Veröffentlicht: 17.07.2021
Mit dem ersten möglichen Zug verlassen wir Skopje um 6:23 Uhr in Richtung Gevgelija. Wir sind noch ziemlich müde und dösen dadurch fast die ganze Zeit vor uns hin. Ein bisschen schade, da wir so die wunderschöne Landschaft nicht noch einmal genießen können. In Gevgelija angekommen, suchen wir uns ein Café für Frühstück und WiFi. Während wir erstmal Waffeln mit Obst Essen und einen viel zu starken geeisten Kaffee trinken, fällt uns ein, dass wir das Einreiseformular für Griechenland vergessen haben. Naja, bis jetzt auch noch kein Problem gewesen. Kann man ja bestimmt noch ausfüllen. Falsch gedacht. Wir können das Formular ausfüllen, aber damit eigentlich erst morgen einreisen. Sch....
Na ja wir sind eigentlich immer noch positiv gestimmt. Bis uns die Cafebesitzerin sagt, dass sie wohl ziemlich streng sind. Ohje. Wir beschließen, es trotzdem zu versuchen. Wir haben ja auch schon ein Hostel gebucht. Vielleicht war das nicht so schlau von uns. Die Cafebesitzerin ruf uns ein Taxi, dass uns bis an die Grenze bringen kann. Weiter geht natürlich nicht, da der Taxifahrer sonst auch ein Einreiseformular bräuchte. Wir sind schon ein bisschen nervös. Hoffentlich klappt das jetzt. Im taxi besprechen wir noch, wie wir das mit dem fehlenden Einreiseformular erklären. Wir einigen uns darauf: wir konnten es erst heute ausfüllen, weil wir so viel in den Bergen und National Parks unterwegs waren, und dort keinen Internetzugang hatten. Die aussicht auf ein bisschen schwindeln macht uns noch nervöser. An der mazedonischen Grenze läuft erstmal alles easy. Auf Nachfrage bekommen wir sogar einen Ausreisestempel. Zwischen den beiden Grenzposten ist es noch einige 100m zu laufen. Wir versuchen uns, unsere Nervosität nicht anmerken zu lassen, und gehen ganz souverän mit unseren vorgehaltenen Personalausweisen die griechische Grenze zu. Wir werden nach dem Einreiseformular gefragt und zeigen die Bestätigungsmail, in der steht, dass sie nicht als Einreiseformular reicht. Wir werden gefragt, ob wir es für beide ausgefüllt haben. Ja. Nachdem wir auch unsere Impfpässe vorgezeigt haben, dürfen wir passieren. Das war ja fast schon zu einfach. Ganze Aufregung umsonst. Wir müssen uns zurückhalten, um nicht gleich hinter der Grenze einzuschlagen und loszulachen. Glück gehabt. Jetzt brauchen wir wieder ein Taxi. Diesmal bis nach Thessaloniki. Wir telefonieren mit einem ehemaligen Fernfahrer, der sehr gut deutsch spricht. Babsi zeigt ihr ganzes Verhandlungsgeschick und handelt das Taxi am Ende von 85€ auf 50€ herunter. Wir unterhalten uns super nett mit dem älteren Mann. Wir lernen etwas griechisch und so vergeht die zeit bis zum Stadteingang super schnell. Dann gibt es ein bisschen Probleme. Die Schnellstraße ist gesperrt, weshalb wir durch den dichten Verkehr bis Stau durch die Stadt gurken müssen. Die Temperaturanzeige im Auto zeigt übrigens 38 Grad an - uff wir schwitzen. Am Schluss kommen wir uns ganz schön vor wie in einem Labyrinth. Die verschlungenen Einbahnstraßen machen Orientierung mit dem Auto ganz schön schwer. Und wir haben ein Hostel in der Altstadt gebucht. Diese liegt oberhalb des Stadtzentrums, weshalb wir eine ziemlich gute Aussicht über die Stadt auf das Meer haben. Außerdem ist unser Hostel (Crossroads) ziemlich toll und hat sogar einen Balkon mit Bar. Die Mitarbeiter*innen sind auch super nett und hilfsbereit und unterstützen uns vor allem beim Zugverbindungen finden und beim Planen unserer Tour auf den Olymp. Veronika bucht eine free walking tour durch das Stadtzentrum für den nächsten Tag (ja, wir sind lernfähig). Erstmal müssen wir aber Wäsche waschen. Es ist so viel, dass wir es im ganzen Hostel verteilen müssen. Trotz der Hitze machen wir uns etwa um 7 Uhr auf den Weg zu einer Taverna, die uns empfohlen wurde. Wir nutzen aber die Gelegenheit, um noch ein bisschen durch die obere Altstadt an der Stadtmauer entlang zu schlendern. Dabei fallen uns die vielen Babykatzen auf. Wir haben eigentlich gelesen, dass am Trigonion Turm abends immer ganz schön was los ist. Bis jetzt sehen wir aber noch nichts. In der Taverna haben wir richtig Lust auf Salat. Wir bestellen deshalb einen griechischen Salat, einen Tomatensalat und Zucchinikroketten (anscheinend eine griechische Vorspeise, genannt Kolokithokeftedes). Sehr lecker, und genau richtig bei der Hitze. Auf dem Rückweg zum Hostel kommen wir wieder am Trigonion Turm vorbei. Hoppla, jetzt wissen wir, was gemeint war. Auf dem ganzen Gelände sitzen Menschen jeden Alters, trinken Bier, hören Musik, haben Spaß. Wir setzen uns auf den Balkon, schreiben Blog und telefonieren nach Hause.
Nach dem doch recht aufregenden Tag schlafen wir gut.
Weil es vor der Free walking tour noch einiges zu erledigen gibt, stehen wir zeitig auf. Wir müssen die ganze frische Wäsche wieder in die Rucksäcke bringen, und die Hütte auf dem Olymp klarmachen. Tatsächlich kommen wir schon wieder in Zeitnot und müssen uns ganz schön beeilen, um maximal 5 Minuten zu spät zur Tour zu kommen. Die vielen Treppen durch die Stadt helfen uns dabei. Vor allem wichtig, weil außer uns keiner zur Tour kommt. Ui, gut dass wir gebucht haben. Wir beginnen am Hotel Electra Palace, das am einzigen Platz der Stadt liegt, an dem die Architektur aufeinander abgestimmt ist: der Aristoteles-Platz. Von oben hat er wohl die Form einer Flasche, weshalb schon Absolut Wodka ihn für Werbung in eigener Sache nutzte. Wir bekommen eine kurze Einführung in die Stadtgeschichte. Der Name Thessaloniki stammt von einer Prinzessin. Der makedonische König Kassandros benannte die Stadt nach dieser Prinzessin, seiner Frau. Auch diese Stadt wurde mehrmals von verheerenden Bränden geschädigt. Deshalb sehen viele Bauten relativ neu aus, und nichts passt zusammen, außer eben am Aristoteles Platz. Unserem Guide ist es wichtig, dass Thessaloniki zwar nicht viele Sehenswürdigkeiten hat, aber viele schöne versteckte Orte, die es zu entdecken gilt. Ein Beispiel dafür sind die Walls of Kindness: dort sind Haken angebracht, an denen in Tüten Essen oder andere Kleinigkeiten für bedürftige Menschen abgelegt werden können. Eine schöne Tradition, die nach der starken Wirtschaftskrise geblieben ist. Immer noch sind sehr viele Menschen in der Stadt sehr arm und nutzen diese Möglichkeit.
Wir gehen weiter in Richtung Hagia Sophia (ja, kaum zu glauben, hier gibt es auch noch eine). Auf der anderen Straßenseite kann man noch die originalen Mauern der früheren Kirche betrachten, die damals deutlich größer war. Man kann dort auch in unterirdische Gänge, die in den verschiedenen Zeiten von unterschiedlichen Leuten benutzt wurden. Leider sind sie nur noch dort vorhanden. Überall sind Gemälde des Heiligen Johannes des Täufers aufgestellt, auf denen er seinen eigenen Kopf in der Hand hält. Gruselig. Außerdem finden wir hier aber auch die einzige öffentliche Trinkwasserquelle der Stadt (natürlich auch wieder Heilwasser). Weiter im Studentenviertel erzählt er uns von den wichtigsten Getränken Griechenlands - und Ouzo ist nicht dabei. Im Studentenleben ist vor allem auch das Kaffeetrinken wichtig, weil man das den ganzen Tag machen kann. Der geeiste Kaffe schmeckt seiner Meinung nach am besten mit Baileys (uns bisher noch gar nicht).
Alkohol: am begeistertsten ist er von Mastiha, ein sehr starker Schnaps aus einer Pflanze, die wohl nur auf einer Insel in Griechenland wächst;
dann macht er Ouzo runter - ist ihm nicht typisch genug, da es Anisschnaps fast überall gibt;
Rakomelo ist eine Art Fruchtlikör, der aufgrund des Zimts im Winter und oft auch heiß getrunken wird - ok klingt auch gut...
Nach einiger Zeit gelangen wir zum Weißen Turm, der direkt am Meer steht. Die runden Türme stammen aus der Zeit der osmanischen Besatzung. Eigentlich wurde alles aus dieser Zeit zerstört, aber der Turm hätte zu viel gekostet. Übrigens ist der Trigonion Turm auch ein Beispiel dafür. Nach der Tour beschließen wir, auf den Weißen Turm zu steigen. Darin ist es eine Ausstellung über die Stadtgeschichte. Unsere Konzentration ist aber aufgrund der Hitze eher gering. Für alle unter 25 sind übrigens Museen und auch der Turm kostenlos. Ehrlich gesagt beeindruckt uns auch die Aussicht nicht sonderlich. Am Meer entlang gehen wir wieder zurück zum Aristoteles Platz. Dort wollen wir noch zum Markt. Nach etwas schlendern holen wir uns noch ein süßes Gebäckstück (Bougatsa) und einen Zopf (Tsoureki), den wir mit auf den Olymp nehmen wollen. Jetzt wird's aber schon wieder Zeit - wir wollen noch einen Zug nach Litoshoro nehmen. Der Weg wieder rauf zum Hostel bringt uns nochmal ganz schön ins Schwitzen. Wir holen nur schnell unser Gepäck und ab geht's zum Bahnhof. Weil der Bus irgendwie nicht kommen mag, müssen wir doch noch ein Taxi nehmen. Der Zug nach Litoshoro kostet 9€ und ist der noblste Zug, den wir seit dem Railjet hatten. Es gibt sogar eine Klimaanlage und mega komfortable Sitze. Zum ersten Mal auf unserer Reise haben wir auch keine Verspätung bei Ankunft. Gute Voraussetzungen. Der Bahnhof von Litoshoro liegt direkt am Meer, und wir können schon den Olymp sehen - WOW.
Fortsetzung folgt...