thaikath
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Alle sein auf Chautauqua

Veröffentlicht: 31.10.2017

Heute war mein letzter Tag in Boulder...und Boulder war wohl traurig darüber, dass ich wieder nach Denver zurückgehen wollte. Denn als ich gestern morgen nach draußen ging, waren es über 20 Grad Celsius. Heute morgen hingegen -2 Grad Celsius. Ich habe nie an einem Ort verrücktere Wetterwechsel erlebt als hier in Colorado! Scheinbar liegt das daran, dass Colorado genau zwischen 2 Klimazonen liegt. Auch wenn es für die Menschen hier unmöglich ist, sich dem Wetter angemessen zu kleiden, da es ständig wechselt, hat es auch etwas Gutes: Der kaltnasse Winter kommt immer nur ganz kurz vorbei ;)

Beginn der Wanderroute


Aber ich bin ja nicht aus Zucker und wollte schließlich meinen letzten Tag in der Wanderstadt Boulder nutzen. Also habe ich den Wintermantel übergeschmissen und bin losgewandert, hin zum Chautauquawandergebiet!
Eisige Klettereinheit


Kaaaaalt trotz Winterdresses


Meine erste Wanderung hier so ganz alleine. ..und das ist für mich wirklich gar nicht so einfach. Denn wer mich kennt, weiß, dass ich weder einen Orientierungssinn besitze, noch Karten lesen kann. Gute Voraussetzungen also ;) Aber wie ihr lesen könnt, ich habe es geschafft. Und bin ganz schön stolz auf mich darüber! Wandern ist generell etwas Tolles und für mich unheimlich Befreiendes. Das Ganze alleine zu machen, ist aber nochmal wesentlich intensiver, als mit anderen Menschen unterwegs zu sein. Klar, das Vorhaben braucht mehr Mut: Man ist alleine, wenn man verloren geht, muss man ganz alleine schauen, wie man zurückkommen könnte. Auch mit den Gedanken ist man bei sich ganz alleine. Man lenkt sich nicht durch Gespräche und Probleme der anderen von sich selbst ab. Nein, man ist ganz bei sich und der Natur den ganzen Weg über. Darüber nimmt man die Natur intensiver wahr, gleichzeitig aber auch seine eigenen Problemen und Baustellen. Und jaaa, das kann richtig schön wehtun, wenn da ganz tief vergrabene, schmerzende Emotionen hochkommen. Aber ich bin mir sicher, das Ganze Elend einmal zu fühlen, ist der beste Weg, sich von all dem endgültig zu befreien. Und was kann einen dabei besser auffangen als die schöne Natur? 

Wunderschöner Blick der Wanderung
Gefrorene Äste


Ich bin nach wie vor begeistert von der Schönheit Boulders. Während meiner Wanderung habe ich Studenten getroffen, die einfach mal kurz in den Vorlesungspausen eine Wanderung unternommen haben. Oder Arbeitnehmer, die ihre Mittagspause in den Bergen verbracht haben. Ist das ein Traum auf Dauer, einfach mal kurz in die Berge zum Entspannen. 

Tannenbaumpassage


Wirklich alleine ist man hier beim Wandern übrigens nie, selbst wenn man alleine startet. Man lernt unterwegs zahlreiche Menschen kennen, von denen viele Anhalten und zu einem fröhlichen Plausch bereit sind :). Selbst in Bussen oder Bahnen hier in den USA bleibt man nicht lange alleine: Die Amerikaner kommen mit einem ins Gespräch und so vertreibt man sich die Fahrzeit genüsslich zusammen und lernt somit Land und Leute besser kennen. 

Berge im Nebel


Vor meiner Fahrt heute von Boulder nach Colorado wurde ich jedoch etwas wehmütig: Wiedermal musste ich wunderbare Menschen verlassen. Meine beiden Couchsurfinghosts waren einfach super nett, offen, hilfsbereit und interessiert. Es war toll, mit ihnen die Abende zu verbringen, gemeinsam zu kochen und Geschichten auszutauschen. Für mich bleibt nach wie vor fraglich, wie Menschen oft so selbstlos hilfsbereit sein können. Diese beiden sind ein tolles Beispiel dafür und werden mir in positiver Erinnerung bleiben.

In Denver habe ich das erste Mal seit 2 Wochen ein eigenes Schlafzimmer mit richtiger Privatsphäre. Einerseits ist es toll, einfach tun, was man selbst möchte, keine Rücksicht nehmen, die Türen vor allem verschließen können. Das habe ich seit meiner ersten Nacht im Hostel unheimlich herbeigesehnt... Andererseits ist es tatsächlich auch etwas komisch: Plötzlich ganz alleine mit sich sein. Auch hier läuft man Gefahr, die Einsamkeit zu spüren und Emotionen hochkommen zu lassen. Auch wenn es mir ein wenig Angst macht, ich bin sehr gespannt, was da so kommen mag.

Zimmer (fast) nur für mich alleine!


Apropos Angst: Heute wurde mir bewusst, dass ich wohl die USA in puncto Sicherheit ein wenig überschätzt habe: Ich dachte, man könne hier entspannt zu jeder Tages- und Nachtzeit über die Straßen spazieren. Als ich jedoch heute Abend im Dunklen über die Straßen Denvers spaziert bin, wurde mir etwas mulmig zu Mute. Ich wurde von einigen merkwürdigen Menschen angesprochen, sogar ein Auto hielt neben mir an, aus dem ein Typ ausstieg, der was auch immer von wir wollte. Ich werde mich wohl damit abfinden müssen, abends ein wenig mehr aufzupassen und mein geliebtes Herumlaufen durch öffentliche Verkehrsmittel zu ersetzen. Oder schön brav mit einsetzender Dunkelheit in meinem Zimmer zu sein, dann komme ich schon nicht auf dumme Gedanken ;) 

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