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Nasca

Veröffentlicht: 20.07.2023

Der Weg nach Nasca, das in dem peruanischen Teil der Atacamawüste liegt, führte uns mit dem Nachtbus über eine außerordentlich kurvenreiche Straße mit einigen Höhenmetern. Das ging diesmal nicht spurlos an Philip vorbei, dem von der Höhe schlecht wurde und aufgrund der vielen Kurven hatten wir auch danach eine unruhige Nacht. So kamen wir etwas zerbeult in dem kleinen Städtchen Nasca an, das erfreulicherweise nur noch auf 520m über dem Meeresniveau liegt und uns das Atmen sehr leicht machte. Nachdem wir uns kurz im Hotel ausgeruht hatten ging es für uns zu dem kleinen Flughafen in der Stadt. Wir hatten uns nämlich Tickets für einen Überflug der berühmten Nasca-Linien gebucht. Die Maschine war eine „Cessna“ für 5 Passagiere plus 2 Piloten. Wir bekamen alle Kopfhörer, um die Erklärungen des Co-Piloten hören zu können, so eine kleine Maschine macht nämlich ganz schön viel Krach. Da wir beide zum ersten Mal in so einem kleinen Flugzeug saßen, war alleine schon das Abheben ein Highlight. Wir flogen über die große Ebene mitten in der Wüste, in die das Volk der Nasca und Paracas zwischen 800 vor bis 600 nach Christus mysteriöse Bilder und riesige geometrische Formen gezeichnet hat. Es gibt verschiedene Theorien, wieso sie dies taten. Manche Bildnisse stellen Bitten an die Götter dar, zum Beispiel für Regen. Es gab auch viele Tierbilder, zum Beispiel ein großer Affe, ein Hund, ein Kolibri und eine Spinne. Die geometrischen Formen waren einerseits vor allem Versammlungsstellen für Rituale, andererseits vielleicht auch Wegweiser durch die Wüste. Eine weitere Theorie ist, dass sie zum Interpretieren der Sternbilder benutzt wurden. Das „Wie“ ist relativ sicher geklärt. Die Figuren sind nur wenige Zentimeter tief in den Sand gescharrt, da nur die oberste, schwere, mineralienreiche Schicht entfernt werden muss, um den Kontrast mit dem darunter liegenden weißen Sand zu erzielen. Der Grund, dass die Figuren auch nach so langer Zeit nicht verwischen ist, dass die Mineralienschicht einerseits sehr schwer ist und andererseits ein Gas bildet, das den Wind daran hindert, die Linien zu verwehen. Wie es damals möglich war das Ganze ohne Flugzeug so akkurat in den Sand zu zeichnen ist allerdings eine gute Frage und muss wohl an der leidenschaftlichen Ergebenheit der Nasca für ihren Glauben gelegen haben. Die Tier- und Naturbilder sind teilweise über 100m groß und die geometrischen Figuren sogar mehrere Kilometer lang. Zu den Linien gab es auch einmal die wilde Theorie, dass es sich um Botschaften von Außerirdischen handele. Eine Figur sieht auch tatsächlich etwas aus wie ein Alien, stellt jedoch einen Schamanen dar, der für die Nasca als Vermittler zwischen dem Volk und den Göttern agierte - der große Kopf ist dabei als Ausdruck von Wissen zu verstehen. Damit beide Seiten des Flugzeugs einen guten Blick erhaschten, flogen wir einige scharfe Kurven, sodass uns nach 30min etwas mulmig war. Wieder sicher auf festem Boden wich dieses Gefühl jedoch der Begeisterung, dass wir so ein historisch bedeutsames Mysterium aus der Luft sehen durften!


Eigentlich hatten wir gedacht, dass die Linien der einzige Programmpunkt in Nasca werden würden. In unserem Hotel arbeitete jedoch ein lokaler Fremdenführer, der uns eine Tour zu den Wurzeln der Nasca-Kultur empfahl. Da unser Bus sowieso erst nachmittags abfuhr, nahmen wir das Angebot an und wurden nicht enttäuscht. Er fuhr mit uns zuerst zu einem Aquädukt, von denen die Nasca viele gebaut hatten, um in dieser trockensten Wüste der Welt erfolgreich Landwirtschaft zu betreiben. Sie stellten sich darin so geschickt an, dass sie als die besten Hydrauliker ihrer Zeit galten und das Wasser teilweise kilometerweit und bergauf zu den Feldern leiteten. Anschließend führte er uns über die riesige religiöse Kultstätte der Nasca, die Pyramiden von Cahuachi, die er als den „präkolumbischen Vatikan“ bezeichnete, da dieser Ort auch überregional sehr bedeutsam war. Uns wunderte, dass es keinen offiziellen Eingang gab geschweige denn Eintritt gezahlt werden musste. Unser Guide sagte, bislang seien nur ca. 8% der Stätte freigelegt und das auch nur dank eines italienischen Investors, da die peruanische Regierung kein Interesse an der Ausgrabung habe. Am Ende fuhren wir noch zu einem ganz dubiosen Ort, einem Friedhof, der Grabräubern zum Opfer gefallen war. Die Nasca mumifizierten ihre Verstorbenen und gaben Ihnen Kostbarkeiten und wertvolle Kleidung mit ins Grab. Was heute noch übrig ist, sind nur die nicht so wertvollen Stoffe, Knochen und Keramiken, die für die Räuber nicht interessant waren. Aber all das lag einfach ungeschützt und frei zugänglich herum - etwas makaber aber auch interessant. 

Unser Guide erklärte uns, dass die Nasca neben der Bewässerungstechnik und Mumifizierung auch die Schädeltrepanation zu chirurgischen Zwecken beherrschten - Letzteres hatten sie sich sogar schon von den vorher lebenden Paracas abgeschaut. Das Ende der Nasca kam durch eine lange Dürreperiode, die sie dazu zwang umzusiedeln, wobei sich konkurrierende Clans bildeten. Letztendlich wurden sie alle von der kriegerischen Wari-Kultur ausgerottet. Die Inka, die ja deutlich später lebten, gaben dem Ort seinen heutigen Namen. Nasca heißt auf Quechua „Erde des Schmerzes“, da es aufgrund der Trockenheit wirklich kein Spaß war hier zu leben und die Inka selbst siedelten sich dort auch aus diesem Grund nicht an. Die Wüste war zur Zeit der Nasca noch nicht so weit vorgedrungen und es gab durchaus auch grüne Stellen, die Inka fanden nur noch trockene Wüste vor. Sie übernahmen aber das Wissen der Nasca - wie von so vielen anderen Völkern - und perfektionierten es, was sie (neben anderen Fähigkeiten) trotz ihrer zeitlich kurzen Herrschaft zu der berühmten Hochkultur machte, die wir heute alle kennen. Wir fanden es total interessant andererseits auch etwas über die deutlich unbekannteren Menschen aus Nasca zu lernen, darüber was sie schon tausend Jahre vorher alles wussten und welche Fähigkeiten sie bereits ausgetüftelt hatten. Nasca ist eben doch mehr als „nur“ die Linien in der Wüste.


Für uns geht es jetzt ausnahmsweise mal nur 3 Stunden weiter mit dem Bus, nämlich nach Ica.

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