Veröffentlicht: 23.02.2018
Drei Stunden nachdem wir in Singapur so gerade noch unseren Flug erreicht haben, da wir dort in der U-Bahn feststeckten, und mit Schweißperlen auf der Stirn in unsere Sitze gesunken sind, stehen wir in der Ankunftshalle des Flughafens von Hanoi. Eigentlich soll hier ein Chauffeur mit unserem Namensschild stehen, der uns direkt zum Hotel bringt. Eigentlich. Wir laufen schwer bepackt aus dem Gebäude heraus und siehe da, dort steht die gesuchte Person. Anders als erwartet, ist diese aber nicht unser Fahrer sondern nur ein Mittelsmann, der uns mit Händen und Füßen bedeutet, hier zu warten, bis uns eine weitere Person abholt. Anders als erwartet, ist es auch sehr kalt in Hanoi. Nicht, dass wir die schwülen 30 Grad aus Singapur erwartet hätten, aber die lausige Kälte hier überrascht uns schon. Wir holen die Jacken aus den Backpacks und warten und warten und warten.
Dann steht er vor uns, unser Fahrer. Wo aber ist sein Auto? Er entschuldigt sich, dass er weiter weg parken musste und so folgen wir ihm mit Sack und Pack.
Der Weg führt uns durch dichte Menschenansammlungen mit allerlei Vietnam Fahnen, Trommeln und Hupen. Eine Demonstration? Weit gefehlt: Die vietnamesische Fußballnationalmannschaft wird von einem Turnier kommend zurückerwartet und ihr zweiter Platz wird so gefeiert wie ein erster.
Das alles ist nett anzuschauen, aber wir sind müde und wollen schnell weiter ins Hotel.
1,5 Stunden später sitzen wir immer noch im Auto und haben uns keinen Meter vom Flughafenparkplatz entfernt, denn der Umzugswagen der Fußballer badet in der johlenden Volksmenge und bewegt sich im Schneckentempo fort. Nach weiteren 1,5 Stunden kommen wir im Old Town Hotel in Hanoi an. Geschafft.
Giang, unsere persönliche Rezeptionistin für die nächsten Tage, gibt uns eine ausführliche Einführung in die Gastronomie- und Sightseeingspots der Stadt, bevor sie uns auf unser Zimmer bringt. Am Abend erkunden wir ein wenig unser Viertel, die Oldtown, und essen unsere ersten Ban Mih. Das sind belegte Baguettes, die in der Regel mit Salat, Sprossen, Koriander, Chili, Fleisch und einem Mix aus diversen Soßen belegt werden. Ein leckeres Abendessen, das wir noch öfter wählen werden.
Die Old Town ist ein pulsierender Ort. Das Leben spielt sich auf der Straße ab, das Erdgeschoss eines jeden Hauses ist entweder Straßenrestaurant oder Geschäft, alles ohne Türen, alles dicht an dicht. Jede Ecke ist farbenfroh, voller Gerüche, voller Menschen, und andauernd wird man von einer Herde Mopeds umfahren und wundert sich, dass man noch am Leben ist. Fast sekündlich schießt ein neuer Eindruck auf uns zu, rauscht vorbei und schon kommt der nächste. Manchmal wissen wir gar nicht, wo wir hinschauen sollen.
Von der Frühstücksauswahl am nächsten Morgen sind wir positiv überrascht, von Pancakes über Joghurt bis zur vietnamesischen Nudelsuppe (typisches Frühstück) gibt es hier alles. Ein krasser Kontrast zu unserem Toast mit Erdnussbutter oder Schokoladenaufstrich in Singapur.
So können wir jeden Morgen gut gestärkt unsere Touren beginnen.
Am ersten Tag besichtigen wir die Pagode Tran Quoc. Von dort wandern wir entlang des ...Sees Richtung HoChiMin Mausoleum. Es liegt umrahmt von den gelben Regierungsgebäuden und gut bewacht an einer langen Paradestraße und lockt Touristen wie auch Einheimische an. Eine Frau, die beginnt ihre Vietnamfahne enthusiastisch zu schwenken, wird von den umstehenden Soldaten sofort zurecht gewiesen. Bevor wir uns daneben benehmen, laufen wir weiter zum Tempel der Literatur. Wir erwarten eine Art Bibliothek zu sehen. Mit Nichten. Es handelt sich um fünf hintereinanderliegende Innenhöfe durch die der König, sein Stab, Lehrer und Studenten wandelten und sich auszutauschen. Eine Universität sozusagen, nur ohne Vorlesungsgebäude und mit einer kleinen Armada steinerner Schildkröten, die auf ihrem Panzer einen Stein mit eingeritzten Gedichten transportieren.
Am nächsten Tag machen wir einen Zeitsprung und erkunden die jüngere Geschichte Vietnams, die insbesondere mit der Kolonialmacht Frankreich verbunden ist. So haben die Franzosen in Hanoi eines ihrer gefürchtetsten Gefängnisse in Vietnam, das Hoa Lo Gefängnis (makabererweise auch als Hanoi Hilton bekannt) gebaut in dem zwischenzeitlich mehrere tausend (?) politische Gegner gefangen gehalten wurden.
Giang, unsere liebenswerte Rezeptionistin, hat mittlerweile Nummern mit Lisa ausgetauscht. So sind wir zum gemeinsamen Mittagessen verabredet und freuen uns, noch ein bisschen von Giangs kulinarischen Hanoi zu sehen und zu schmecken. Es geht in eine der klassischen Straßenküchen, wo wir auf mini Plastikstühlchen leckeres angebratenes Tofu, Fleisch und Reissnudeln essen. Nur die typische Shrimpssoße, die zum Dippen kredenzt wird, gehört nicht zu Sebastians kulinarischen Highlights. Giang muss zurück ins Hotel und wir brauchen Kaffee. Aber da sind wir in Hanoi genau richtig, denn hier gibt es große und kleine, traditionelle sowie hippe Cafés an jeder Ecke. Wir folgen einer Empfehlung von Lisas Freundin Laura und begeben uns zu Cong Caphe, wo es einen unfassbar guten Kokosnuss Kaffee Smoothie gibt, absolutes Suchtpotential! Aber auch leckeren vietnamesischen schwarzen Kaffee gibts hier, der Energie für den restlichen Tag einflößt.
Nach diesen ersten Eindrücken wollen wir auch das ländliche Vietnam erkunden. Unser Weg führt uns daher nach Sapa, nur wenige Stunden von Hanoi entfernt, im Norden des Landes. Dort wird uns eine ganz andere Welt erwarten...