Veröffentlicht: 24.11.2017
Nach Tagen voller scheinbar endloser Busfahrten fanden wir uns schließlich in Auckland wieder, um von hieraus unsere weitere Reise zu planen. Ich muss ganz ehrlich sagen – vermisst habe ich diese Stadt nicht. Obwohl uns diesmal die Sonne entgegen schien und angenehme 22°C herrschten, fühlte sich die Masse an Gebäuden immer noch an wie ein Schlag ins Wohlbefinden. Was blieb uns also anderes übrig, als eine Wanderung weit, weit raus aus diesem beklemmenden Etwas? Unser Weg führte uns durch Straßen und Ecken der Stadt, die wir vorher noch nie gesehen hatten. In unserer ersten Woche in Auckland hatten wir ja die Erfahrung gemacht, dass der Anblick schöner wird, je weiter man sich vom Zentrum entfernt. Diesmal wurde es nicht besser. Eher schlimmer. Vielen Menschen stand die Trostlosigkeit nahezu ins Gesicht geschrieben und keines der Cafés sah aus, als würde man hier gesund wieder rauskommen. Aber nach unzählbaren Kilometern der Ernüchterung war zumindest endlich unser Ziel in Sicht: Mt Eden. Als kleiner, grüner Hügel wäre er zwischen all den Gebäuden fast nicht sichtbar gewesen. Er schien fast fehl am Platz zu sein. Doch als wir schließlich dort eintrafen, waren all die beklemmenden Eindrücke des Hinweges vergessen. Grüne Wiesen und blühende Sträucher lagen friedlich im Sonnenschein, so wie man es in Auckland nicht für möglich gehalten hätte. Voller Vorfreude wanderten wir zum Gipfel hinauf. Obwohl es nur so von Besuchern wimmelte, war dieser Anblick einmalig. Ein Meer aus Wohnsiedlungen und Hochhauskomplexen erstreckte sich bis zum Horizont. Mittendrin lag der Sky Tower und überragte alles andere nahezu majestätisch. Und plötzlich war Auckland gar nicht mehr so hässlich. So von oben, aus der Ferne hatte es wirklich etwas Beeindruckendes an sich. Wenn man so als kleiner, unbedeutender Mensch durch die Straßen dieser Großstadt irrt, hat man nicht ansatzweise eine Vorstellung davon, WIE groß Auckland tatsächlich ist. Kein Wunder, dass allein in dieser einen Stadt mehr Menschen leben als auf der gesamten Südinsel Neuseelands. Egal, wo man hinsah, es war einfach kein Ende in Sicht. Es fühlte sich fast so an, als würde die Zeit stehen bleiben, als wir die Autos aus der Ferne beobachteten. Alles bewegte sich so langsam und auch das Engegefühl der Stadt war hier oben wie verflogen. Ich fühlte mich frei und war froh, die Stadt nun auch – dank neuem Blickwinkel - mit anderen Augen sehen zu können. Tja, da hab ich wohl wieder mal was fürs Leben gelernt: ab und zu die Perspektive wechseln kann nicht schaden. Vor allem nicht, wenn es kaum schlimmer aussehen kann. Schade, dass eine Wanderung mit einem solch schönen Ziel auch immer einen (unschönen) Rückweg haben muss.