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Rapa Nui (Osterinsel)

Veröffentlicht: 22.06.2023

Nach circa 5 Stunden Flug über 3800km Pazifik sind wir an einem der abgelegensten bewohnten Orte der Welt angekommen. Die Osterinsel oder in der Sprache der Einheimischen Rapa Nui, gehört politisch zu Chile und geografisch zu Polynesien, aber so wie wir es empfunden haben sehen sie sich weiterhin als eigenständiges Völkchen. Die kleine Insel liegt mitten im Ozean und hat circa 8000 Einwohner, die hauptsächlich in Hanga Roa leben, was sozusagen die „Hauptstadt“ ist. Wir liefen ungefähr 20min zu unserem AirBnB, eine kleine Hütte mit eigenem Bad und Küche am Rande der Stadt. Gegenüber grasten ein paar Pferde und dahinter sah man die schroffe Küste, an die die Wellen platschten. Wir fragten, ob die Pferde jemandem gehören. Ja schon, aber die laufen hier trotzdem relativ frei rum und machen unserem Eindruck nach den Job, den die Kängurus in Australien übernommen hatten: Rasenmähen. Wir machten eine kleine Erkundungstour durch das süße Hanga Roa, begleitet von vielen wilden Hunden, die hier wirklich zahlreich herumliefen. Zu uns waren sie immer freundlich, aber die vorbeifahrenden Autos und Mopeds wurden angebellt und „vertrieben“ - das Motorgeräusch war ihnen wohl zu laut. Die Landschaft war total schön, auf der einen Seite die sanften grünen Hügel und auf der anderen Seite die schroffe schwarze Küste. Nachmittags aßen wir eine leckere Empanada und abends guckten wir den Sonnenuntergang mit einem Bierchen von der Küste aus, direkt gegenüber von unserem Hüttchen. Tagsüber war es hier angenehm warm, abends und nachts wurde es aber wieder kühl - da kam direkt wieder unsere Wärmflasche zum Einsatz. Wer hätte gedacht, dass Südamerika so kalt ist 😅

Am nächsten Tag machten wir eine Halbtagestour durch den Nationalpark, den man aktuell nur mit einem lokalen Guide besuchen darf. Mit einer mittelgroßen Reisegruppe ging es zuerst zu dem Gebiet, wo der jüngste Vulkanausbruch stattgefunden hatte. Mittlerweile sind alle Vulkane auf Rapa Nui inaktiv und die letzten Ausbrüche liegen Jahrtausende zurück. Das Gebiet war früher stark besiedelt, da die Vulkanerde im Gegensatz zu dem sonst eher kargen Rapa Nui sehr fruchtbar ist. Die Lava hat verschiedene Tunnel und Höhlen geformt, die den Leuten dann gleichzeitig noch als Behausung dienten. Wir liefen durch eine der Höhlen, die cueva de plátano, in der einige Bananenstauden standen. Anschließend fuhren wir zu unserem ersten Ahu (= Plattform) mit 7 Moai, dem Ahu Akivi. Diese 7 blicken vermeintlich Richtung Meer und es gibt mehrere Theorien wieso, am wahrscheinlichsten erschien uns allerdings die Version, dass sie eigentlich genau auf das fruchtbare und besiedelte Gebiet rund um die Lavahöhlen blicken. Die Moai wurden immer mit Blick auf die Gemeinden aufgestellt und waren einerseits eine Demonstration von Stärke und galten als Beschützer der Bewohner, andererseits waren sie Teil der Religion und Verehrung der Ahnen. Zum Abschluss fuhren wir noch nach Puna Pau, wo die Kopfbedeckungen (Frisuren) der Moai aus rotem Stein hergestellt wurden. Die Farbe des Steins entsteht, ähnlich wie in Australien, durch Oxidation und erinnerte uns an die rote Erde in Westaustralien. Sie wurden als Dekoration manchen der Moai aufgesetzt, mit etwas Fantasie sehen sie aus wie eine Kerbmütze.

Am nächsten Tag liefen wir vormittags etwas an der Küste entlang und für nachmittags hatten wir einen Tauchgang direkt vor Hanga Roa gebucht. Die Tauchschule war klasse, der Instructor war sehr gewissenhaft und freundlich und die Ausrüstung war super. Nachdem wir unser erstes Briefing auf spanisch gemeistert hatten, ging es mit sehr dicken Wetsuits und Kapuze auf einem kleinen Bootchen raus aufs Meer, ca. 10min vor die Küste. Auf 22m Tiefe war ein Moai-Replikat zu sehen, daneben viel Riff, viele Flöten- und Trompetenfische und eine Menge Seeigel. Generell ist Rapa Nui für seine super weite Sicht unter Wasser bekannt, da es wenig Algen und Schwebepartikel gibt. Wir erwischten einen durchschnittlichen Tag mit „nur“ 30m Sichtweite, was für uns das Weiteste unserer jungen Tauchkarriere war. Am Ende ging Philip etwas der Sauerstoff aus, sodass er eine Zeit lang beim Tauchlehrer mitatmen musste, was aber ganz ruhig und ohne Probleme funktionierte. Der ganze Tauchgang war eine echt coole Erfahrung! Danach schnabulierten wir ein Stück Kuchen (heißt auf chilenisch übrigens genauso), bevor wir zu unserer Hütte zurück spazierten und uns etwas leckeres zu Abendessen kochten.

Den folgenden Tag starteten wir mit einer kleinen Wanderung zum Vulkan Rano Kau, der einer von drei Vulkanen ist, die Rapa Nui damals gebildet haben. Er hat einen großen Kratersee, auf dem kleine Inselchen schwimmen, was sehr hübsch aussah. Nachmittags wartete das nächste Highlight auf uns: eine Reittour. Das hatten wir schon lange vor, da uns Uli erzählt hatte, dass man vor 40 Jahren nur zu Fuß oder auf einem Pferd zum Vulkan Terevaka gelangen konnte. Und tatsächlich ist das immer noch so! Er ist mit stolzen 511m der höchste „Berg“ von Rapa Nui. Der Hof war riesig, die Pferde hatten unfassbar viel Platz und sahen alle lustig aus mit ihrem langen Winterfell. Janas Pferdi war ein kleiner Frechdachs, wollte immer vorne sein und hat Philips Pferd manchmal geknappt. Die Pferde kannten den Weg natürlich besser als wir und liefen zielsicher Richtung Vulkanspitze, völlig unbeeindruckt von Janas Versuchen sie mittels sanfter Beinarbeit in irgendeine Richtung zu lenken oder anzutreiben - die Reitart ist hier etwas anders, man hält den langen Zügel nur in einer Hand und die Enden des Zügels sind gleichzeitig die Gerte. Wir fragten unseren Guide, der ganz entspannt hinter uns her ritt, ob wir galoppieren können. Er erklärte uns das Kommando und dann galoppierten wir wie die Wilden über die grünen Hügel, das war so toll und ein richtiges Freiheitsgefühl! Die Pferde hier sind sehr trittsicher, denn es ging über Stock und Stein, durch Matsch und rutschiges Gras den steilen Berg hoch. Am Ende waren sie oben ganz schön geschwitzt. Die Spitze des Vulkans war eher unspektakulär, es gab ein kleines Moai-Replikat und ein paar Stöcke. Aber der Ausblick und das Reiten waren mega mega cool!

Am nächsten Tag, auf dem Weg in die Stadt, wurde Jana von einer miesen, enorm großen Ente verfolgt, die es ohne ersichtlichen Grund speziell auf sie abgesehen hatte. Philip war scheinbar uninteressant und sie lief einige hundert Meter aggressiv-flatternd hinter ihr her und ließ sich weder von Drohgebärden noch einem sanften Tritt seitens Philip vertreiben - der sich nach langem Lachen endlich zu Janas Verteidigung aufgerafft hatte 😜 Am Ende gab es aber auf beiden Seiten keine Verletzten, nur eine neue Abneigung neben Hähnen nun auch gegen Enten. Wir liefen weiter zum Ahu Tahai, den man ohne Guide besuchen darf und anschließend zum kostenlosen Museum, das von einem deutschen Auswanderer gegründet wurde. Es zeigte die Geschichte der Bevölkerung und der Moai. Die Besiedlung der Insel erfolgte aus Polynesien und wahrscheinlich erst vor ca. 1000 Jahren! Offiziell „entdeckt“ wurden die bis dahin isoliert lebenden Rapanui von einem Holländer, der dort am Ostersonntag 1722 landete und der Insel ihren Namen gab. Es gab danach viele Expeditionen von allen möglichen Forschern aus anderen Ländern, die teilweise Infektionskrankheiten einschleppten und zum Bevölkerungsrückgang beitrugen. Im 19. Jahrhundert wurden dann viele Einwohner als Sklaven nach Peru verschleppt, wodurch die Rapanui zusammen mit den Krankheiten fast ausgerottet wurden, nur 111 blieben übrig. Aber mittlerweile sind es wieder 8000, darunter auch einige Chilenen vom Festland, von dem aus auch die Versorgung mit dem, was nicht selbst angebaut werden kann, erfolgt. Entweder mittels Flugzeug, das 3 mal pro Woche ankommt oder per Containerschiff.

Am vorletzten Tag machten wir dann die große Tour durch den Nationalpark, diesmal mit einem privaten Guide, Tito. Die Tour war eigentlich auf englisch geplant, aber da wir mittlerweile gut im spanisch drin sind und Titos Englisch eher bescheiden war, haben wir die Tour letztendlich komplett auf spanisch gemacht. Wir waren zuerst an Ruinen, wo früher eine große Gemeinde wohnte, man sah umgestürzte Moai und Reste von Steinhäusern. Die Moai wurden während verschiedener Bürgerkriege umgeworfen und teilweise zerstört. Danach fuhren wir zu dem eigentlichen Highlight der Insel, zum Steinbruch an dem Vulkan Rano Raraku. Das war sehr sehr beeindruckend. Die Moai wurden mithilfe von festem Steinwerkzeug in dem Vulkanfels gemeißelt und erst am Ende dort rausgeschafft. Anschließend wurden sie in Erdlöchern aufgestellt, damit sie Halt hatten und dann wurde die Hinterseite fertig gestellt. Am Ende wurden sie an ihre jeweilige Plattform gebracht, wobei es bis heute ein Rätsel ist, wie diese teilweise 60 Tonnen schweren Riesen transportiert wurden. Vor Ort wurden dann erst die Augenhöhlen gemeißelt und die eigentlichen Augen aus weißer Koralle und einer roten oder schwarzen Iris eingesetzt. Der größte Moai im Steinbruch, „El Gigante“, ist ca. 22m lang, aber steckt mit dem Kopf noch im Stein, wurde also nie fertig gestellt. Die aufgestellten Moai sind tief im Boden versunken, weil die Erde sich durch die Jahre und die Erosion immer weiter angehäuft hat. Anschließend fuhren wir zum Ahu Tongariki, wo 15 Moai stehen, die 1960 durch einen üblen Tsunami umgehauen, aber dann wieder aufgestellt und an kleinen Stellen restauriert wurden. Danach ging es zum größten transportierten Moai, der ca. 10m groß war, aber auf der Vorderseite lag. Diesmal war unser zweiter Guide eine Katze, die mit uns herumlief 😁 Daneben war ein angeblich „magischer“ runder Stein, der bei Esotherikern als „der Nabel der Welt“ bezeichnet wird. Naja, wir fanden es sah einfach aus wie ein stinknormaler Stein. Am Ende ging es dann nach Anakena, ein schöner Sandstrand mit zwei Plattformen und gesäumt von Palmen, die vor 60 Jahren aus Tahiti hergebracht wurden, um es attraktiver zu machen. Da wir recht früh fertig waren, fuhren wir dann noch kurz zu Tito nach Hause, lernten seine Frau Keka kennen und tranken einen Kaffee zusammen.

Was sollen wir sagen! Die Osterinsel hat uns unfassbar gut gefallen und wir sind froh, dass wir uns nicht von der etwas schwierigen Anreise und den teuren Preisen vor Ort haben abschrecken lassen. Die Insel hat neben den beeindruckenden Moai super viel zu bieten und wir sind sehr dankbar, dass wir dieses versteckte Fleckchen Erde besuchen durften!

Für uns geht es jetzt wieder zurück nach Santiago, von wo wir dann morgen nach Valparaíso fahren.

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