich eine gewisse Person unserer Mini-Reisegruppe(ich darf nicht sagen wer, nur soviel: ich war es nicht) plötzlichgar nicht mehr so prima. Unter viel Gekicher und einigem Gestöhnewurde diese Person von mir unter den Blicken der noch immer zahlreichanwesenden Korsen aus dem Lokal und hoch aufs Zimmer buxiert, wo sienach sehr, sehr kurzer Zeit selig einschlief. Ich würde ja zugeben,dass auch ich mit den Auswirkungen der hiesigen Getränke zu kämpfenhatte, aber dass kann ich an dieser Stelle – und gerade als Mann -natürlich keinesfalls tun! ;-)