Und erst einmal loskommen...

Die Vorbereitungen, um in den Urlaub zu fahren, reichen mir meist schon aus. Jetzt hieß es aber unsere komplette Wohnung leer zu räumen, alle unsere Habseligkeiten in einen Raum zu stapeln, dabei die notwendigen Dinge für die letzten Wochen draußen zu lassen und natürlich die Sachen, die wir mitnehmen wollten. Die letzten  Dinge für unsere 6-monatige Reise wollten auch noch gekauft werden und ich weiß nicht wie wir das alles ohne die Hilfe unserer Nachbarn geschafft hätten. Denn die letzten Tage vor unserer Abreise waren unsere zwei Kinder fast ausschließlich bei ihnen, oder natürlich in Kita und Schule. Dafür werde ich unseren Nachbarn für immer dankbar sein! Es wäre sicher auch so gegangen, nur wäre unser aller Stresslevel dadurch sicherlich das ein oder andere Mal öfter durch die Decke geschossen. 

Am Nachmittag vor unserem Flug fingen wir dann an die Sachen, die wir in den letzten Tagen zusammen gesammelt hatten, tatsächlich in unsere Rucksäcke zu packen. Unsere schlechte Planung fiel uns schon hier auf die Füße, denn die Kinderrucksäcke, die wir als Handgepäck mitnehmen wollten, waren viel zu klein für die Sachen, die da hinein sollten. Nun, wir brauchten eine Lösung und da Zuhause lassen keine wirkliche Option war, es handelte sich ja um eine Unmenge an Schulbüchern und höchst wichtigen Elektrosachen, ging Márton drei neue Rucksäcke kaufen und ich packte währenddessen weiter. Wir wollten unser Gepäck nämlich gerne noch am selben Tag zum Flughafen bringen, da unser Flug sehr früh am Morgen ging und wir somit sowieso schon sehr früh aufstehen mussten. Dies setzte uns aber natürlich zusätzlich unter Druck. Am Ende war, wie immer bei uns, Stress pur angesagt.. leider.. und als unsere Nachbarn aus dem Haus vor unserer Tür standen, um sich, oder besser gesagt uns, zu verabschieden, hatten wir keinen Kopf, keine Zeit, keinen Gedanken frei, um kurz zur Ruhe zu kommen, den Moment richtig zu erleben und uns so zu verabschieden, wie zumindest ich es mir gewünscht hätte. Für unsere Nachbarn müssen wir wie ein Haufen Hühner gewirkt haben, die irgendwo den Fuchs vermuteten, auch wenn wir nur zu zweit waren, denn Márton war gerade mit den Rucksäcken zurückgekommen. Da standen also unsere Nachbarn aus dem Haus, unsere anderen Nachbarn brachten gerade auch noch unsere Kinder zurück und wir mittendrin. Schnell war allen klar, dass wir gerade nur noch funktionierten und versuchten, dass diese Reise nicht bereits am Losreisen scheiterte. Somit waren wir schnell wieder mit unserem Chaos allein und Márton dann schneller als gedacht mit unserem Gepäck zum Flughafen unterwegs. Mir fiel ein Stein vom Herzen, als ich die Nachricht von Márton bekam, dass er es tatsächlich geschafft hatte unsere Rucksäcke aufzugeben. Jetzt wurde auf einmal die ferne Reise immer mehr zur Realität.

Wir brachten die Kinder das letzte Mal in ihren Betten schlafen und räumten den Rest der Wohnung auf, bis wir irgendwann nachts Zeit fanden ein Hotelzimmer für die erste Nacht unserer Reise zu buchen. Cartagena, Kolumbien. Es fühlte sich so weit weg an, unsere Wohnung, die seit es sie gibt noch niemals so leer und ordentlich gewesen war.. ich vermisste sie schon jetzt.

So viele Dinge, die wir in den letzten Monaten geplant, organisiert und gemacht hatten, alle mit dem Ziel nun loszukommen. Der riesige Berg an ToDo's war geschmolzen und lag hinter uns wie der Ozean, der ab morgen zwischen unserem Zuhause und uns liegen würde.

Jetzt gab es für uns nur noch eine Sache zu tun, versuchen zu schlafen. Drei Stunden später weckten wir unsere Kinder, beseitigten wie Diebe unsere letzten Spuren in der Wohnung, die für ein halbes Jahr jemand anderen dienen würde, schulterten das Gepäck, verließen lautlos unsere Wohnung und fuhren mit dem Taxi durch die Nacht, unserem Abenteuer entgegen.