Canada Autumn 2021
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Montreal - Quebec

Veröffentlicht: 10.09.2021

Nach einer kurzen Nacht, bedingt auch durch den Nachbar, der bei dünnen Wänden bis halbeins TV guckte, geht es morgens nun endlich los. Bis Quebec sind es knapp 300 km, und auf dem Weg liegt der La-Mauricie-Nationalpark. Berühmt ist er wegen seiner 150 Seen, die in ihm liegen. Na gut, 150 werde ich mir nicht anschauen können, aber ein paar. Der Weg raus aus Montreal tut mir gut. Großstadt ist auf Dauer einfach nix. Und außerdem möchte ich dahin, wo Englisch gesprochen wird. Ich ahne ja noch nicht, dass es noch eine Steigerung gibt.

Zunächst ist die Strecke langweilig. Das liegt a) an der Landschaft, die nicht sehr spektakulär ist und b) an den vielen Autos, die mit mir auf der Strecke sind. Irgendwie bin ich von den USA einsamere Wege gewohnt. Dafür dass Kanada weniger Einwohner als Kalifornien hat, ist hier sogar gewaltig was los. Sind die alle im Moment hier? Als ich bei Trois Rivères (das heißt Three Rivers verdammt nochmal) die Autoroute 40 verlasse, passiert folgendes. Es wird leerer. Und es wird waldiger. Gleich erhellt sich meine keineswegs schlechte Laune.

Ich fahre zunächst einen Maxi-Supermarkt an, um entscheidende Dinge zu kaufen: Wasser und Bier. Zudem ein paar Supermarkt-Bagels, damit ich mich auch erinnere, wie gut der in Montreal war und Käse. Und wieder dasselbe Bild: keiner spricht Englisch. Nicht mal die Schilder sind zweisprachig, und ich lese nach, dass Englisch nicht mal Amtssprache in Quebec ist (im Rest von Kanada schon). Was mache ich hier? An der Kasse passiert der GAU. Statt nur abzukassieren, fragt die junge Dame mich was. Ich will ihr schon meine Telefonnummer geben, weil ich denke, dass sie mich anbaggert, aber die Käuferin vor mir kann ein paar Brocken. "For ze shieldren". Aha. Also eine Spende. Nix anbaggern. Ich erhöhe um 2 Dollar und schleiche mich. Mein Entschluss steht fest. Bevor ich nochmal hier herkomme, lerne ich französisch nach. Merde.

Am Nationalpark stelle ich mich auf das Schlimmste ein, und zu meiner Überraschung spricht Maya an der Kasse englisch. Und sogar richtig gut. Sie fragt mich, ob ich aus England komme. Also doch nicht so gut. Aber zumindest reicht es für einen kleinen Smalltalk, was sie dazu nutzt, mir eine Jahreskarte für alle Parks aufzuschwätzen. Dass es auch eine Saisonkarte um die Hälfte gibt, gibt wohl ihr Englisch nicht her. Naja. Ist ja für einen guten Zweck.

Der Park ist atemberaubend schön, wenn man Wälder und Seen mag. Ich tue es. Ca. 80 km ist die Strecke durch ihn lang, wenn man nur die Hauptstraße fährt. Leider hat der Indian Summer erst ganz behutsam eingesetzt, bei vollem Durchschlagen der Blätterverfärbung muss das hier gigantisch sein. Ich halte immer wieder an, setze mich auf eine Bank oder laufe ein paar Schritte und genieße diese Pracht. Und es sind erstaunlicherweise wenig Menschen hier. Entweder ist das hier in der Nebensaison so, oder die erst spärlich vorhandenen ausländischen Besucher sorgen für weniger Treiben. Wer es einsam mag, wird auf jeden Fall zu dieser Zeit gut bedient.

Nach 4 schnell vergangenen Stunden geht es weiter zum Montmorency-Fall, einem Wasserfall ganz in der Nähe von meinem Quartier in Quebec. Der ist 30m höher als die Niagarafälle, also schon spektakulär. Das reicht aber nicht, um auch nur ein (!) Schild an der Abzweigung zum Parkplatz anzubringen. Ich schwöre - nicht eines. Dreimal fahre ich dran vorbei, dann gebe ich Parkplatz ein und endlich findet mein Navi das Ziel. Und tatsächlich - es rauscht und stützt gewaltig. Natürlich nicht so episch angelegt wie die Niagarafälle, aber sehr beeindruckend.

Mein Quartier bietet den üblichen Retro-Schick vieler Motels. Aber es ist sauber, großräumig und hat einen Kühlschrank. Zur Feier des Tages gehe ich nicht essen, sondern hole mir was bei "Chez Ashton", einem Fast Food Schuppen, den es nur in und um Quebec gibt. In Montreal gab es auch mal 2 - aber nur kurz.  Fragt sich dann weshalb. Poutine ohne portugiesischen Twist und ein Ashton Burger geben mein Abendmenu. Und bei den Gerichten kann ich zumindest nicht erkennen, warum das in Montreal nicht lief. Sehr schmackhaft. Dem Burger wurde ich tatsächlich eine 1-2 geben, weit weg von McDoof. Im Laden selber bekomme ich mit kleinen Holpern meine Bestellung durch, weil eine Bedienung ein wenig Englisch kann, dafür bereitet mir ein junger Mann mit Freundin Kummer. Er haut mich wenig freundlich auf französisch von der Seite an. Sehr selten in Kanada. Eigentlich hatte ich das noch nie erlebt. Ich sage ihm, dass ich ihn nicht verstehe. Auf französisch. Beeindruckt ihn wenig. Seine Freundin hilft aus. "Too close". Dabei bin ich ihm nichtmal wirklich auf die Pelle gerückt. Ich entschuldige mich trotzdem, und als sie gehen, wirft sie mir ein Lächeln zu und zuckt mit den Schultern. Ich glaube, das war einfach ein Corona-Stinkstiefel.

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