Veröffentlicht: 08.05.2023
Am 01.04 war es dann endlich soweit! Der Premierminister hat bekannt gegeben, dass unter anderem Reisen innerhalb des County erlaubt sind und die 5km Sperre damit aufgehoben ist. War für mich ein Grund zur Freunde, da ich meine freien Tage sonst nur in Cork oder am Laptop verbracht habe. Unser erster Trip wurde direkt geplant, ein Auto über GoCar gebucht, Verpflegung vorbereitet und los ging es zusammen mit Lucia und Cecile in Richtung des Mizen Head und dem Three Castle Hill.
Der Mizen Head ist der westlichste Landzipfel Irlands, als Nächstes kommt nach den weiten des Atlantiks der amerikanische Kontinent.
Der Mizen Head befindet sich im tiefsten Westen Cork’s, versteckt zwischen unzähligen Schafen und zerklüfteten Stränden. Eine eiserne, weiße Brücke über den Abgrund bringt einen auf eine kleine Insel mit Leuchtturm.
Corona war zu diesem Zeitpunkt leider immer noch allgegenwärtig, sodass auch das Tor zur Insel versperrt war. Für Lucia und Cecile kein Problem, ich hielt lieber die Stellung und flog lieber mit der Drohne einige Manöver. Hier traute ich auch meinen persönlichen Rekord mit der Drohne, ich flog die kleine Flugmaschine auf eine Höhe von 500 Meter, was einen unfassbaren Blick auf die Küste offenbarte. Im Hintergrund konnte man den Ring of Kerry erkennen, die famose Rundstrecke am Atlantik.
Danach zog es uns rund 30 Minuten weiter in Richtung des Three Castle Hill, einer Burgruine angrenzend an steile Klippe, auf einem Hochplateau über dem Atlantik. Wir fuhren auf den Schotterparkplatz und machten uns bereit für die kurze, aber steile Wanderung.
Am Gatter zum Grundstück befand sich eine Geldbox, wo der Eigentümer um eine kleine Spende fürs Parken bat. Vorbei an freien Schafen begaben wir uns auf den Weg durch das sattgrüne, weiche und saftige Gras zur Burgruine. Nach einem kurzen Anstieg hatten wir einen fantastischen Blick auf die Bucht und am Horizont erkannt ich Ihn: Meinen ersten frei lebenden Delfin.
Er sprang einsam durch die Bucht und es kam uns so vor, als würde er uns grüßen wollen. Leider waren wir nur viel zu weit entfernt, sodass wir unseren Hike fortsetzten. Angekommen an der Ruine legten wir uns in die Wiesen und genießen diese absolute Stille hier oben. Es gab keine Geräusche, nur dieses weiche Gras und die grauen Wolken über unseren Köpfen. An den Klippen begrüßen einen die Möwen, die vorbei am türkisen Wasser düsten und ihre Nistplätze aufsuchten. Nach dieser gelungenen Wanderung machten wir uns auf den Rückweg und träumten schon von neuen Zielen im County…
An einem bewölkten Freitag machten wir uns auf ins nächste Abenteuer, zusammen mit Laura und Cecile fuhren wir planlos in Richtung West Cork. Unser erster Halt war ein schwarzer Sandstrand und wir wanderten vorbei an Algenbewachsenen Felsen und natürlichen kleinen Pools.
Von dort aus führte ein kleiner Rundweg vorbei an der Abbruchkante am Ozean durch das fluffige Grün. Angekommen auf einer Felsformation schauten wir der wilden See dabei zu, sich wie schon die Millionen Jahre zuvor, weiter ins Landesinnere zu arbeiten. Wir lauschten der unruhigen See, als wir einen kleinen Kopf im tobenden Meer erkannten.
Uns beobachtete eine kleine Seerobe vom Meer aus, tauchte mehrmals ab, an anderen Stellen wieder auf und blickte kontinuierlich in unsere Richtung. Wir waren richtig verblüfft und starrten uns bestimmt 45 Minuten an. Diese Tiere hier in der freien Natur erleben zu dürfen und eben nicht eingesperrt in Wasserparks, Aquarien oder Zoos machen mich glücklich, aber auch wütend.
Am darauf folgenden Samstag buchte ich für mich allein einen Bus nach Youghal, den vorher bereits genannten Ort an der County Grenze.
Youghal besticht durch einen kilometerweiten Sandstrand und hat auch einen literarischen Hintergrund, hier spielte nämlich die brutale Geschichte des Moby Dicks. Bis auf den Strand hatte Youghal leider nichts so richtig zu bieten, was aber überhaupt kein Problem war. Denn ich grub mich dann in mein Taschenbuch von Christoph Schlingensief ein, mit dem Titel „ So schön wie hier kann’s im Himmel gar nicht sein“. In diesem Buch schreibt der Autor über seine eigene Krebsdiagnose, welche in seinem Tod endete. Ich verschlang dieses Buch förmlich und beendete, als ich zuhause ankam. Von dort an hatte es mich gepackt, und ich begann wieder aktiv zu lesen. Als nächstes beendete ich ein Taschenbuch von Micky Beisenherz und das fabelhafte E-Book „ CO2 – Welt ohne Morgen“.