Veröffentlicht: 19.06.2023
Unsere Zeit in Südamerika begann mit einer charmanten 35-Stunden-Reise, die sich im Endeffekt auf fast 40 Stunden verlängerte. Unser erster Stop war Los Angeles, wo die Anschlussmaschine nach Houston leider mehr als 2 Stunden Verspätung hatte. Und damit schmolz unser Puffer, um den Flug nach Santiago de Chile zu bekommen, welcher obendrauf der einzige Flug pro Tag von Houston aus ist. Am Schalter sagte man uns, dass wir es eventuell noch schaffen könnten, wenn wir in Houston schnell rennen können. Dann wurde das Boarding nochmal weiter nach hinten geschoben und wir waren eigentlich sicher, dass wir die Nacht in Houston verbringen würden und auf den Flug am nächsten Abend warten müssten. Wir gingen nochmal zum Schalter und diesmal saß dort eine super optimistische Mitarbeiterin. Houston sei zwar riiiiiesig, aber wir könnten mit dem Zug vom einen zum anderen Gate fahren, dann würde das bestimmt klappen - ein Zug ?! - naja, wir waren also wieder positiv gestimmt. Nach der Landung in Houston gab es dann Stau auf dem Rollfeld und wir mussten wieder ewig warten, bis wir zum richtigen Parkplatz fahren und aussteigen konnten. Mittlerweile waren wir absolut sicher, dass das nichts mehr wird, die Maschine nach Santiago hätte vor 1 Stunde schon abheben sollen. Nichtsdestotrotz stiegen wir zügig aus und nach einem Blick auf die Anzeigetafel, auf der die Maschine noch aufgeführt wurde, stand fest: jetzt wird gesprintet, was das Zeug hält. Züge haben wir keine gesehen, aber wir rannten so schnell, da hätte bestimmt kein Zug mithalten können 😜Als wir am Gate ankamen pumpten wir wie die Maikäfer, aber wir konnten tatsächlich einsteigen! Mann waren wir da nach dem ganzen Hin und Her froh! Tatsächlich wartete das Flugzeug noch relativ lange auf weitere Passagiere, sodass wir uns die Rennerei hätten sparen können. Danach ist man immer schlauer und die kleine Sporteinheit hat uns gut getan und war bestimmt auch eine gute Thromboseprophylaxe zwischen der ganzen Sitzerei. Nun ging es also weitere 8 Stunden nach Santiago, wo wir nach 3 Zeitzonen und mit insgesamt 14 Stunden Unterschied zu unserem Startort Sydney dann um 8 Uhr morgens Ortszeit etwas zerknautscht aber wohlbehalten ankamen. Wir schon, unser Gepäck leider nicht. Uns wurde gesagt, dass es noch in Houston liege, aber sehr wahrscheinlich am nächsten Morgen ankommen würde. Falls wir in der Zwischenzeit Kleider kaufen müssen, sollen wir die Kassenzettel gut aufheben. Das ließen wir uns nicht zweimal sagen, erstens konnten wir so früh noch nicht in unser Hotel und zweitens war es arschkalt. Also ging es auf zum Shoppen! Ansonsten besichtigten wir eine große Kathedrale, spazierten durch die Stadt und liefen über den Plaza de Armas, wo eine Band spielte und ganz viele Leute tanzten und mit Tüchern wedelten. Bei der Musik hatten wir unser erstes Südamerika-Feeling. Abends kuschelten wir uns früh mit einer leckeren Pizza im Bauch in unser Bettchen ein.
Am nächsten Tag kam die erlösende Nachricht: unsere Rucksäcke waren gelandet und wurden mittags ins Hotel gebracht. Halleluja! Wir hatten für den Tag wieder eine Free Walking Tour gebucht und bei den kuscheligen 12 Grad waren wir froh um unsere eigenen Klamotten. Die Stadtführung dauerte 3 Stunden und führte uns zu den wichtigsten Orten Santiagos, außerdem erfuhren wir etwas über die Geschichte des Landes und am Ende bekamen wir noch Restaurant- und Bar-Tipps. Die Tour endete im Viertel „Lasterria“, wo es einen schönen Markt gab, es wurde Musik gespielt und wir liefen an vielen schönen Ständen vorbei. So wie unser Guide empfohlen hatte, erkundeten wir anschließend die gastronomische Seite des Viertels und probierten unser erstes chilenisches Bier, was lecker und vor allem ein richtiger Humpen war. Leicht angesäuselt ging es dann weiter und wir machten noch eine kleine Weinprobe mit jeweils 3 chilenischen Weinen.
An unserem letzten Tag in Santiago gab es eine kleine Prozession wegen Fronleichnam, was hier offenbar etwas später als in Deutschland stattfindet. Die Prozession war deutlich unspektakulärer als erwartet und vor allem sehr weihrauchlastig. Wir guckten also nur kurz und besichtigten dann eine weitere Kirche, in der ein besonderer Jesus hängt. Sein Dornenkranz ist vor vielen Jahren bei einem Erdbeben über den Kopf zum Hals gerutscht und beim Versuch ihn wieder an die richtige Stelle zu setzen gab es jedes Mal ein neues Erdbeben - ein verständlicher Grund, dass der Kranz jetzt da bleibt. Wir liefen weiter zu einem kleinen Hügel mit einer alten Burg, von der aus man einen schönen Überblick über die Stadt hatte und im Hintergrund die Gipfel der Anden sehen konnte. Zum Abschluss gingen wir noch in ein Museum mit Relikten aus der Zeit vor der spanischen Kolonisation.
Insgesamt hat uns Santiago gut gefallen, obwohl es eigentlich gar nicht so besonders ist. Aber die alten Gebäude im Kolonialstil, die freundlichen Chilenen und die Atmosphäre waren ein super Start auf diesem Kontinent! Soweit kommen wir mit der spanischen Sprache schon gut zurecht, nachdem wir jetzt 5 Monate fast nur englisch (und deutsch) gesprochen haben. Obwohl die Chilenen es einem nicht ganz so einfach machen, da sie immer das Ende der Wörter verschlucken und - wie alle spanisch sprechenden Menschen - verdammt schnell reden. 😄
Jetzt heißt es wieder packen, denn morgen geht es für uns zu dem wohl abgelegensten Ziel unserer Reise: die Osterinsel!