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15.11. Der Präsident und Halbzeit der Reise

Veröffentlicht: 16.11.2018

Wieder einmal kamen wir mitten in der Nacht gegen halb 5 an unserem Ziel an, konnten aber netterweise unser Gepäck schon über Nacht in unserem Hostel abstellen, um auf die Suche nach einem Blumenmarkt zu gehen, der um 6 Uhr schließen sollte. Wirklich gefunden haben wir diesen allerdings nicht, jedoch sind wir danach weiter zu einem der vielen Seen der Stadt gegangen und konnten dort ein anderes „Spektakel“ bewundern. Denn der gesamte See war von Bewohnern der Stadt umkreist, die sich alle auf irgendeine Weise sportlich betätigten. Es gab Jogger, Leute, die alle möglichen Gegenstände für Klimmzüge und ähnliches nutzten und Gruppen, die tanzten und sich mit vielen verschiedenen Accessoires zur Musik bewegten. Auf einer Bank zu sitzen und um 6 Uhr morgens diesem besonderem Treiben zuzuschauen, war schon eine lustige Erfahrung und entschädigte für den nicht zu findenden Blumenmarkt. 


Tanzen zum Morgen

Darauf zogen wir ein wenig weiter durch Hanoi, schauten uns auch einmal eine vietnamesische katholische Kirche von innen an und kamen so zum Ho Chi Minh Museum.

Wieder eine Kirche „Notre Dame“

Am Museum angekommen mussten wir alle unsere Sachen abgeben und wurden in eine endlose Schlange von Touristen eingereiht, die jedoch stetig vorwärts strömte. Ein wenig wunderten wir uns schon: was war an einem Museum über einen Mann so spannend, dass die Schlange davor der vor Versailles Konkurenz machen könnte? Da es natürlich viel schneller ging als bei Versailles, kamen wir zügig voran und die gesamte Menschenschlange wurde in das Mausoleum geschleust, welches wir bereits bei unserem letzten Besuch in Hanoi von außen gesehen hatten. Überall darum herum und drinnen standen weiß uniformierte Wachen und ermahnten dauernd dazu ruhig zu sein, keine Fotos zu machen und ja nicht einen Schritt aus der Reihe zu machen. 

Das Mausoleum von außen

Im Mausoleum erwartete uns dann tatsächlich der einbalsamierte tote Körper des hier hoch verehrten Präsidenten Ho Chi Minh, was den gesamten Trubel dann auch irgendwie erklärte. Denn dieser Mann wird als der „Vater“ aller Vietnamesen angesehen und nimmt noch immer einen festen Bestandteil in deren Leben ein.
Nach dem Mausoleum erhielten wir die Möglichkeit ein wenig über das Gelände zu gehen, auf dem Ho Chi Minh seine Regierungszeit in Hanoi verbrachte und dort lebte. Es war alles sehr schön angelegt nur war es wahrscheinlich der von Touristen am meisten überlaufene Ort, den wir auf unserer Reise besucht haben, weshalb wir recht zügig durch gingen, um wieder unsere Ruhe zu haben.

Der President-Palace
Weitere kleinere Häuser an einem See
Arbeitsplatz Ho Chi Minhs

Die letzte Station auf dem Gelände war dann noch ein wenig für unsere Bildung - ein Museum über den ehemaligen Präsidenten. Empfangen wurde man von einer großen Statue des Mannes bevor es in den eigentlichen Ausstellungsraum ging. Dieser war dann, neben der klassischen Museumsausstattung, gefüllt mit metaphorischen Dekorationen zum Leben Ho Chi Minhs wie zum Beispiel riesigen Wellen um ein Schiff, dass den Anfang seiner Reise nach Frankreich über das Meer symbolisierte. Als er später zurückkam, gründete er die Kommunistische Partei Vietnams, die bis heute unter anderem Namen Bestand hat. Außerdem schloss sich „Uncle Ho“, wie er heute oft von Kindern genannt wird, einer revolutionären Bewegung gegen die Unterjochung der französischen Kolonialherrschaft an, in der er durch sein Charisma und seine Führungsqualitäten bis zum Anführerposten aufstieg. Zusammen mit seinen Truppen befreite Ho Chi Minh 1945 das Land vorübergehend. Dieser Zustand dauerte jedoch nur bis 1946 an und Frankreich besetzte abermals Vietnam, was in den neunjährigen Indochinakrieg mündete. Damit nicht genug, denn an diesen Krieg schloss sich umgehend der Vietnamkrieg an. Ho Chi Minh agierte von Nordvietnam gegen die Franzosen und später gegen die Amerikaner teils offen, teils im Untergrund. Tragischerweise erlebte er jedoch nicht das Ende des furchtbaren Krieges, der sein Land verwüstete und ebenfalls nicht die Erfüllung seines Traumes von der Wiedervereinigung Vietnams, denn er starb 1969 an Herzversagen im Alter von 79 Jahren hier in der heutigen Hauptstadt des vereinigten Vietnams, Hanoi.

Arbeitender Uncle Ho als Wachsfigur

Es ist offensichtlich, dass Vietnam Präsident Ho Chi Minh unglaublich viel zu verdanken hat, denn ohne sein politisches Geschick und seine Rolle als Anführer, wäre es heute in diesem Land sicher viel anders gewesen. Aus diesem Grund wird dieser Mann auch heute noch hoch verehrt und viele der Vietnamesen hängen immer noch den Titel „President“ vor seinen Namen, wenn sie diesen benutzen, um ihm Respekt zu zollen.


Im Inneren des Museums

Ich hoffe, der geschichtliche Teil war ein wenig interessant und nicht zu fad, aber ich fand es spannend, etwas über den hier so wichtigen Mann zu erfahren und habe versucht es auf die wesentlichen Bestandteile herunter zu brechen.

Nach dem Museum ging ich kurz zum Hostel zurück, da meinem Kopf die Klimawechsel der letzten Tage nicht sonderlich gut taten und legte mich etwas hin, wonach es mir wieder gut ging.  Deshalb konnten wir uns in Richtung eines Kinos aufmachten, denn wir hatten uns fest vorgenommen heute in den neu erschienenen Film „Fantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind 2“ zu gehen. Wir kauften uns Karten für die Abendvorstellung und da wir keine Lust hatten wieder 40 Minuten zurück zum Hostel zu laufen, um nachher wieder 40 Minuten zum Kino zurück zu gehen, blieben wir den Nachmittag in einem nahen Café. Ein vietnamesischer Kinobesuch unterscheidet sich nicht groß von einem deutschen, wenn man mal vom Preis (3,80 Euro) absieht. Außerdem gibt es hier Popcorn in Käse- und Caramelgeschmack, wobei wir uns an den Käse nicht heran trauten, wir jedoch viel Spaß mit dem Film hatten.

Plakat des Films

Heute, in der Mitte vom November, ist Halbzeit für unsere Reise. Wir haben gemerkt, dass wir sehr gut mit unserer, ungefähr geplanten, Route durchkommen und nach Weihnachten in ein anderes Land reisen müssten, wenn wir länger bleiben würden. Folglich nutze ich dies und nehme am 24. Dezember das Flugzeug zurück nach Deutschland, um mit meiner Familie Weihnachten und später mit meinen Freunden Silvester zu feiern. Darauf freue ich mich schon sehr, da man auf Dauer schon viele wichtige Personen, seine Gitarre und seinen Kater in seinem Leben fernab der Heimat vermisst und sich auf ein Wiedersehen freut.
Dies soll aber natürlich nicht heißen, dass ich mich hier nicht wohl fühle! Ich verbringe hier die Zeit meines Lebens, werde mich später so gerne an diese Zeit zurück erinnern und sicher noch einmal die Semesterferien nutzen, um wieder als Backpacker los zu ziehen. Denn es macht einfach Spaß und es gibt noch so viel zu sehen auf der Welt...

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