Veröffentlicht: 20.07.2020
Montag, 1. Juni 2020, draußen ist es bereits hell, obwohl es noch sau früh ist.
In einem Haus in einem kleinen, wirklich sehr kleinen Dorf mitten in Bayern stehen zwei Frauen in Radlmontur im Esszimmer. Die jüngere der beiden redet beruhigend auf die ältere ein. Im Hintergrund steht ein verschlafener Mann, offensichtlich der Vater der jüngeren.
Sein Beitrag zur Exkursion ist von großer Bedeutung, wird er doch gleich seine Frau und seine Tochter samt deren Fahrräder zum nächstgelegenen Bahnhof fahren.
Doch wie kam es dazu? Ein kleiner Rückblick: zu Weihnachten 2018 habe ich meiner Mama geschenkt, dass wir gemeinsam um den Bodensee radeln werden. Doch das Jahr 2019 kam und ging, den Bodensee sahen wir aus Zeitgründen nicht. Aber für 2020 hatten wir es uns fest vorgenommen. Doch dann kam Corona. Und alle Grenzen waren dicht, auch die zu den Bodenseeanrainern Österreich und Schweiz. Deshalb suchten wir nach einer Alternative - und wurden im Lahnradweg fündig. Dazu sollten wir an jenem 1. Juni aufbrechen.
Und weil das hier kein Krimi, sondern eine entspannte (ja wirklich!) Mutter-Tochter-Reise war, werde ich meinen Schreibstil jetzt etwas mäßigen ;).
Der Tag begann tatsächlich sehr früh, nämlich schon kurz vor 6, weil ich da irgendwie schon wach war. Mama war seeehr nervös, weswegen uns Papa schon um viertel 7 zum Bahnhof fuhr. Dort kauften wir noch die Tickets und um 7:19 ging der Zug. Bis Erndtebrück mussten wir 5 (in Worten: fünf!) mal umsteigen, davon betrug die Umstiegszeit drei Mal unter zehn Minuten. Tatsächlich erreichten wir alle Anschlusszüge problemlos. Die Zugfahrt verlief ohne größere Zwischenfälle, in den letzten drei Zügen waren je sehr viele Fahrräder, aber auch das war kein Problem. In einem Zug waren so wenige Leute, dass der Schaffner vor der Abfahrt mit uns plauderte. Er war sehr nett. Im letzten Zug dagegen hatte ich kaum meine Ruhe, da mir eine ältere Dame gefühlt ihr ganzes Leben erzählte, ob ich wollte oder nicht. Nach sieben Stunden mit der wegen Corona vorgeschriebenen Maske im Zug waren Mama und ich froh, als wir um viertel 3 endlich in Erndtebrück waren.
Wir fuhren auch gleich los. Erstaunlicherweise fanden wir immer sofort ohne Probleme den Weg. Insgesamt ging es heute erstaunlich viel bergauf-bergab. Zunächst fuhren wir durch ein schmales Tal mit vielen Wiesen und einem kleinen Mäander. Es war begrenzt von Wald. Mir kam es insgesamt so vor, als sei diese Gegend, das Rothaargebirge, sehr bewaldet.
Schließlich stießen wir auf die Sieg-Quelle (also die Quelle des Flusses Sieg. Obwohl die Vorstellung, dass jeder, der daraus trinkt, immer siegt, auch schön ist.), wo es einen sehr kurzen Rundweg gab. Mama und ich ketteten unsere Räder an und folgten ihm. Nach 5 Minuten waren wir wieder am Ausgangspunkt. Leider führte die Quelle wegen der Trockenheit kaum Wasser.
Das Teilstück zwischen der vielbesuchten Sieg-Quelle und der ebenso stark frequentierten anschließenden Lahnquelle war äußerst viel befahren. Dafür war es an der Lahn-Quelle echt schön. Dabei war ein Teich, direkt daneben ein sehr cooler Biergarten. Mama und ich sahen uns die Quelle an und fuhren bald weiter, auf einem Schotterweg am Lahntal.
Die Lahn war hier nur ein Rinnsal. Später fuhren wir dann im Hang parallel zu ihr und da war sie schon ein Bach. Dieser Abschnitt war toll: eben im Hang, um uns Wald, aber trotzdem konnten wir auf die Lahn blicken, neben der sich Wiesen ausbreiteten. Immer wieder kamen wir an kleinen, gepflegten Orten vorbei mit vielen Tieren auf den Wiesen. Viele Häuser waren mit Schindeln gedeckt und hatten ein Fachwerk.
Schließlich kamen wir über eine vielbefahrene Straße nach Bad Laasphe. Das von mir gebuchte Hotel war tatsächlich direkt im Ortskern an dieser Straße. Mama und ich checkten - etwas umständlich wegen Corona - ein und sahen uns die Umgebung an: den Kurpark (nicht direkt akkurat, aber nett), die Altstadt (klein, aber fein) und die Lahn (sehr hübsch). Dabei schleckten wir ein Eis. Danach aßen wir im hoteleigenen Restaurant draußen. Es war lecker und dank letzter Sonnenstrahlen angenehm warm. Nach einem Schnaps zahlten wir dann und gingen bald ins Bett.
Etappe: Erndtebrück - Bad Laasphe (Lahnradweg)
gefahrene Kilometer: heute nur 35
Wetter: sehr sonnig, einigermaßen warm, aber nicht heiß, leichter Wind