Madagaskar
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Mit dem Kanu auf hoher See

Veröffentlicht: 04.09.2023

Unser Tag startet sehr früh, ich stehe um 5 Uhr auf in Vorfreude auf die Wale. Wir machen uns fertig und gehen aus der Hütte raus, da kommt direkt die kleine Miezekatze vom Strand angelaufen und rennt in unsere Hütte. Laut schnurrend. Ich packe sie und setze sie raus und schlüpfe hinterher, aber sie rennt direkt wieder rein. Also nehme ich sie auf den Arm und warte bis die Tür zu ist. Sie sieht recht sauber aus und hat bestimmt keine komischen Krankheiten. Hoffentlich. Wir laufen zum Strand, da kommt Pedro uns schon entgegen und geht mit uns zum Boot. Er erklärt, dass wir drei Bootsmänner haben, weil wir heute weiter raus fahren. Na toll. Ich habe schon ein bisschen Angst, aber egal. Es ist stockduster und wir setzen uns in das Kanu, die Segel werden gespannt und schon geht’s los. Ein Wunder, dass die überhaupt irgendwas sehen können und vor allem wissen wo wir hin müssen. Ich sehe auf jeden Fall gar nichts, außer dass direkt neben uns der große dunkle Ozean ist. Nach einer halben Stunde ist langsam etwas Sonnenlicht in Sicht und wir sind immer noch in voller Fahrt Richtung Horizont. In der Ferne sehe ich riesige Wellen, die gebrochen werden. Quasi eine ganze Linie am Horizont entlang. Ich mache mir Sorgen, wie wir diese Front mit dem Boot eigentlich überwinden wollen. Wahrscheinlich ist das dort das Riff, bis dahin ist das Wasser ziemlich niedrig und es gibt verschiedene Riffe, dahinter beginnt dann der echte Ozean, mitsamt Haien und natürlich Walen. Das ist wohl auch der Grund, warum an der Westseite von Madagaskar keine Haie direkt an den Strand kommen, dass Riff hält sie ab. Aber um die Wale zu sehen müssen wir da natürlich auf die andere Seite. Wir nähern uns den Wellen und ich bekomme es mit der Angst zu tun. Die Männer rufen sich Sätze zu und fangen alle an zu paddeln. Auf einer Seite um das Boot in die entgegengesetzte Richtung zu bekommen. Ich sehe eine Lücke in der keine Brandung ist, wahrscheinlich ist das Wasser dort tiefer. Dort wollen wir also lang fahren. Ich vertraue einfach mal in das Können der Bootsmänner. Und tatsächlich driften wir elegant zwischen den monströsen Wellen hindurch. Puh, geschafft. Jetzt schaukelt es einfach nur noch, aber wenigstens ohne die Gefahr, dass wir einmal komplett umgedreht werden durch diese Wellen. Wir fahren etwas weiter raus und die Küste verschwindet hinter der Brandung. Keine Ahnung wie wir jemals diese Öffnung wiederfinden, aber gut. Am Horizont tauchen plötzlich ganz viele kleine Kanus auf, viele kleine Fischerboote mit jeweils einem oder zwei Männern. Sie paddeln zielstrebig Richtung Küste. Wahrscheinlich nach einem erfolgreichen Fischfang in den Morgenstunden. Na gut, wenn hier so viele Boote sind, dann klappt das schon. Plötzlich ruft einer der Männer aufgeregt und tatsächlich, ein paar hundert Meter vor uns erhebt sich etwas großes aus dem Wasser und eine Fontäne. Ein Wal mit seinem Kalb. Wir stechen in See. Die Männer nehmen die Paddel und los geht die Verfolgung hinter den Walen hinterher. Wir sehen sie mehrmals und schließlich abtauchen. Wir sehen noch einige weitere Wale, alles Buckelwale, sie haben gerade ihre Jungenaufzucht hier. Die Wellen schaukeln das kleine Boot ganz schön und mir wird etwas schummrig. Nach einiger Zeit machen wir uns auf den Rückweg. Der Wind hat abgenommen, deswegen eher etwas langsamer. Wir nähern uns der Brandung. Die Männer rufen sich aufgeregt Sachen zu und ich hab schon wieder etwas Angst. Irgendwie driften wir doch recht stark Richtung Brandung. Die Wellen dort sind riesig. Die kann man vielleicht surfen, aber bestimmt möchte ich da nicht mit dem Kanu reingeraten. Die Männer offensichtlich auch nicht, sie paddeln stark auf einer Seite. Es gibt einen kleinen kritischen Moment, aber dann sind wir irgendwie schon durch, wieder diesseits der Brandung, im Riff und auf dem Weg Richtung Küste. Den Rest lassen wir uns durch das Segel treiben und die Fahrt verläuft ohne Zwischenfälle. Zurück am Strand bin ich doch recht froh wieder festen Boden unter mir zu haben. Wir gehen frühstücken und dann entspanne ich am Strand. Mit Blick aufs Meer und einigen Massageangeboten, der Frauen am Strand. Ich mache einen Spaziergang in die weniger bewohnten Bereiche der Küste. Trotzdem kommen teilweise Kinder angelaufen und wollen Schmuck oder Wale aus Holz verkaufen. Nachmittags trinke ich Kokossaft aus einer Kokosnuss. Als der alle ist, öffne ich sie mit Steinen und pule das Kokosfleisch mit meinem Messer heraus. Sehr köstlich. Definitiv ein Highlight der Küste, die frischen Kokosnüsse. Abends kommt Manantsoa wieder an und wir gehen zusammen zu einem der madagassischen Restaurants essen. Die Reisportionen sind einfach unglaublich riesig. Nicht zu vergleichen mit touristischen Feinschmecker-Restaurants. Dort geht man hungriger wieder heraus als rein.

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