Canada Autumn 2021
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Rimouski - Cap-Chat

Veröffentlicht: 12.09.2021

Halbsieben wach. Fast normal. Ich denke, in 2 Tagen bin ich im normalen Rythhmus. Jetlag ade heißt es dann. Die Dusche in meinem Motel entpuppt sich trotz visuellem Offenbarungseid als Powergerät. Shampoo sucht man allerdings vergebens. Ebenso eine Kaffeemaschine. Dafür war das Bett sehr bequem.

Nach einiger Trödelei mache ich einen Abstecher zum hiesigen Walmart. Wie der große Bruder in den USA ist er riesig, aber deutlich teurer. Immerhin bekomme ich Cortisonsalbe ohne Rezept und Gatorade ohne Zucker. Neben Rootbeer hat es mir das blaue Zeug angetan. Und M&Ms gibt es hier mit Mandeln. Mein Gott was sind wir hintendran. Das Werthers Echte Regal ist größer als alles bei uns. Was die an dem Zeug finden? Das bekommst du wirklich in jeder kleinen Klitsche in Kalifornien. Unglaublich. Kassiererinnen gibt es hier nicht mehr - alles mit Selbst-Checkout. Bis zum Einsatz der Kreditkarte blicke ich auch noch durch, danach hilft mir ein junger Mann mit rudimentären Englischkenntnissen. Ist schon erstaunlich, wie man heute weltweit mit Kartenauflegen bezahlen kann.

Danach geht es zurück auf die 132, immer an der Küste entlang. Der Sanktn-Lorenz-Strom ist inzwischen so mächtig, dass man das andere Ufer kaum mehr erkennt und der Begriff "Meer" sich mehr und mehr vor meinem geistigen Auge durchsetzt. Gestern habe ich nachgelesen, dass das Wasser schon seit Quebec salzig ist. Also ist es eines. Basta. Es ist für mich als Mitteleuropäer, der mindestens 5-6 Stunden ans Meer braucht, eine seelische Wohltat, stundenlang neben einem solchen herzufahren. Die Häuser sind zwar lang nicht mehr so mondän wie kurz hinter Quebec, aber dafür gibt es alle paar Kilometer Haltebuchten, von denen ich ausgiebig Gebrauch mache. Die Sonne lacht, mein Herz auch - und ein kleiner Hund kommt herbeigeeilt und kläfft mich an, als ich mir einen Bagel schmiere. Der Besitzerin ist es peinlich. Immerhin entschuldigt sie sich auf Englisch.

Nach 3 Stunden biege ich rechts auf die 299 ab, Richtung Parc national de la Gaspésie. Nach einer halben Stunde durch immer dichter werdende Wälder erreiche ich mein Ziel, und es schaut gar nicht gut aus. Das Wetter. Dichte Wolken hängen um die Bergspitzen (wobei Berg etwas großzügig ist - eher Hügel), und so wird aus dem etwas größer geplanten Spaziergang ein kleinerer. Was auch gut ist. Denn etwa 15 Minuten bevor ich zum Auto zurückkehre, grummelt der Himmel ziemlich lautstark. Und 1 Minute nachdem ich in meinem Wagen sitze, öffnen sich die Schleusen. Erst zaghaft, aber dann gewaltig. Glück gehabt. Trotz wasserdichter Jacke wäre das absolut kein Vergnügen gewesen.

Angesichts des miesen Wetters begebe ich mich etwas früher als geplant zu meinem nächsten Motel, dem Pirate Motel & Camping. Auch hier wird wieder der Kontakt auf das Notwendigste beschränkt, dafür werde ich aber mit einem Super-Zimmer entschädigt. Frisch renoviert und top eingerichtet entpuppt sich das Piraten-Chalet als das beste Domizil bisher. Und das Klo hat eine Schiebetür. Wie daheim.

Nachdem der Regen aufgehört hat, ergreife ich die Gelegenheit, die Nähe zum Wasser auszunuten, gehe über die Strasse Richtung Strand und schaue dort 2 Stunden einem grandiosen Sonnenuntergang zu. Das erinnert mich an meine Zeit auf Newfoundland - dort war das ebenso spektakulär. Ein Fotograf mit 2 riesigen Objektiven steht ein paar Meter von mir entfernt, während ich mit meinem Handy Minderwertigkeitskomplexe bekomme. Ich lächele ihm freundlich zu, als ich nach 120 Minuten die Begegnung auflöse - und er lächelt wahrscheinlich aus Mitleid zurück. Ich überlege, ob ich ihm nicht ein "iPhone 12 pro" an den Kopf knalle, aber ich lasse es. Ich sage nur 0,9 Prozent.

Als ich den Weg zum Motel zurücklaufe, sehe ich wie 2 Bewohner eines Hauses direkt am Meer ebenfalls Bilder machen. Scheint zumindest nicht jeden Tag so schön anzuschauen zu sein. Oder aber die schreiben an einem Bildband. "Mein Jahr in 365 Sonnenuntergängen". Was heißt eigentlich Sonnenuntergang auf französisch? Statt essen zu gehen oder etwas zu besorgen esse ich Reste. Hab ich eigentlich schon mal erwähnt, dass Poutine in der Mikrowelle aufgewärmt absolut gräuslich schmeckt? Naja. Morgen wieder frisches. Und wenn nicht, ich hab ja noch Bagels. Da lernt man wenigstens beim Essen Hunde kennen.

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