Veröffentlicht: 28.12.2023
Ein kleiner Spoiler vorab: ich sitze wieder am Flughafen – gerade in Bangkok – und warte auf den Weiterflug nach Frankfurt. Mit dem letzten Beitrag hatte ich ja schon anklingen lassen, dass Bali vielleicht nichts mehr für schwache Reisegemüter ist, auf der Suche nach Erholung und einem kleinen Stück Paradies.
Den ersten Weihnachtsfeiertag habe ich in meinem kleinen Resort am Pool verbracht. Und habe versucht, alle Kräfte für den zweiten Weihnachtsfeiertag aufzusparen, für den ich mir die Must-do-Sonnenaufgangs-Trekkingtour auf den Vulkan Mount Batur gebucht hatte.
Abholung war bereits um 01.00 Uhr nachts, doch bevor es wirklich Richtung Norden ging, haben mein Fahrer und ich noch eine kleine Sightseeing-Runde durch Kuta gedreht, um noch jemand abzuholen. Das war dann tatsächlich etwas Flashback, da wir uns durch die Partystraße geschlagen haben, am „Bounty“ vorbei und auch am Bali Bomb Memorial, der Gedenkstätte zum Anschlag auf den Sari Club 2002. Wir haben dann eine, in meinen Augen junge Vietnamesin eingesammelt, im schwarzen Minikleid, schicken Ohrringen, Handtasche und zwei großen Reisekoffern. Zu diesem Zeitpunkt wurde ich mir zum ersten Mal unsicher, ob wir nun wirklich zum Startpunkt des Trekkings auf den Vulkan fahren. Das ist ja auch immer das Ding in fremden Ländern: da steigt man komplett sorglos, mitten in der Nacht, in ein Auto zu einem fremden Balinesen und hofft, dass einfach alles gutgeht, er einen dorthin bringt, wo man hin soll/will und er zudem auch kein Axtmörder ist. Aber toi toi toi, bisher ist doch alles immer noch gutgegangen.
Und auch diese Fahrt war zwar abenteuerlich, doch wir sind am „Basecamp“ angekommen und wurden in kleine Gruppen zu Guides eingeteilt. Die junge Vietnamesin hat sich dann als Deutsche aus Trier herausgestellt und wollte tatsächlich in diesem Outfit und mit Shoppingbag auf den Vulkan. Erlebt man doch immer wieder neue kuriose Situationen… Wir sind dann zu fünft, inklusive unserer 23-jährigen Guide, losmarschiert, und das in einem Tempo, bei dem ich bereits zu Beginn wusste, so komme ich nie und nimmer lebend dort oben an. Madame aus Trier hat nach kurzer Zeit bereits die Segel gestrichen und sich von einem Offroad-Bike hochfahren lassen. Was für mich natürlich nicht infrage kam. 😉 Dann hatte meine junge Balinesin Komang ein Einsehen mit mir, hat das Pärchen Nicole und Sam aus Californien mit einem anderen Guide hochgeschickt und sich dann meinem Tempo angepasst. Die Unterhaltung war dann auch wirklich interessant – und wieder einmal sehr erdend. 23 Jahre, verheiratet mit 20, erste Tochter mit 21, Mann ist Farmer und baut Frühlingszwiebeln an. Sie fährt jeden morgen um 02.30 Uhr 1 Stunde mit dem Roller zum Trekking-Startpunkt, um für jeden Tag, den sie mit Touristen auf- und absteigt, rund 8,80 € zu bekommen. Dass sie nichts bekommt, wenn sie krank ist oder auch kein Wochenende bzw. Urlaub hat, brauche ich nicht extra zu erwähnen. Dennoch verdient sie damit mehr als der Durchschnitt in Bali, der bei rund 200 € im Monat liegt, und freut sich, dass sie bei den Touren immer wieder neue Leute kennenlernt. Aus Ländern, die sie in ihrem Leben sehr wahrscheinlich nie sehen wird.
Am Gipfel angekommen, war das wirklich ein magischer Moment. Vulkane um uns herum, der Kratersee Danau Batur zu unseren Füßen, Nebel, der in den Gipfeln hängt, Affen, die sich um die vom Frühstück übrig gebliebenen Bananen streiten. Dafür haben sich alle Strapazen gelohnt! Beim Abstieg haben sich dann zu unserer kleinen Gruppe aus Komang, Nicole und Sam dann noch ungefähr 24.598 Fliegen gesellt, die in den Frühlingszwiebelfeldern optimale Lebensbedingungen finden…
Für die rund 50 km Heimfahrt haben wir dann auch nur 2,5 Stunden gebraucht, weswegen ich den Rest des Tages mit am Pool Dösen verbracht habe. Vielleicht habe ich mir dort einen kleinen Sonnenstich geholt. Vielleicht war auch der Wassermelonenshake nicht gut. Vielleicht aber auch das Mie Goreng. In jedem Fall war die kommende Nacht keine schöne. Und an eine Weiterreise mit Taxi, Speedboot und Pferdekutsche in mein Hotel auf Gili Trawangan war nicht zu denken. Also das Hotel verlängert und den kompletten Tag im Bett verbracht.
Und mit jeder Minute der Einsicht nähergekommen, dass Asien allein zu bereisen einfach sehr, sehr anstrengend und kräftezehrend ist. Und dass ich vielleicht auch nicht der Typ für 8 Wochen Reisen am Stück bin, sondern lieber 3 mal 3 Wochen Urlaub im Jahr mache. Dass für mich Reisen nicht an Qualität gewinnt, je länger ich es betreibe.
Möglicherweise hat mir der gesundheitliche Zwischenfall und Bali im Allgemeinen auch final den Stecker gezogen. Ich kann es nicht beschreiben, doch habe ich so viel gesehen, bei dem ich einfach permanent den Kopf schütteln musste. Was mir einfach zu nahe gegangen ist und mir dir Kraft geraubt hat. Mein Entdeckerdrang war abhandengekommen, die Lust auf die nächste Challenge. Es hat sich nach Aufwand angefühlt – puh, jetzt Taxi organisieren, auf das Boot etc. Und das kenne ich nicht von mir! Möglicherweise wäre ich noch weitergereist, wenn alles easy super gewesen wäre. Wer weiß? Doch fühle ich mich fern von einem Versagen, nach 2,5 Wochen zurückzukommen. Mich zwingt niemand und ich muss auch niemandem etwas beweisen – auch nicht mir selbst. Es waren tolle 2,5 Wochen, mit vielen besonderen Erlebnissen und Eindrücken, die ich nicht vergessen werde.
Und jetzt freue ich mich auf meinen Rückflug nach Frankfurt, wo mich meine Eltern morgen früh am Flughafen abholen werden. 😊 Und auf viele weitere liebe Menschen, die ich dann früher als geplant wiedersehen kann. Es wird ein anderer Jahreswechsel als ursprünglich gedacht. Aber, hey: life is what happens when you are busy making other plans.
Sabrina