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7. Tag auf Rügen (Sonntag 10.10.2021

Veröffentlicht: 11.10.2021

7.Tag auf Rügen (Sonntag 10.10.2021)

Nachdem ich eben fast den ganzen Text und die Fotos fertig hatte,. habe ich mal wieder ne falsche Taste gedrückt und alles war weg. Boh, habe ich geflucht.

Gestern gaben wir den Ort Scharprode ins Navi ein, um von dort aus nach Hiddensee zu fahren. Wir kamen gut voran, fanden uns aber dann vor einer Autofähre wieder, die eben nicht nach Hiddensee fuhr. Also Navi erneut anschmeißen, aber wenn man keine genaue Straße hat, ist das schon schwierig, denn nun fanden wir uns, nachdem wir lange über eine alte, holprige DDR Straße gefahren sind auf einmal in einem Niemandsland wieder. Also befragte ich nun meine Siri vom Handy und sie führte uns scheinbar an unseren Zielort, wobei ich vorsichtshalber doch noch mal fragte und die Antwort erhielt, das ich der Straße einfach nur geradeaus folgen sollte und dann hin käme. So war es dann auch und auf einem entfernt gelegenen Großparkplatz ließen wir das Auto stehen und machten uns auf zum Hafen.

Angekommen hörten wir, dass die nächste Fähre nach Kloster fahren würde. Wir entschieden uns kurzfristig dafür und warten in einem Cafe bei einer Tasse Kakao und einer Tasse Cappuchino die Zeit ab. Dann ging es los.

Auf Hiddensee gibt es vier Orte. Kloster hat seinen Namen, weil dort Zisterzienser Mönche ein Kloster gebaut hatten. Ein Feuer zerstörte zweimal die Anlage und 1536 verließen die Mönche das Kloster. Im dreißigjährigen Krieg wurde es dann vollends zerstört, so dass es heute verschwunden ist.

Zu DDR Zeiten war Hiddensee eine fast vergessene Insel, denn auch wenn der Strand bewacht war gelang doch vielen die Flucht in internationale Gewässer. Auch erschien die Insel ein Fluchtpunkt für Aussteiger, Künstler und Andersdenkende. Die Distanz zur  DDR und dem offiziell propagierten Fortschritt auf dem Festland schuf Freiheit. Die Stasi hatte es schwer auf der Insel, da die Kleinheit der Insel eine Anonymität schwer machte.

Der Tourismus wurde über Ferienheime geregelt, während ein Neubau von Ferienzimmern nicht möglich war. So schliefen Gäste in Pferde,- und Hühnerställen. In der kleinen Kirche wurden Lesungen und Vorträge von kritischen Intellektuellen gehalten. Der Charme der Insel wurde auch von Gerhard Hauptmann geliebt, so dass er sich dort niederließ. Aber auch Käthe Kruse, die Puppenmacherin,  lebte hier mit ihrem Mann, der das Kinderbuch "Urmel aus dem Eis" geschrieben hat.

Als wir ankamen machten wir uns auf zum Gerhard Hauptmann Haus. Er hatte die Villa 1930 gekauft. Vorher war er schon oft auf der Insel  und lebte dort mit seiner zweiten Frau bis1943. Der Sommerwohnsitz ist noch im Originalzustand. Hauptmann ließ einen neuen Teil anbauen, in dem sein Schreibtisch und der Stuhl am Fenster stehen. Eine große Bücherwand ist voll gestellt mit alten Werken. 

In dem Weinkeller war der Wein in Tonröhren gelagert und in Mauerrechtecken lagerten verschiedene Öle, die die Köchin zum Kochen benutzte.

Das Ehepaar Hauptmann hatte getrennte Schlafzimmer, jedoch gab es eine Klappe, die nur von der Frau geschlossen werden konnte, wenn das Paar sich noch unterhalten wollte. Hauptmann hatte oftmals einen schlechten Schlaf und beschrieb in diesen Nächten seine Ideen an die Wände seines Zimmers.

Hauptmann starb 1946 in Schlesien, wurde aber auf seinen Wunsch bei Sonnenaufgang auf Hiddensee beigesetzt. Auf dem alten Friedhof fand ich dann auch sein Grab, aber es ist nicht wirklich gepflegt.

Über die Straße fuhren immer wieder Pferde mit Touristen. Kramser  (Planwagen) und Kutschfahrten wurden hier für die Touristen auf der autofreien Insel angeboten. Es war schön das Getrappel der Tiere zu hören. Wir wanderten nun aus Kloster heraus und uns erwartete eine traumhaft friedliche Landschaft. Es ging vorbei an Ziegen, Enten  und Pferden auf großzügigen Weiden. Und der Blick in das Heide bewachsene Hinterland und auf das Meer ließen die Seele frei werden. Die Ruhe der Insel streichelte die Seele. Doch dann ging es zurück zu Fähre, von der wir einen herrlichen Sonnenuntergang sahen. Dennoch plagte mich die Sorge, wie wir mein Auto wiederfinden würden.  Erfreulicherweise war der verschlungene Weg, vorbei an Datschas und Neubauten, gut  ausgeschildert und die Nacht bereitete uns eine angenehme Rückfahrt mit Straßen, die überwiegend schnurgerade über die Insel verlaufen.



Antworten (2)

Brigitte
Jeder Tag ist so toll beschrieben. Spannend bis zur Gute Nacht!

Christa
An Hiddensee habe ich auch schöne Erinnerungen. War mit Peter vom Darß aus dort.