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SAN PEDRO DE ATACAMA 21.01.2023

Veröffentlicht: 28.01.2023

Heute war der Tag des Abschieds. Wir hatten gestern extra einen Bus zur Mittagszeit ausgesucht, damit wir noch ein gemeinsames entspanntes Frühstück essen konnten. Franziskas Flug ging erst am Abend und sie hatte sich für ca. 20.000 Pesos einen late-check-out nachgebucht. Wir selbst hatten Zeit bis 12 Uhr. Das Frühstück im Hotel kostete ca. 7,5 € und war in Buffetform ziemlich umfangreich und in aller Ruhe, denn unser Gepäck hatten wir zuvor zu Franzi gebracht. Dann brachte sie uns noch die fünf Minuten Fußweg zum Busbahnhof. Der war ziemlich klein und lag direkt in einer belebten Einkaufsstraße mit kleinen Geschäften und Straßenverkäufern. Aber er war schon gut besucht und wir bekamen noch geradeso einen Sitzplatz im Wartebereich. Andere Reisende warnten uns gleich vor Dieben und ermahnten zur erhöhten Achtsamkeit. Und wieder fiel uns auf, mit welchen Massen an Koffern, Taschen und Kisten manche Passagiere auf den Bus warteten. Der kam pünktlich an, aber nicht auf dem Parkplatz für Busse, sondern auf der Straße!  Leute stiegen aus und wurden abgeholt, bekamen ihr Gepäck vom Fahrpersonal und wir waren dran. Einladen mit Hilfe des zweiten Mannes, diesmal ohne Kontrollzettel, Tickets beim Fahrer vor der Tür vorzeigen und einsteigen. Wieder in der ersten Reihe auf der rechten Seite mit Blick nach vorn. Wie sich aber herausstellte gab es auch in diesem Bus eine kleine Tür zum Cockpit und alles was nach vorne durchsichtig war, wurde nach der Abfahrt mit einem Vorhang dicht gemacht. Na ja, wir konnten ja auch zur Seite rausschauen. Dafür hatte auch dieser Bus, übrigens von "Frontera del Norte", wieder die Unterschenkelbretter und wir in der ersten Reihe viel Platz. Ein letztes Winken zur Tochter und wir fuhren pünktlich ab. Von nun an sollten wir allein sein und uns durchschlagen. Wir haben uns richtig dolle darüber gefreut, dass sich Franzi extra für uns eine Woche Urlaub genommen und uns diesen ersten Abschnitt perfekt organisiert hatte. Zumal sie selbst lieber mit uns die nördliche Rundreise über Arica und die nordwestlichen Nationalparks gemacht hätte. Alle Freunde und Bekannte, die sie schon in Chile besucht haben, fahren ins absolut touristische Zentrum San Pedro, aber nach ihrer Meinung ist der Ausgangspunkt Arica viel besser. Da soll die Landschaft abwechselungsreicher und alle Möglichkeiten mit viel weniger Menschen verbunden sein. Aber wir hatten unsere Wünsche vorgegeben und so saßen wir nun ohne sie im Bus.

Aber eine Verbindung zu ihr hatten wir immer noch: Ein älteres LG Handy, dass in ihrem Telefonanbietervertrag mitläuft, ohne von ihr genutzt zu werden, hatte sie uns mitgegeben. Da war dann das Nötigste drauf und wir könnten sie jederzeit erreichen. Mit Karins Handy oder mit meinem Prepaid Telefon würden wir wohl sehr, sehr teuere Roaminggebühren zahlen. Eine zweite SIM-Karte, die wir hier hätten kaufen können (so wie in Australien), kam nicht in Frage, denn Karin hat nur Platz für eine und wir wissen nicht, was dann mit den nicht auf der SIM gespeicherten Daten passiert. So habe ich jedenfalls das Problem verstanden?! 

Also, wir waren beim Gucken aus dem Busfenster. Auf der Straße von Calama nach San Pedro gibt es nicht viel zu sehen, eigentlich gar nichts. Links und rechts der Straße meist sehr flache Ebenen, die gelegentlich durch kleinere Erhebungen unterbrochen werden und in sehr weiter Ferne in die Cordillera de los Andes übergehen. So ist halt Wüste! Und die Atacama-Wüste, von der wir nur ein kurzes Stück (ca. 1,5 Stunden) durchfuhren, soll auch noch die trockenste aller Wüsten sein. Alles ist zur Mittagszeit in einem beige-rötlichen Ton und mit staubigen Sand überzogen. Trotz dieser unwirtlichen Umstände sieht man/frau neben der asphaltierten Haupstraße, immer wieder unbeschilderte abzweigende Sandpisten, die ins Nirgendwo führen. Da müssen aber Menschen auch unterwegs sein, denn hohe Staubfontänen zeigen gelegentlich sich fortbewegende Autos an. Bald überkam uns so eine Schläfrigkeit und dusselten ein wenig ein. Vor San Pedro veränderte sich die Landschaft. Wir konnten von der erhöhten Straße in kleinere Täler gucken, die wohl mit "zerklüfteter Mondlandschaft" am besten umschrieben sind. Leider machen die Linienbusse keine Fotostopps, aber sie halten mitten in der Wüste an, wenn der Fahrgast/in an die Scheibe der Verbindungstür zum Fahrer klopft und man/frau seine Wünsche geäußert hat. Vielleicht finden diese Halteabsprachen auch schon beim Start statt? Jedenfalls sehr verwirrend, wenn am Ausstiegspunkt absolut nichts zu sehen ist, das Gepäck ausgeladen wird und so eine Person einfach zurückbleibt, in der Atacama!

Wir dagegen wurden von einem Mann am Busbahnhof in San Pedro abgeholt. Ein schicker neuer chinesischer VW-Rock-Nachbau brachte uns zu unserer airbnb Wohnung. Die Kommunikation bestand auf beiden Seiten aus gutem Willen und fast nichts verstehen. Lediglich eine Lokalempfehlung interpretierte ich richtig. Auch in dem Haus mit unserer Gastgeberin Lidia verlief es nicht anders. Sie zeigte uns die Wohnung und erklärte alles und wir verstanden. Der Googleübersetzer blieb fast ganz aus und wir waren da. Das Gesamtensemble unserer Unterkunft zu beschreiben, ist nicht ganz einfach! Die Front zur Straße (Calle Puritama) besteht aus einer normalen ein erdgeschossigen Hausseite mit Eingangstür und Fenster und einer großen breiten Holztür. Hinter dieser Tür beginnt ein gefließter Bereich, der als Garage und Durchgang nach hinten genutzt wird. Hinten bedeutet, dass es unsere Wohnung mit Eingangstür, Wohnbereich mit Küche und Essplatz und Couchecke und Toilette mit Dusche und Fernseher (W-Lan) und einer Treppe nach oben zum Doppelbett auf einer offenen Galerie, dreimal nebeneinander gibt. Wir vermuten, dass die zwei anderen Wohnungen dauerhaft vermietet sind und unsere Einheit zum ersten Mal bei airbnb angeboten wird. Die Lage am Rand des Zentrums (ca. 7 Minuten Fußweg) ist sehr schön, weil wir hier vom Trubel im Ort nichts mitbekommen.

Aber da sollten wir heute noch hin, denn das Büro über das wir unsere vier Ausflüge gebucht hatten, wollte uns sehen. Die Tourpreise hatten wir ja schon überwiesen, aber die Eintritte zu den nationalen Stätten mussten immer noch extra bezahlt werden. Bei zwei Touren hätten wir das nur über ein chilenisches Konto unter unserem Namen machen können und so zahlten wir im Büro bar im Voraus. Auf dem Weg zum "Reisebüro" mussten wir uns erst einmal daran gewöhnen, dass es doch alles anders ist: Die Wege und Straßen zum Teil nur Sandpisten, meist nur sehr einfache Gebäude, die die schachbrettartig angelegten Straßen säumen. Unzählige Reiseagenturen, die alle dieselben Ausflüge zu denselben Preisen anbieten. Dazwischen gelegentlich ein Minimarkt, ein Handycraftgeschäft und noch mehr Kneipen. Gelegentlich ein paar Althippies, die den Absprung nicht geschafft haben und selbstgemachten Schmuck anbieten. Dazwischen der Dorfplatz mit Kirche und Polizei und Post und Tourismusbüro nebenan. Das alles in 2438 Metern Höhe, wobei uns das am ersten Tag überhaupt nicht belastete. Da wir einmal unterwegs waren deckten wir uns gleich mit der Grundausstattung ein, die wir aber nicht so einfach in einem Supermarkt fanden. Die einheimische Bevölkerung nimmt diese modernen Geschäfte nicht so an, so wie überhaupt viele Einwohner mit indigenem Hintergrund dem sommerlichen Touristentrubel kritisch gegenüberstehen. Das erfuhren wir auf unserer ersten Tour von einem Guide, dessen Großvater aus Chemnitz stammte und der nach Chile ausgewandert war. Hermann, so der Name vom Guide, sprach zwar kein deutsch mehr, konnte sich aber ganz gut in englisch ausdrücken. 

Jedenfalls saßen wir so am ersten Abend in einer Hollywoodschaukel, die auch zu unserer Wohnung gehört,  mit einem Glas in der Hand und waren geschafft. Das der Ausblick in unserem Innenhof nicht so berauschend ist, stört uns nicht weiter, denn Landschaft haben den ganzen Tag!


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