Veröffentlicht: 07.11.2017
Hallo, liebe Leser! Zunächst einmal geht eine dicke Entschuldigung raus, dass zwischen den letzten Blogs eine so große Lücke klafft. Wir befinden uns mittlerweile schon einige Tage auf der Südinsel, aber das Internet ist hier sehr begrenzt, sowohl in Volumen als auch in Verfügbarkeit. Um den Rückstand wieder etwas aufzuholen, versuche ich die letzten drei Tage kurz, knackig und halbwegs verständlich unter einen Hut zu bekommen. Ich bedanke mich vielmals für euer Verständnis. Also, auf geht‘s!
Aus unserer bisherigen Lieblingsstadt Wellington ging es nun mit der Fähre weiter auf die Südinsel Neuseelands, genauer gesagt zunächst einmal nach Picton. Dort sollte ein neuer Kiwi Experience Bus zur Verfügung stehen. Die Fährfahrt selbst war ein innerer Kampf zwischen dem Drang, etwas Schlaf nachzuholen und die atemberaubende Aussicht zu genießen. Im Gegensatz zu rund 70 % der anderen Fahrgäste entschieden wir uns für Zweiteres. Und unser eiserner Wille sollte belohnt werden. Auf dem Deck wärmte uns die strahlende Sonne und so ließen sich die drei Stunden Fahrzeit trotz bitterkaltem Wind wirklich gut aushalten. Zudem war die Aussicht gigantisch. Die vorbeiziehenden Inselketten sahen beinahe aus, als würden sie schweben. Teilweise erinnerte mich der Anblick an eine Art mit Wäldern bewachsene Riesenschildkröte. Ich fühlte mich beinahe wie im Märchen. Zeitweise hatten wir das Deck fast für uns allein, dem Schlafmangel oder dem mäßigen Temperaturempfinden der anderen Passagiere sei Dank. So eine neuseeländisch Fährfahrt geht übrigens von Statten wie ein Flug: wir checkten das Gepäck in Wellington ein und in Picton kam es uns auf einem Rollband wieder entgegen gefahren. Nach drei anderen, vorbeiziehenden, roten Rucksäcken hatte ich dann schließlich auch meinen gefunden. Sehen sich ja schon alle ziemlich ähnlich, diese Dinger. Na ja. Dann auf zum neuen Kiwi Bus, wo schon der neue Busfahrer auf uns wartete. Ninja war sein Name und auch er ließ laut blink-182 über die Boxen laufen. Der Verlust von Lisa war also zu verkraften.
Gegen Abend trafen wir in Abel Tasman ein. Und auch, wenn es in diesem Ort nichts weiter gibt, war der Strand wirklich sehenswert. Während alle anderen Busreisenden die letzten Sonnenstunden des Tages nutzten, um sich in den goldfarbenen Sand zu legen, erkundeten Ulli und ich auf verschiedenen Wanderwegen noch etwas die Natur. Prompt entdeckten wir eine versteckte Bucht, die wir ganz für uns allein hatten. Wir beide lieben das Meer und es fällt uns immer wieder schwer, den Rückweg anzutreten. Stundenlang könnten wir einfach nur dasitzen, dem Rauschen der Wellen lauschen und über alles mögliche nachdenken. Oder auch über nichts. Denn ich persönlich habe dort immer das Gefühl, dass die Wellen mir den Kopf waschen und ihn mal so richtig durchlüften. Das ist wahrscheinlich auch der Grund für meine sympathische Haltung dem Meer gegenüber.
Nun denn, ein weiterer Tag brach an. Uns stand eine lange Reise bevor, die wir ungünstigerweise auch erst gegen Mittag antraten. Warum, weiß keiner so genau. Am Lake Rotoiti machten wir einen kleinen Zwischenstopp, der sich als einer der schönsten während der gesamten Reise herausstellte. Blöderweise spielte das Wetter wieder mal absolut nicht mit, aber das störte uns bei dem Anblick ganz und gar nicht. Der See lag glasklar und still wie ein Teppich vor einer Kette aus Bergen, deren Gipfel in Nebel gehüllt waren. Es hatte schon etwas magisches an sich, quasi Postkartenmotiv in Live-Übertragung. Als ich die Augen schloss, hörte ich so viele verschiedene Vögel zwitschern wie an keinem anderen Ort. Am Ufer wärmten sich sogar einige Entenküken, indem sie sich eng aneinander kuschelten. Bei dem Wind, der hier blies, hätte ich gern in ihrer Mitte gesessen. Zumindest wäre ich ungern eins der äußeren Küken gewesen. Aber vielleicht wechseln die ja durch, wer weiß das schon. Ich jedenfalls nicht. Gemütlich sah es trotzdem aus. Nach einer scheinbar endlosen Weiterfahrt kamen wir schließlich am Abend in Westport an. Das Wetter war jedoch tatsächlich noch schlechter geworden - dass das überhaupt möglich war, grenzte an ein Wunder. Auch das Tageslicht neigte sich allmählich dem Ende zu. Trotzdem ließen wir uns einen kleinen Stadtrundgang nicht nehmen. Nur zum Strand schafften wir es vor Einbruch der Dunkelheit leider nicht mehr. Schade eigentlich, aber so atemberaubend war Westport dann auch wieder nicht. Hatte irgendwie etwas sehr, sehr, sehr ländliches. Kein Auto, kein Fußgänger. Nur der Regen und wir. Der Ort wäre sicherlich erholsam, wenn man einige Tage hier verbringen würde. Mehr aber auch nicht.
Am nächsten Morgen ging es wieder in den Bus. So auf Dauer ist eine Rundreise schon etwas belastend. Nie hat man das Gefühl, irgendwo anzukommen, denn nach nicht mal 20 Stunden geht es oft schon weiter in die nächste Stadt. Oder in die nächste Pampa. Wenn man dann noch die Umgebung erkunden will und nicht nur das Innere des Hostels auschecken möchte, bleibt zwangsläufig der Schlaf auf der Strecke und das macht sich nach zwei Wochen auf Tour bemerkbar. Aber wir sind ja nicht zum rumjammern hier, also ab in den Bus. Heute stand zum Glück eine nicht ganz so lange Fahrt an. Deshalb machten wir gleich zwei Zwischenstopps. Zunächst gab uns Ninja am Cape Foulwind die Chance, Seelöwen in freier Wildbahn zu sehen. Das Wetter war immer noch miserabel, aber die Tiere schien es nicht zu stören, ganz im Gegenteil. Sie genossen die rauen Wellen und den klatschenden Regen regelrecht. Wohl ein großer Vorteil, wenn man in Neuseeland beheimatet ist. Ich persönlich habe diese Tiere jedenfalls noch nie in freier Wildbahn gesehen, weshalb es ein einzigartiges Spektakel für mich war. Die Muttertiere kümmerten sich im Sturm um ihre Jungen und einige andere rauften sich verspielt an den Klippen. Leider hatten wir nicht allzu viel Zeit, weshalb wir uns bald wieder auf den Weg zum Bus machten. Der nächste Zwischenstopp waren die Pancake Rocks Blowholes. Wie die Neuseeländer eben so sind, benennen sie viele Dinge einfach so, wie sie aussehen. Und da die Steine hier eben gestapelt sind wie Pfannkuchen, nannte man sie prompt die Pancake Rocks. Dass unser Besuch in die Mittagszeit fiel, ließ den Titel gleich noch viel appetitlicher klingen. Neben einem ansprechenden Namen sahen die Blowholes aber auch sehr spektakulär aus. Das Wetter war noch immer nicht auf unserer Seite, aber das ließ die anrauschenden Wellen eigentlich nur noch mächtiger wirken. Prasselnd zerschellten sie an den Steinen und Pancakes und durchflossen die sich aneinanderreihenden Klippen. Auch so ein Spektakel habe ich persönlich maximal im Fernsehen gesehen – aber direkt vor meinen Augen eine solche Naturgewalt zu beobachten, dass hätte ich mir nie erträumen lassen. In Neuseeland scheint die Erde oft noch ihren gewohnten Weg zu gehen, und dass ist auf unserer Welt vermutlich einzigartig. Schade eigentlich.
Mit knurrendem Magen und Lust auf Pfannkuchen machten wir uns schließlich auf zu unserem heutigem Endziel: Lake Mahinapua. Das besondere an dieser Unterkunft war, dass sie wiedermal einfach irgendwo im Nirgendwo stand, aber vor allem, dass auch das Personal hier Dauergast war. Es war ihr Zuhause, dass sie offenherzig mit uns teilten. Obwohl die Neuseeländer grundsätzlich ein höfliches, zuvorkommendes Völkchen waren, kam mir eine solch intensive Gastfreundschaft auf unserer Reise bisher nicht vor. Und so herzlich sie uns entgegenkamen, genau so herzlich waren die Menschen dort im Umgang miteinander. Quasi wie eine richtige Familie, nur eben doch nicht. Das Abendessen, natürlich von Haus gekocht, wurde für 7 Uhr angekündigt. Also blieb uns noch genug Zeit, einen Abstecher zum See zu machen. Da dass Wetter aber nun tatsächlich ununterbrochen dermaßen schlecht war, konnten wir zwischen Regenwolken und Nebelschwaden nicht allzu viel erkennen. Um etwas Schutz vor dem Regen zu bekommen, gingen wir einen kleinen Waldweg entlang, der zum „Swimmer‘s Beach“ führen sollte. Klang erst mal nicht schlecht. War es aber. Nicht mal vier Quadratmeter groß war der ‚Strand‘. Also zurück. Wenn sich diese Wanderung mal nicht gelohnt hat. Na ja, immerhin vernachlässigten wir so unser tägliches Workout nicht. ;)
Aber um dieser kleinen Enttäuschung entgegen zu wirken, gingen wir direkt in die entgegengesetzte Richtung, die uns zum Meer führte. Yeaah, Kopf waschen und ordentlich durchlüften lassen. Die Wellen waren hier besonders rau und brachen teilweise bereits am Horizont. Auch die Strömung schien sehr kräftig zu sein, die sich einen ständigen Wettkampf mit der vor rauschenden Kraft der Wellen lieferte. Das Meer ist schon was für sich. Unberechenbar, wild und schön.
Als wir schließlich im Punkt 7 am Tisch saßen, stieg uns schon der köstliche Geruch in die Nasen. Neben massig Knoblauchbrot (leeeecker!!) gab es entweder Pulled Pork oder einen Veggie Salat zur Auswahl. Ulli nahm ersteres, ich zweiteres. Daran, dass wir uns während der gesamten Mahlzeit nichts anderes fragten als „Na, schmeckt‘s?“ konnte man schon gut erkennen, wie sehr es schmeckte. Obwohl ich mir immer noch nicht sicher bin, was ich da eigentlich gegessen habe. Halt irgendein Gemüse… aber genauer kann ich das dann auch nicht beschreiben. War jedenfalls nach Nudeln mit Tomatensoße, Tütensuppen und Pizza echt mal eine gelungene Abwechslung. Und zum Frühstück wurden auch schon Pancakes angekündigt. Also wenn jemand in Neuseeland mal sehr gut essen möchte - Lake Mahinapua ist sehr zu empfehlen. Ob man da allerdings zufällig mal vorbei kommt, so mitten im Nirgendwo, ist ja eine andere Frage.