Veröffentlicht: 25.04.2024
Mittags, leichter Sonnenschein, mitten im spanischen Hinterland, Christines Eltern fahren in ihrem Womo hinter uns. Wir parken an einem Seitenstreifen, um uns einen neuen Gasadapter in der Ferretería zu kaufen. Brandgeruch in unserem Wohnmobil, schwarzer Rauch, Feuer, nichts geht mehr. Schon seit dem gelöschten Buschbrand in Panama wissen wir, dass wir ein ganz gutes Team sind, wenn es darum geht, unser Hab und Gut vor Flammen zu beschützen. Dass wir das jedoch auch auf dieser Reise tun müssen, damit haben wir nicht gerechnet. Wir sind souverän und haben, wenn man die Umstände des Ereignisses betrachtet, immenses Glück. Glückskinder!
Danach heißt es erst mal die Köpfe freikriegen und da hilft eine Wanderung entlang eines Flusses in einem Nationalpark immens. Wunderschön ist es hier! Gott sei Dank können wir die Infrastruktur im Womo von Christines Eltern benützen und müssen nur zum Schlafen in die Brandruine. Auf Dauer ist die Situation aber unbefriedigend, weshalb diverse Werkstätten in Spanien kontaktiert werden, die uns aber alle bis April oder Mai vertrösten. Wir denken „weiter“ und werden schließlich in Graz fündig. Nächste Woche heißt es, können wir unsere Womberta in die Werkstatt stellen. Also machen wir uns auf den Weg, 2600km in 50 Stunden, vorbei an den Bauernprotesten in Frankreich, bei Minusgraden in Italien übernachtend, immer mit der Hoffnung in ein paar Tagen denselben Weg wieder zurückfahren zu können. Bei der Hoffnung bleibt es schlussendlich auch, zieht sich die Reparatur dann doch über 3 Wochen hin. Aber wir fokussieren uns ja immer auf die positiven Dinge. Wir treffen viele unserer Freunde, es gibt eine Parade an Christians 40. Geburtstag (manche behaupten es war der Faschingsumzug, der alle 4 Jahre stattfindet) und wir genießen es mal wieder von den Muttis bekocht zu werden.
Ende Februar geht’s dann aber endlich wieder los! Wir wollen es ruhig angehen, langsam über Deutschland und Frankreich nach Barcelona fahren. Vor dem Brand wollten wir an die Algarve und nach Gibraltar, tja, mit dem Gedanken haben wir abgeschlossen, zu stressig klingt es in unseren Ohren, immerhin müssen wir Ende März eine Fähre erwischen. Als erstes Ziel setzen wir uns den Schwarzwald, kommen aber original 150 km. Irgendwo um Altötting macht es BÄM, Steinschlag am Solarpanel. Nach kurzem Durchschnaufen und unverständlichem Gemurmel, das in etwa wie „das kanns jetzt ned sein“ klingt, besinnen wir uns wieder auf unseren Leitspruch: Es gibt keine Probleme, es gibt nur Lösungen. Und siehe da, 2 Werkstätten im Umkreis bieten uns Hilfe an. Eine davon hat das Panel sogar lagernd und lädt uns ein, doch einfach vorbeizukommen, was wir natürlich machen. Ca. 4 Stunden später ist unser neues Panel auf dem Dach und wir übernachten am angrenzenden Rottauensee in Niederbayern. Wie schön ist es hier eigentlich? Es gefällt uns so gut, dass wir sogar noch eine Nacht hier bleiben. Glück im Unglück, Glückskinder eben.
Dann machen wir aber Kilometer, an München und Ulm vorbei nach Tuttlingen und Donaueschingen. Als Donaukinder besuchen wir den Ursprung dieses Stroms und machen einen gemütlichen Spaziergang zu den Versickerungen. Auch der Schwarzwald im Anschluss zaubert uns ein Lächeln aufs Gesicht, hier werden wir mal gesondert Urlaub machen, beschließen wir.
Auf dem Weg nach Frankreich grübeln wir, wo die Reise nun wirklich hingehen soll. Andorra? Bisher sind wir immer vorbeigefahren, da oben ist Gebirge, es ist Anfang März, aber hey wir haben ja wieder eine Heizung! Also ist unser Weg klar. Mautfrei geht es durch Frankreich, über Clermont-Ferrand Richtung Toulouse, bis sich die Pyrenäen wie eine gewaltige Mauer vor uns aufbauen. Ja, wir liegen mit unserer Vermutung richtig. Je weiter wir in den Süden Frankreichs vorstoßen, desto kürzer werden unsere Ärmel und sobald wir in die Berge kommen, wir die Heizung unser bester Freund.
Wir übernachten kurz vor der Grenze mitten im Schnee und fahren früh am Morgen nach Andorra. Links und rechts sind gut besuchte Schipisten und auf ca. 2500m Höhe bietet sich uns ein wundervoller Ausblick über das Gebirgsmassiv. Auch Andorra selbst entzückt uns. Die kleinen Wintersportorte mit den tiefen Tälern und kleinen Bächen erinnern uns ein bisschen an die Alpen.
Zwergstaaten haben alle etwas gemeinsam: man ist schnell durch, weshalb wir nach einer Nacht auch schon wieder in Spanien sind. Der kühle Norden hat uns schon im Oktober in seinen Bann gezogen, weshalb wir die Fahrt gen Süden relativ planlos angehen. Wobei, nach dem Februar zuhause, diversen Heiztagen im Womo und dem Schneeausflug in Andorra geht unsere Tendenz dann doch wieder in Richtung Sommer, Sonne, Kaktus und wir beschließen erst mal Urlaub zu machen. Der Campingplatz in Peñíscola ist schnell gebucht und wir verbringen 3 wunderbare Tage in dem kleinen Touristenort, der mit seiner niedlichen Altstadt zum Flanieren und Kosten diverser lokaler Spezialitäten einlädt.
So, jetzt sind wir also hier, Katalonien, das von zuhause aus gesehen weitmöglichste Ziel in so kurzer Zeit. Sonne, Strand, wunderbar! Sollen wir? Irgendwie drängt sich der Gedanke auf, die knapp 3 Wochen bis zur Fähre einen Roadtrip im Roadtrip zu machen. Nächstes Ziel: Algarve, sind ja eh nur noch knapp 1000km. Es wird ein Erwerbstätigenurlaub ausgerufen, das ganze Gebiet vom Atlantik bis nach Gibraltar in 2,5 Wochen zu besuchen.
Also geht’s los, quer durch Spanien rüber nach Portugal. Hach Portugal, wir haben dich vermisst! Hier hat der Frühling schon voll eingeschlagen. Überall blühen diverse Pflanzen, es grünt das Grün, es duftet nach Blumen! Auch wenn es nur kurz ist, haben wir wohl die schönste Zeit für diese Region erwischt, Glück gehabt, Glückskinder eben. Wir besuchen die ganze südliche Küste, von der Grenze bis nach Sagres. Knapp zusammengefasst können wir sagen: die Algarve ist einer der schönsten Orte, an denen wir auf unserer gesamten Reise waren. Der tobende Atlantik, gepaart mit den steilen Klippen und den dazwischen verborgenen Sandstränden lässt uns das Leben intensiv spüren. Wir sitzen und schauen, schauen und sitzen, lauschen der Brandung, spüren den Wind und das Salz auf unserer Haut und wandern entlang der Küste zu Orten, wo wir Ruhe und Frieden genießen. So muss sich Glück anfühlen, Glückskinder eben. Einzig die Erkundung der versteckten Höhlen mit dem Speedboot lässt Christine kurz dem Tod näher sein, was aber auf Grund einer später diagnostizierten Mittelohrentzündung nicht verwunderlich ist (mittlerweile geht’s ihr wieder gut, sie war die tapferste Stini aller Zeiten).
Nach 7 Tagen heißt es dann aber wieder Abschied nehmen, nächster Stopp, Huelva in Spanien. Wir möchten uns gerne das Museum über Christoph Kolumbus ansehen (von hier aus fuhr der Kollege nach Amerika), es hat aber leider geschlossen. Also weiter nach Süden, nach La Línea de la Concepción, der Nachbarstadt von Gibraltar. Bekannt wurde der Ort durch den massiven Haschischschmuggel aus Marokko. Uns bleibt aber alles was damit zu tun hat (Haschisch, Speedboot, Polizeieinsatz, Schießerei,…) verborgen und so können wir die Nähe für einen netten Tagesausflug nach Gibraltar nutzen. Den Affenfelsen lassen wir hundebedingt links liegen und spazieren gemütlich durch die Stadt bis zum südlichen Leuchtturm. Eine schräge Erfahrung, wie wir finden, immerhin gehst du als erstes über das Rollfeld des Flughafens und bist dann in einer Stadt, die einfach britisch ist, vom Flair und leider auch von der Preisgestaltung. Wir behalten dieses kleine Gebiet aber in guter Erinnerung und gehen die nächsten sportlich an. Tarifa gilt ja quasi als Mekka der Kitesurfer. Sandstrände, raue See und richtig viele Menschen, die an Schirmen geschnallt mit Brettern an den Füßen durch die Luft fliegen. Richtig cool anzusehen und auch die Stadt selber macht einen gemütlichen Eindruck, Surfspot eben. Hätte es nicht gebrannt, wären wir schon eher gekommen und hier viel länger geblieben, aber so, naja, vielleicht sieht man sich eines Tages wieder.
Die Zeit vergeht wie im Flug. Wir besuchen noch Cádiz, eine wunderschöne alte Stadt mit engen Gassen und gutem Essen, in der wir Zeuge einer Prozession werden. Wir schreiben mittlerweile die Karwoche und, so liest man, sind die Spanier „big fans“ von Ostern. Wow, okay, wir können das bezeugen, 1000 Menschen, eine Prozession von Spitzhauben und einem Wagen mit Figuren. Cool, unverhofft können wir also doch den Punkt Ostern in Spanien abhaken, Glück gehabt, Glückskinder eben. Zufällig treffen wir auch noch Herrn G., den wir aus La Línea kennen, was natürlich mit einem Seiterl besiegelt werden muss. Auch einem Tipp aus der Heimat gehen wir nach. Exzellente Meeresfrüchte soll es hier geben, was Christian und Lilli nach ausgiebigen Tests bestätigen können.
Langsam fahren wir durch das Hochland von Andalusien, weiße Dörfer auf grünen Hügeln, wunderschön anzusehen. Spanien zeigt sich zum Abschluss nochmals von seiner schönsten Seite. Für uns geht es schön langsam (tranquilo, tranquilo wie der Spanier sagen würde) in Richtung Fährhafen, also pendeln wir gemütlich gen Norden. An der französischen Grenze biegen wir auf eine Küstenstraße ab, die wundervolle Panoramen bietet. Wir erkunden einen kleinen Ort (Collioure) und füllen unseren Weinvorrat bei einem Bioweingut in der Camargue (Südfrankreich) auf, bevor wir nach Toulon kommen, von wo wir mit der Fähre auf zu neuen Abenteuern schippern.
Wo die Fähre hingeht und welche neuen Abenteuer dort auf uns warten, das gibt’s im nächsten Beitrag.