kardit-unterwegs
kardit-unterwegs
vakantio.de/kardit-unterwegs

Tag 22 AUDIERNE 26.08.2022

Veröffentlicht: 28.08.2022

Also, nun wird es interessant! Die erste Nacht in unserem Luxus-Zweier-Zelt (mit Nachtischlampe aus Glas und doppelter Steckdose für unsere Ladegeräte) hatte es in sich. Eher umgekehrt, aus sich!? Die Temperaturen wurden in der Nacht lausig und ich, der sonst immer der Bettofen bin, kam in Karins edlem, blauen, dünnen Seidenschlafsack nicht auf Schlafenswärme! Im Laufe der Nacht zog ich mir ein zweites T-Shirt, dann eine lange Jeans und zum Schluss eine Fleecestrickjacke an. Den Höhepunkt stellte eine blaue Decke da, die ich nachts im Dunkeln aus dem Auto holte! Wow! Aber auch Karin hatte im Schlafsack viel gefroren und wir wollten uns in der nächsten Nacht besser einstellen!

Dafür lagen wir dann lange im Bett und genossen die morgendliche Sonne, die unsere Behausung langsam aufheizte. Frühstücken zu Hause war ja nicht, also ab in die Stadt und zuvor alles mitnehmen, was wir so zum Wandern brauchen. Das ist manchmal eine ganz schön nervige Wurschtelei, so mit Koffer raus und rein und Rucksackwechsel und Outdoorklamotten hier, Wanderschuhe da. Struktur braucht man da und in unserem Alter muss man die sich auch noch merken können!? Richtig zufrieden lächelten wir erst, als wir in einem Straßencafe in der ersten Reihe an der Straße saßen, zwischen lauter Franzosen und Leute beobachtend unser Frühstück (Smoothie, grüner Tee, Croissant, belegtes Baquette, Kaffee) genossen. Entspannend! So wie die anderen Gäste in den Bistros und Bars auch schon ihren Wein oder ein Bier vor sich stehen hatten. Es geht auch nur mit einem Wasser zum Treffen und Quatschen oder Zeitunglesen. C'est la vie!

Für uns war aber,......HALT! Es geht um die Pluspunkte: Nach dem Frühstück schlenderten wir noch ein wenig die Hauptstraße am Hafen hinunter, in diesem Teil des Hafens waren wir bisher nicht gewesen. Und plötzlich entdeckte ich ein Restaurant, das mit Fruits des Meres warb. Auf der Speisekarte, die wir uns dieses Mal vorher genau anschauten, standen sehr viele verschiedene Fischgerichte und es wurde auch ein Menü am Abend angeboten. Viele Lokale haben so ein Menüangebot, das sich aber nur auf die Mittagszeit bezieht und mit einem attraktiven Preis schon mittags Kundschaft lockt. Also, wir waren beide überzeugt und reservierten für den Abend (19:30 Uhr, eher geht es kaum!). ...nun die erste Wanderung auf dieser bretonischen Halbzunge angesagt. Wir sind hier im Gebiet des "Cap Sizun" und wollten dort zu den beiden berühmtesten Eckpunkten. Im Süden ist das der Pointe du Raz und im Norden der Pointe de Van. Diese beiden Ecken liegen ca. 5 km auseinander und sollen in 4 Std. hin und zurück erwanderbar sein!? Aber wir haben Urlaub und es war schon richtig Mittag und die Sonne briet und überhaupt! Wir wanderten nur Richtung Süden, von einem Parkplatz aus, der genau zwischen diesen beiden Pointes liegt. Kluge Entscheidung, denn der Wanderweg (wieder der GR 34, den wir auch auf der vorherigen Landzunge hatten und der sich um die gesamte bretonische Atlantikküste schlängelt) war nicht ohne Anforderungen. Er führt ständig auf und ab, durch die kleinen Einschnitte an der Küste. Die ist hier sehr rau und lädt in diesem Teil nicht zum Baden ein. Es waren wieder viele Wanderer unterwegs, die alle derselben Route folgten, ein anderer Weg ist hier auch nicht möglich. Der gesamte Küstenbereich ist hier Schutzgebiet und die Vegitation entspricht üngefähr der Lüneburger Heide. Ständige Wegmarkierungen in Form eines flach gespannten Drahtes und kleinen Hinweisschildern machen die Wege eindeutig. Aber oft genug sieht man auch kleine Trampelpfade außer des Weges, die direkt an die Steilufer oder steil hinunter in die kleinen Buchten führen. Wir erreichten unser Ziel ohne Probleme. Teile dieser Spitze sind natürlich wieder in der Hand des Militärs und auch die vorgelagerte Miniinsel Gorle Greiz wird dazugehören! Kontrolle über den Atlantik, das war schon einmal sehr, sehr wichtig. Jedenfalls ruhten wir uns mit Blick auf diese faszinierende Natur aus, es fehlten nur noch die riesigen Wellen, die sich dann gischtumnebelt an den Felsen brechen! Dafür entdeckte Karin eine französische Kleinfamilie mit drei Kindern im Abstand von einem Jahr. Das Älteste war wohl 5 Jahre und die liefen alle denselben Weg wie wir. Nicht vom Vater getragen, nur teilweise an der Hand der Mutter und relativ nahe an der Uferlante amüsierten sich prächtig. Dann gab es für jeden eine kleine Tüte Chips und dazu Stücke von der grünen Gurke. Diese tolle Idee aus Salzhaushalt und gesunder Erfrischung wurde gleich von Karin in unseren Marschproviantplan übernommen. Ihr braucht nur den nächsten Tag lesen! Den Rückweg wählten wir mehr durch das Landesinnere, damit die Abwechselung nicht zu kurz kommt. Da wir am Parkplatz direkt einen Strand hatten, kam es zu unserem ersten Bad im Atlantik. Einfach herrlich, so am Strand die durchgeschwitzten Sachen fallen zu lassen  und sich danach ins Wasser zu stürzen. Die Wellen waren nicht ohne, schließlich gab es sehr viele Surfer und wir kämpften mit dem blaugrünen Element. Bei ca 18° und knackiger Sonne, phantastisch!

Zu Hause war es dann schon merklich kühler und bevor wir ins Lokal gingen, bereiteten wir uns für die Nacht vor. Karin holte noch eine Leging raus und bekam noch eine Decke. Ich erweiterte mein Schlafzeug um ein Paar warme Socken. Dann, ab zum großen Fischessen. Wir hatten Glück, denn unsere Reservierung war vom Innenbereich auf die verglaste Terrasse verlegt worden. Mehr Leute gucken und Atmosphäre schnuppern! Also Rochen (frz. raie) hatten sie nicht auf der Karte und so entschied sich Karin für die Plat Fruits de Mer und ich stellte mir ein Menü aus Fischsuppe, Fisch mit Reis und Gemüse und zwei Kugeln Eis zusammen. Karin nahm als Öffner ein Gingetränk und ich einen alkoholfreien Virgin Mojito. Natürlich bekamen wir auch wieder eine Karaffe Wasser (frz. eau de robinet) aus dem Wasserhahn, hier überall üblich und kostenlos. Das Fischessen war dabei wieder eine Überraschung: Karin bekam frisches aus dem Meer in Form von Muscheln, Schnecken, hellen Muscheln und großen Scampis und kleinen Langusten (?) und 3 Austern. Die waren zwar schon geöffnet, aber sie hatte extra darauf geachtet, dass keine dabei sein sollten. Und nach unseren Erfahrungen in Südafrika haben europäische Austern eh keine Geschmackschancen mehr. Mein Essen entsprach auch nicht so ganz meinen Erwartungen! Die Fischsuppe war sehr lecker und konnte durch geriebenen Käse und Crouchons noch aufgewertet werden, aber das Stück Fisch war gekocht und schwamm in einer hellen Soße, die ich nicht zuordnen konnte. Das Eis für mich am Ende und für Karin ein Mousse au Chocolate rundeten alles ab. Endlich einmal ein französisches Fischessen, aber das blieb es nicht. Das Restaurant war komplett ausgebucht und viele Gäste suchten vergeblich nach einem Platz. Dabei bekam ich mit, dass weiter die Straße herunter noch mehr Lokale seien. Wir machten also einen Verdauungsspaziergang und beim Restaurant Albatross wurde uns eine noch größere Fischkarte angeboten, diesmal sogar mit Rochen. Klar, dass wir hier reservieren mussten, morgen 19:00 Uhr!?

Antworten

Frankreich
Reiseberichte Frankreich